Hochdotierte Förderungen für Stammzellforschung am IMBA
Wien (OTS) – Die Human Frontier Science Programm Organisation (HFSPO) zählt zu den renommiertesten Fördergebern im Bereich der Lebenswissenschaften und fördert internationale Kooperationen für besonders innovative und kreative Forschungsansätze. Aus über 770 eingereichten Projekten wurden lediglich 4% gefördert. Am IMBA konnten durch Kikuë Tachibana und Bon-Kyoung Koo gleich zwei Forschungsgruppen eine hochdotierte HFSP Förderung sichern.
Kikuë Tachibana erhielt eine prestigeträchtige Förderung im Wert von 1,2 Millionen Dollar. Die IMBA-Gruppenleiterin übernimmt die Leitung eines interkontinentalen Konsortiums, an dem auch das IMP in Wien, das MIT in Boston, USA, und die Universität Tokyo, Japan, beteiligt ist. „Wir wollen verstehen, wie die Kernmasse unserer Zellen, das sogenannte Chromatin, innerhalb von Stunden nach der Befruchtung Eizelle „umprogrammiert“ wird, sodass daraus ein völlig neuer Organismus entstehen kann“, sagt Tachibana. Nur eine einzige Zelle des Körpers –die befruchtete Eizelle- verfügt über diese außergewöhnliche molekulare Eigenschaft, man spricht von der sogenannten „Totipotenz“.
Auf der Suche nach einem „heiligen Gral“ der Lebenswissenschaften
Totipotenz, diese Zelleigenschaft des einzelligen Embryos, gilt als heiliger Gral der Lebenswissenschaften, da über die genauen Mechanismen wenig bekannt ist. Das hochkarätige Forschungsteam rund um Tachibana vereinigt nun breit gefächerte Expertisen und neueste Methoden, wie etwa Sequenziermethoden zur Feststellung von 3-dimensionalen Chromatinstrukturen, Polymer-Physik, fortgeschrittene Mikroskopie und Eierstockorganoide. „Wissen um diese ’Super-Stammzelle‘ ist wichtig, um den molekularen Anfang von Leben verstehen zu können, und könnte möglicherweise Anwendungen im Bereich der Regenerationsmedizin schaffen,“ sagt Tachibana.
Die Austro-Japanerin wuchs in Österreich, Japan und Großbritannien auf und spezialisierte sich im Rahmen ihres PhDs an der Universität Cambridge auf Zellzyklus- und Krebsforschung. Anschließend war sie PostDoc bei Breakthroughpreisträger Kim Nasmyth in Oxford, bevor sie 2011 die Leitung einer Forschungsgruppe am IMBA übernahm. In den letzten Jahren machte sie durch wichtige Erkenntnisse zum Maternal Age Effekt und vielfache Auszeichnungen international auf sich aufmerksam.
Neue Ansätze in der Krebsforschung
Dr. Bon-Kyoung Koo wurde mit dem Young Investigator Grant der HFSPO ausgezeichnet, der mit einer Million Dollar dotiert ist. Gemeinsam mit Forscherkollegen aus Südkorea und Holland will er die „allerersten Schritte“ der Krebsentstehung entschlüsseln- nämlich wie Mutationen über längere Zeit gesunde Zellen entarten lassen. Manche Organe unseres Körpers wie etwa Magen oder Darm müssen sich stets erneuern, um funktionsfähig zu bleiben. Möglich machen dies sogenannte adulte Stammzellen, die auch bei erwachsenen Menschen vorhanden sind. Diese körpereigene Regeneration wird durch komplexe molekulare Signale streng kontrolliert. Ist dieses Gleichgewicht gestört, kann sich Krebs entwicklen. Koos Forschung ist relevant für Magen- und Darmkrebs, zwei Krebsarten, die weltweit immer häufiger vorkommen. Auch der bis dato wenig erforschte Leberkrebs steht im Visier von Dr. Koo. „Wissen über diese noch unbekannten Prozesse könnte unser Verständnis von Krebsentwicklung völlig neu definieren und hoffentlich dazu beitragen, neue therapeutische Ansätze zu finden“ sagt Koo.
Der Südkoreaner ist seit letztem Oktober Gruppenleiter am IMBA. Er promovierte am Korea Advanced Institute of Science and Technology, bevor ihn seine Forschung nach Europa führte. Nach einem Post Doc bei dem renommierten Organoid-Forscher Hans Clevers in Utrecht leitete er eine Forschungsgruppe an der Universität Cambridge, bevor er 2017 ans IMBA wechselte. Im Jänner konnte sich die Forschungsgruppe Koo zusammen mit einem interdisziplinären Konsortium Europäischer ForscherInnen für die Vorauswahl der mit 20 Millionen Pfund dotierte Grand Challenge der Cancer Research UK qualifiziert. Im Rahmen des Projekts soll der Zusammenhang zwischen Körperfett und Krebsentstehung erforscht werden.
„Die HFSPO gehört weltweit zu den renommiertesten und begehrtesten Fördergebern in den Biowissenschaften. Ich freue mich außerordentlich, dass gleich zwei Forschungsgruppen am IMBA ein HFSP Stipendium gewinnen konnten. Nun können sie ihre innovativen Forschungsansätze zusammen mit internationalen Top-Experten vertiefen und auf breit gefächerte Expertisen und Methoden zurückgreifen. Dies ist eine große Auszeichnung für die österreichische Stammzellforschung an der Akademie der Wissenschaften,“ freut sich Jürgen Knoblich, stellvertretender wissenschaftlicher Leiter am IMBA, Koordinator der IMBA-Stammzelleninitiative und Mitbegründer der Österreichischen Gesellschaft für Stammzellforschung.
Über die HFSPO:
Das „Human Frontier Science Program“ (HFSP) ist ein internationales Forschungsförderungsprogramm in den Lebenswissenschaften, das Forschung an den derzeitigen wissenschaftlichen Grenzen ermöglicht. Es gehört zu den wichtigsten internationalen Förderprogrammen in der lebenswissenschaftlichen Forschung und finanziert hochmoderne Projekte, deren Ausgang nicht vorhersehbar ist. [http://www.hfsp.org/] (http://www.hfsp.org/)
Über IMBA
Das IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie gehört zu den führenden biomedizinischen Forschungsinstituten in Europa. Im Fokus stehen medizinisch relevante Fragestellungen aus den Bereichen Stammzellbiologie,RNA-Biologie, Molekulare Krankheitsmodelle und Genetik. Das Institut befindet sich am Vienna Biocenter, einem dynamischen Konglomerat aus Universitäten, akademischer Forschung und Biotechnologie-Unternehmen. Das IMBA ist ein Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der führenden Trägerin außeruniversitärer Forschung in Österreich.
[www.imba.oeaw.ac.at] (http://www.imba.oeaw.ac.at)
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Mag. Ines Méhu-Blantar
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