Antiinfektiva: Präsentation der neuen Leitlinie und Patientenbroschüre

Wien (OTS) – Weltweit steigt die Resistenz von Krankheitserregern
gegenüber Antiinfektiva, also Medikamenten, die zur Heilung von
Infektionen bei Mensch und Tier eingesetzt werden. Die mit Abstand
größte Gefahr sind Antibiotikaresistenzen: Wenn Bakterien durch
Antibiotika nicht abgetötet werden können, verliert die Medizin eine
ihrer stärksten Waffen gegen eine Vielzahl von weit verbreiteten und
potenziell tödlichen Infektionserkrankungen.

Die WHO hatte schon 1998 auf diese Gefahr hingewiesen und 2015
einen globalen Aktionsplan beschlossen, dem viele nationale gefolgt
sind. Selbst in der Abschlusserklärung des G7-Gipfels 2015 bekennt
man sich zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen – schließlich
stellen diese auch eine volkswirtschaftliche Herausforderung dar.

Im Rahmen der Initiative Arznei & Vernunft (A&V) haben nun
namhafte Experten die Antiinfektiva-Leitlinie für Ärzte und Apotheker
sowie die entsprechende Patienteninformation auf Basis aktuellster
wissenschaftlicher Erkenntnisse komplett neu überarbeitet. Beides ist
unter [www.arzneiundvernunft.at] (http://www.arzneiundvernunft.at)
abrufbar, die Patienteninformation liegt auch in Arztpraxen und
Apotheken auf.

„Eine Aktualisierung der A&V-Leitlinie zu diesem Thema war
angesichts neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse dringend notwendig“,
sagte der Leiter der Expertengruppe Arznei & Vernunft, Univ.-Prof.
Dr. Ernst Singer. „Wir haben bei dieser Leitlinie besonders darauf
geachtet, dass sie im Praxisalltag gut einsetzbar ist. Schließlich
stellen Infektionen im ambulanten Bereich eine der häufigsten
Krankheitsformen sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen dar.“
Die Empfehlungen basieren auf aktuellen Studienergebnissen und
internationalen Leitlinien und geben einen Überblick über die
Resistenz-Situation in Österreich sowie über moderne Diagnose- und
Therapiemethoden. „Patienteninformation und Leitlinie sind wie
gewohnt auf der A&V-Homepage kostenlos downloadbar. Die Leitlinie ist
so aufgebaut, dass man gezielt und effizient nach kompakten Basis-
oder vertiefenden Spezialinformationen suchen kann.“

„Die erfreuliche Nachricht ist, dass in Österreich die Gesamtmenge
an verbrauchten Antibiotika pro Einwohner im europäischen Vergleich
sehr niedrig ist. Entsprechend niedrig sind auch die Resistenzraten“,
erklärte Dr. Alexander Biach, Verbandsvorsitzender des Hauptverbandes
der österreichischen Sozialversicherungsträger. „Antibiotika werden
in Österreich jedoch im Winter überdurchschnittlich häufig
verschrieben. In anderen Ländern wie Dänemark, Schweden oder Norwegen
sind derartige saisonale Schwankungen kaum zu finden. Im Jahr 2017
lag die Verordnungszahl im ersten Quartal um 16 % über dem
Gesamtjahresdurchschnitt der letzten drei Jahre, im dritten Quartal
hingegen 19 % darunter. Besonders stark ausgeprägt waren diese
Unterschiede bei Kindern im Alter bis zu 14 Jahren. Hier lag die
Verordnungszahl im ersten Quartal um 23 % über dem Durchschnitt, im
dritten Quartal um 37 % unter diesem“, so Biach weiter. „Mit der
vorliegenden Neuauflage der Antiinfektiva-Patientenbroschüre und
-Leitlinie ist uns gemeinsam wieder eine wirklich gute, pragmatische
Informationsgrundlage gelungen.“

„Die Erforschung neuer Antibiotika ist extrem aufwändig und
risikoreich wie kaum eine andere: nicht einmal ein Prozent aller
Forschungsansätze schafft es bis zum Markt“, sagte der Präsident des
Verbands der pharmazeutischen Industrie Österreichs, Pharmig, Mag.
Martin Munte. „Umso größer ist die Hoffnung, dass die zehn neuen
Antibiotika, die derzeit weltweit in späten Phasen der klinischen
Forschung stehen, erfolgreich sein mögen. Erfreulich ist, dass auch
an 13 klinischen bakteriellen Impfstoffkandidaten, an 18 Diagnostika
für die Feststellung einer eventuell bereits vorhandenen
Antibiotikaresistenz oder auch an präventiven Therapien geforscht
wird. Jedenfalls müssen wir vor allem am richtigen Einsatz der
vorhandenen Therapien arbeiten, damit Resistenzen nicht noch weiter
voranschreiten. Als zentral erachte ich hier eine bessere Vernetzung
des niedergelassenen mit dem Spitalsbereich. Das Thema der
Antibiotikaresistenzen lässt sich nur gemeinsam managen.“

Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), a.o.
Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres, betonte, es müsse vor allem darum
gehen, dass Infektionen erst gar nicht ausbrechen. Vorbeugung sei
daher eine der wirkungsvollsten Waffen gegen
Antiinfektiva-Resistenzen. Allen voran spielten Impfungen eine immens
wichtige Rolle. Allein durch höhere Durchimpfungsraten würde es
weniger Infektionen geben und es müssten weniger antibiotische oder
antivirale Medikamente eingesetzt werden. „Dessen ungeachtet sind
Antibiotika bei vielen Erkrankungen ein wahrer Segen“, erklärte der
Präsident der Österreichischen Ärztekammer. Deshalb sei es wichtig,
sie korrekt anzuwenden, um die Entwicklung von Resistenzen
einzudämmen. „Ich bin sicher, dass die neue Leitlinie und auch das
demnächst verfügbare e-Learning für Ärztinnen und Ärzte sowie der
Patienten-Informationsfolder eine gute Unterstützung sind.“

„In der Beratung von Kunden und Patienten durch Apothekerinnen
und Apotheker zeigt sich, dass die genaue Einnahme von Antibiotika
oft nochmals erklärt werden muss“, sagte die Präsidentin der
Österreichischen Apothekerkammer, Mag. pharm. Dr. Ulrike
Mursch-Edlmayr. „Das ist im Hinblick auf mögliche Neben- bzw.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder
Nahrungsergänzungsmitteln besonders wichtig. Dabei wird uns auch die
flächendeckende Einführung der e-Medikation bis Jahresende 2019
unterstützen, da wir dadurch alle vom Patienten verwendeten
Arzneimittel überblicken können. Mit unserer täglichen
Beratungsleistung und der neuen Patientenbroschüre, die in allen
1.400 Apotheken österreichweit aufliegt, leisten wir einen
wesentlichen Beitrag zu einer Verbesserung des Therapieerfolges. Der
niederschwellige Zugang ermöglicht uns Apothekerinnen und Apothekern,
den Umgang mit Antiinfektiva zu thematisieren und die für die
Patienten notwendigen Schritte einzuleiten“, so Mursch-Edlmayer.

Die Initiative „Arznei & Vernunft“ ist ein gemeinsames Projekt
von: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger,
Pharmig, Österreichischer Ärztekammer und Österreichischer
Apothekerkammer. Ziel der Initiative ist ein vernünftiger Umgang mit
Arzneimitteln. Alle Informationen zur Initiative unter
[www.arzneiundvernunft.at] (http://www.arzneiundvernunft.at).

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Pharmig – Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs
Peter Richter, BA, MA
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Tel.: 01/40 60 290-20
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