Woche der Landwirtschaft: Herkunft der Lebensmittel in Kantinen erkennbar machen
Titschenbacher: Steirer wollen mehrheitlich heimische Zutaten im Essen
Wien (OTS) – Bei der Woche der Landwirtschaft (29. April bis 6. Mai 2018) dreht sich österreichweit alles um die Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung. In Schulen, Kantinen, Mensen, Krankenhäusern sowie Pflege- und Seniorenheimen ist die Lebensmittelherkunft meist unklar. „Die Gäste und Kunden haben keine Wahlfreiheit, wünschen sich aber Transparenz durch eine klare Herkunftskennzeichnung des Kantinenessens“, unterstreicht Franz Titschenbacher, Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) Steiermark. Das bestätigt auch eine brandaktuelle, repräsentative GfK-Umfrage vom März 2018: Die Steirer sind österreichweit die größten Konsumpatrioten – 79% wünschen sich eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Zutaten wie Fleisch und Eier sowie für Fleisch- und Eiprodukte im Kantinenessen (Österreich: 68%, also gut zwei Drittel).
„In heimischen Produkten vereinen sich Qualität, Frische, Regionalität und nachvollziehbare Herkunft – das ist das große Plus, warum beim persönlichen Einkauf in den Geschäften gezielt und vermehrt heimische Lebensmittel bevorzugt werden“, unterstreicht Titschenbacher. Und weiter: „Um auch beim Großküchenessen für Entscheidungsfreiheit und Vertrauen in ein gutes Essen zu sorgen, verlangt die Landwirtschaftskammer auch hier eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung“.
An der rot-weiß-roten Lupe „Gut zu wissen“ erkennt man auf den ersten Blick die Herkunft der verwendeten Lebensmittel in Kantinen. Auch die gesetzlichen Grundlagen sind geschaffen: „Öffentlich geführte Großküchen müssen nicht mehr die billigsten Lebensmittel, sondern können nach dem Bestbieterprinzip regionale Lebensmittel einkaufen“, so Titschenbacher. Auch das Regierungsprogramm sieht eine verpflichtende Kennzeichnung von Fleisch und Eiern in Kantinen sowie eine Pflichtkennzeichnung von verarbeiteten Produkten aus Fleisch und Eiern vor. Steiermarkweit werden täglich 500.000 Essen außer Haus verzehrt, österreichweit 2,5 Mio. mit steigender Tendenz.
Thema in anderen EU-Ländern
Transparenz bei der Herkunft der Lebensmittel ist ein anhaltender Trend. Sieben EU-Ländern hat die EU-Kommission ihren diesbezüglichen nationalen Vorstoß genehmigt. Seit 2017 kennzeichnet Frankreich alle Fleischprodukte, die mehr als 8% Fleischanteil haben (zum Beispiel „geboren, gemästet, geschlachtet in Frankreich“) und alle Milchprodukte mit mehr als 50% Milchanteil (gemolken, verarbeitet, abgepackt). Auch in Finnland muss das Ursprungsland bei verarbeiteten Produkten aus Fleisch und Milch angegeben werden. Italien, Portugal, Spanien, Litauen und Griechenland haben bei Milch und Molkereiprodukten ähnliche Kennzeichnungsregeln eingeführt. Darüber hinaus arbeitet Finnland an einer Kennzeichnungspflicht von Fleisch und Fisch für die Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung. In der Schweiz ist die verpflichtende Herkunftskennzeichnung für tierische Produkte in allen Gastrobetrieben – von Kebap-Anbietern bis zu Großküchen – seit 1995 verpflichtend und unbestritten. Die Herkunft muss auf der Speisekarte oder direkt bei der Speise angegeben werden, bei Eiern ist die Haltungsform anzuführen.
Gesundheitslandesrat Drexler: Saisonale und regionale Produkte für die Patienten
„Als Gesundheitslandesrat ist es mein zentrales Anliegen, die Gesundheit der steirischen Bevölkerung nachhaltig zu stützen und konsequent zu verbessern. Ausgewogene Ernährung und moderate Bewegung haben einen wesentlichen Anteil an der Gesundheit der Steirerinnen und Steirer. Damit können viele Erkrankungsmerkmale, die im schlimmsten Fall zu Schlaganfällen oder Herzinfarkten führen, frühzeitig erkannt oder sogar verhindert werden. Wir geben in der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft rund 11,5 Mio. Euro pro Jahr für den Lebensmitteleinkauf aus, davon werden zirka 80% regional eingekauft. Gerade im Krankheitsfall ist es von großer Bedeutung, dass man sich gesund ernährt. Mir ist es daher ein großes Anliegen, dass in unseren Häusern regionale und saisonale Produkte für unsere Patientinnen und Patienten eingekauft werden“, betont Gesundheitslandesrat Christopher Drexler.
