BM Hofer: Österreichische Kleinsatelliten liefern sensationelle Ergebnisse

Anlässlich EU-Weltraumkonferenz in Graz wird Ausbruch einer Nova mit noch nie dagewesener Zeitauflösung präsentiert – exzellentes Weltraum-Know-How an österreichischen Universitäten

Wien (OTS) – „Österreichische Kleinsatelliten liefern sensationelle
Ergebnisse und weltweit einzigartige Aufnahmen“, freut sich
Weltraumminister Norbert Hofer. Bei der zweitägigen Weltraumkonferenz
„EUSpace for Business“ wird Graz dieser Tage einmal mehr seinem Ruf
als „Weltraumhauptstadt“ gerecht: Bei der hochkarätigen Konferenz im
Rahmen der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft trifft sich die
Weltraum-Community, um über aktuelle Entwicklungen im Weltraumsektor
zu diskutieren. Ein stimmiger Anlass für Minister Hofer, um gemeinsam
mit der für EU-Weltraumaktivitäten verantwortlichen EU-Kommissarin
und ehemaligen polnischen Infrastrukturministerin, Elzbieta
Bienkowska, eine kleine wissenschaftliche Sensation einer
österreichisch-polnisch-kanadischen Kooperation zu präsentieren: Den
besten je beobachteten Verlauf einer Nova. Die Entdeckung wurde durch
die BRITE-Constellation ermöglicht. Die Flotte umfasst fünf
Nano-Satelliten, Österreich trägt mit zwei Satelliten (TUGSAT-1 und
UniBRITE) und dem Know-How an der TU Graz, Universität Wien und
Universität Innsbruck bei.

„Ich gratuliere dem Team um Prof. Koudelka von der TU Graz zu
dieser großartigen Entdeckung. Österreich hat sich nunmehr auch mit
eigenen Satelliten einen international anerkannten Status erarbeitet.
Die von meinem Ressort zielgerichtet verfolgte Strategie zur
Entwicklung eigener Kleinsatelliten lässt uns im besten Sinn des
Wortes nach neuen Sternen greifen“, so Minister Hofer. „Und wir
arbeiten weiter: Die nächsten Satelliten ‚Made in Austria‘ sind
bereits in Entwicklung und werden bald starten“, zeichnet Minister
Hofer den Weg für die kommenden Jahre vor: „Mit den österreichischen
Satelliten Nummer 4 und Nummer 5, OPS-SAT und PRETTY, werden wir vor
allem auch die industrielle Basis im Weltraumbereich weiter stärken.“

„Klein- und Kleinstsatelliten sind handliche Objekte, die das
Potenzial haben, die Weltraumforschung große Stücke weiterzubringen.
Denn mit den kompakten Satelliten ist es möglich, neue
Weltraumtechnologien relativ rasch und kostengünstig auszuprobieren“,
erklärt Klaus Pseiner, Geschäftsführer der Österreichischen
Forschungsförderungsgesellschaft FFG, die im Auftrag des BMVIT die
österreichischen Weltraumaktivitäten umsetzt. „Dabei kann Österreich
aufgrund seiner Expertise sehr gut seiner Rolle als anerkannter
Mitgliedsstaat gerecht werden. Diese Initiativen dienen der
Technologiedemonstration, aber auch der Ausbildung. Gerade
Kleinsatelliten sind vor allem für junge Studierende eine gute
Gelegenheit, Hands-On-Erfahrungen beim Bau von Weltraumobjekten zu
sammeln.“

„Die BRITE-Mission ist schon jetzt eines der erfolgreichsten
Nanosatelliten-Projekte weltweit“, sagt Otto Koudelka, Leiter des
Instituts für Kommunikationsnetze und Satellitenkommunikation der TU
Graz und einer der Masterminds hinter BRITE-Constellation. „Mit
dieser neuen Entdeckung, an der die ersten beiden österreichischen
Satelliten ‚TUGSAT-1‘ und UniBRITE mit ihren Schwestersatelliten
beteiligt sind, kann eindrucksvoll gezeigt werden, dass auch
anspruchsvolle wissenschaftliche und technologische
Aufgabenstellungen durch Kleinsatelliten zuverlässig erfüllt werden
können“, so Otto Koudelka. An der Universität Innsbruck widmet sich
Konstanze Zwintz am Institut für Astro- und Teilchenphysik mit ihrem
Team der astrophysikalischen Untersuchung des Datenmaterials der
Satelliten zu verschiedenen pulsierenden Sternen. „Die Satelliten
haben zum Ziel, die Helligkeitsschwankungen von den hellsten Sternen
am Himmel so präzise wie möglich zu messen und über einen langen
Zeitraum hinweg zu dokumentieren“, erklärt Konstanze Zwintz. „Nur
durch solche Messungen können wir mehr über den inneren Aufbau und
die Entwicklung von Sternen lernen, und damit auch herausfinden, wie
die Jugend unserer Sonne war und wie ihre zukünftige Entwicklung sein
wird.“