Steiermarkhof – Österreichs erste Großküche setzt nur auf regionale Lebensmittel
Nur Regionales kommt auch auf die Teller der Kursteilnehmer des Steiermarkhofes, dem Bildungshaus der LK Steiermark. „Als erste Großküche Österreichs kocht der Steiermarkhof saisonal und regional. Ein Drittel der Lebensmittel kommt von Bauern im Umkreis von 30 km, ein Drittel sind Biolebensmittel und ein Drittel kommt aus der Steiermark beziehungsweise Österreich. Jährlich werden 40.000 regionale und saisonale Mittagessen serviert“, unterstreicht Werner Brugner, Direktor der LK Steiermark. Auch alle Säfte kommen aus der Region, Cola und Co. werden nicht mehr angeboten. Und: In der neuen Hofkochschule werden bei jährlich 500 Kochkursen und Kulinarik-Veranstaltungen den rund 7.500 Teilnehmern die Vorzüge heimischer Lebensmittel vermittelt.
ÖBB-Zugcatering: Transparenter Genuss auf Schiene
Catering-Spezialist Josef Donhauser und seine mittlerweile rund 1.200 Mitarbeiter unterstützen als Österreichs größtes privat geführtes Cateringunternehmen seit März 2015 die „Gut zu wissen“-Initiative der Landwirtschaftskammer. Wie von der Landwirtschaftskammer empfohlen, werden Fleisch und Eier mit einer rot-weiß-roten Lupe gekennzeichnet. Alleine bei der Bahn mit ihren 100 Fernverkehrszügen sind somit 1,3 Mio. Speisen pro Jahr mit einer Herkunftskennzeichnung versehen. Der Aufwand der Umstellung ist im Vergleich zu den rechtlichen Umsetzungen in der Gastronomie der vergangenen Jahre überschaubar, so Donhauser-Unternehmenssprecher Dietmar Trummer. Mit der saisonalen Menükarte, die vierteljährlich wechselt, erfüllt das Unternehmen die Wünsche der rund 4.000 befragten ÖBB-Fahrgäste.
„Gut zu wissen“-Botschafter ausgezeichnet
Um für die Herkunftskennzeichnung in Gastronomie und Großküchen die Werbetrommel zu rühren, zeichnet die LK Steiermark verdiente Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft aus. Diese sind Gesundheitslandesrat Christopher Drexler, Ulli Retter (Seminar-Hotel und Bio-Restaurant, Pöllauberg), Gastwirtin Christa Wimberger (Bad Waltersdorf) und Johann Spreitzhofer (Obmann Fachgruppe Hotellerie in der Wirtschaftskammer und Leiter des Landhotels Spreitzhofer, St. Kathrein/Offenegg).
„Als österreichischer Leitbetrieb für Nachhaltigkeit setzen wir voll auf die Region und auf Bio. Aufgrund unseres steigenden Bedarfs motivieren wir immer mehr Produzenten, uns mit Bioqualität zu beliefern“, sagt Geschäftsführerin Ulli Retter. Und weiter: „So entstehen wichtige innovative Kreisläufe mit regionalen Anbietern. Und weil hinter den Produkten Gesichter stehen, werden diese Lebensmittel für uns und unsere Gäste immer wertvoller. Die Qualitäts- und Wertspirale dreht sich nach oben.“
„Seit vielen Jahren beziehen wir Gemüse, Fleisch, Wild, Käse, Eier und Milch usw. direkt von Bauern aus der Region. Wir schaffen so mehr Wertschätzung und Mehrwert für die frischen Produkte der Bauern ums Eck“, unterstreicht Wimberger. Und weiter: „Für uns sind die kurzen Transportwege, die Frische und die bäuerliche Herkunft ein Vorteil. Unsere Gäste schätzen es, regionale Produkte serviert zu bekommen. Weiters stellen wir bei unseren Veranstaltungen „Total regional“ die bäuerlichen Produzenten vor, die immer großen Applaus bekommen.“
„Für die Gastronomie und Hotellerie ist die Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln ein Qualitätsmerkmal“, unterstreicht Spreitzhofer. Und weiter: „Frische, regionale Produkte werden in Zukunft einen noch größeren Stellenwert bekommen und an Wert gewinnen. Wir können auf unsere Bauern sehr stolz sein, weil sie mit großer Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit und Fleiß Lebensmittel herstellen, die unsere Gäste sehr schätzen.“ (Schluss)
Mag. Rosemarie Wilhelm
Landwirtschaftskammer Steiermark
rosemarie.wilhelm@lk-stmk.at
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