Zwtl.: Österreich trägt zwei Satelliten zur BRITE-Constellation
bei

Die BRITE-Constellation ([http://www.brite-constellation.at]
(http://www.brite-constellation.at/)) ist eine Flotte von fünf
Nano-Satelliten, die das Licht der hellsten Sterne am Himmel mit
hoher Präzision aufnehmen. Österreich ist mit Polen und Kanada eines
von drei Ländern, die mit TUGSAT-1 und UniBRITE zwei Satelliten zu
der Konstellation beitragen. Die BRITE-Constellation fliegt in einer
Umlaufbahn von etwa 800 km Höhe und hat seit Beginn der Mission mehr
als 550 Sterne beobachtet. Vor kurzem entdeckte Rainer Kuschnig,
Operations Manager von BRITE-Constellation an der TU Graz, bei seiner
täglichen Kontrolle der fünf Nano-Satelliten einen neuen Stern, der
am Vortag noch nicht dort war und von Tag zu Tag heller wurde. Völlig
unerwartet war eine Nova aufgetaucht. „Seit Beginn der BRITE-Mission
im Jahr 2013 haben unsere fünf Nanosatelliten Millionen von Bildern
aufgenommen – aber diese Aufnahmen sind weltweit einzigartig“, freut
sich Rainer Kuschnig vom Institut für Kommunikationsnetze und
Satellitenkommunikation der TU Graz. Eine Nova oder klassische Nova
ist ein vergängliches astronomisches Phänomen: unerwartet und
plötzlich taucht ein heller, scheinbar neuer Stern auf, der zunächst
an Helligkeit gewinnt, um dann langsam über mehrere Wochen bis Monate
wieder lichtschwächer zu werden.

Normalerweise werden Novae von speziell dafür vorgesehenen
Instrumenten auf der Erde (z.B. dem Evryscope Projekt
[http://evryscope.astro.unc.edu] (http://evryscope.astro.unc.edu/))
entdeckt und nur ein paar Mal pro Nacht vermessen. Im Fall dieser
Nova Carinae 2018 allerdings beobachteten die BRITE-Constellation
Satelliten die komplette Entwicklung – den ursprünglichen Ausbruch
der Nova, das Helligkeitsmaximum, und die Endphasen – in noch nie
dagewesener zeitlicher Auflösung und Präzision über insgesamt 150
Tage. Das bietet die einzigartige Gelegenheit für Experten, in diesem
Forschungsgebiet die Anfangsphasen der Nova auf eine solide
theoretische Basis zu stellen und offene Fragen zu klären.

Zwtl.: Zwei weitere Kleinsatelliten an TU Graz in Entwicklung

Neben TUGSAT-1 der Technischen Universität Graz, UniBRITE der
Universität Wien und PEGASUS der FH Wiener Neustadt (untersucht die
Beschaffenheit der Erdatmosphäre) befinden sich an der TU Graz zwei
weitere Kleinsatelliten in Entwicklung. Im Auftrag der ESA wird das
2,4 Millionen Euro schwere Nanosatellitenprojekt OPS-SAT entwickelt.
Missionsziel von OPS-SAT ist der risikoarme Test von
„Weltraumsoftware“ direkt im orbitalen Flug – bislang aus Gründen der
Zuverlässigkeit ein Tabu im Satellitenbetrieb. „Das Ziel der Mission
ist es, neue leistungsfähige Prozessoren, Funkempfänger und
Weltraum-Software unter realen Weltraumbedingungen risikoarm zu
testen. Eine zur Erde gerichtete Kamera ist ebenfalls mit an Bord.
Weiters steht die erste Datenübertragung eines Nanosatelliten via
Licht am Plan, und zwar zwischen OPS-SAT und dem Observatorium
Lustbühel in Graz“, erklärt Otto Koudelka. Das Weltraumlabor OPS-SAT
ist die erste Nanosatellitenmission der ESA. OPS-SAT soll 2019
starten.

Der „Cubesat“ namens PRETTY (Passive REflecTomeTY) ist ein
Nanosatellit aus drei Würfeln von jeweils 10x10x10 cm und damit etwas
größer als eine Packung Milch. Der Satellit wird gemeinsam mit RUAG
Space und Seibersdorf Laboratories entwickelt. Seine Aufgabe ist es,
als erster Nanosatellit überhaupt Eis auf Gletschern oder an den
Polen sowie die Wellenbewegungen der Ozeane zu vermessen und zu
registrieren. Der neue „Cubesat“ ist Teil der weltweiten Umwelt- und
Wetterbeobachtung der ESA und trägt dazu bei, den Klimawandel zu
erforschen. Mit PRETTY wird der fünfte Satellit „Made in Austria“ ins
All abheben.

Zwtl.: BMVIT investiert jährlich rund 70 Millionen Euro in
Weltraumsektor

Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
investiert jährlich rund 70 Millionen Euro in den Weltraumsektor.
Österreich finanziert sowohl die Weltraumprogramme der Europäischen
Weltraumorganisation (ESA) als auch der EU mit und ermöglicht somit
eine österreichische Weltraumindustrie. Rund 120 österreichische
Firmen und Organisationen mit über 1.000 Beschäftigten sind in der
Weltraumindustrie tätig. Der Gesamtumsatz der Branche beträgt etwa
125 Millionen Euro im Jahr.(Schluss)

BM für Verkehr, Innovation und Technologie
Elisabeth Hechenleitner
Presse
01/71162-658111
elisabeth.hechenleitner@bmvit.gv.at
www.bmvit.gv.at

FFG – Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft
0043 5 7755 6010
presse@ffg.at
www.ffg.at

Für technische Fragen zu den BRITE-Constellation Satelliten:
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Otto Koudelka (Projektleitung von BRITE-Austria) und
Dr. Rainer Kuschnig (BRITE-Constellation Operations Manager)
Technische Universität Graz
Institut für Kommunikationsnetze und Satellitenkommunikation
Inffeldgasse 12/I
8010 Graz
Telefon: 0316 / 873 – 7440
Email: koudelka@tugraz.at
rainer.kuschnig@tugraz.at

Für wissenschaftliche Fragen:
Univ. Prof. Mag. Dr. Konstanze Zwintz (Vize-Vorsitzende von BRITE-Constellation)
Universität Innsbruck
Institut für Astro- und Teilchenphysik
Technikerstraße 25/8
6020 Innsbruck
Email: konstanze.zwintz@uibk.ac.at
Telefon: 0664 / 5327811

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