Prostatakrebs: Neue Erkenntnisse aus der Forschung kommen beim Patienten an

Im Aktionsmonat für Männergesundheit gibt das Ludwig Boltzmann Institut Applied Diagnostics einen Überblick über aktuelle Forschungsansätze zur Behandlung des Prostatakarzinoms

Wien (OTS) – Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung
des Mannes: Ca. 5.000 Männer in Österreich erkranken jährlich an
Prostatakrebs, etwa 1.100 sterben jedes Jahr an den Folgen der
Krankheit. Rund jeder zehnte Krebstodesfall bei Männern ist auf
Prostatakrebs zurückzuführen. Die jährliche Vorsorgeuntersuchung ist
ein Muss für jeden Mann ab dem 45. Lebensjahr. Bei Männern mit an
Prostatakarzinom erkrankten Familienmitgliedern ist eine
Vorsorgeuntersuchung bereits ab dem 40. Lebensjahr empfehlenswert.
Denn je früher ein Tumor entdeckt werden kann, desto effizienter und
gesundheitsschonender ist die Therapie.

Das Ludwig Boltzmann Institut (LBI) Applied Diagnostics nahm den
Aktionsmonat für Männergesundheit „Movember“ (eine Kombination aus
Moustache und November) zum Anlass und erklärt, wie wichtig Forschung
ist, um Prostatakrebs frühestmöglich zu erkennen und optimal zu
behandeln.

Das 2016 gegründete LBI Applied Diagnostics hat sich die Forschung
am Prostatakarzinom zum Ziel gesetzt. Diese Forschung ist eingebettet
in die Infrastruktur der Medizinischen Universität Wien, einige
Arbeitspakete werden auch in enger Partnerschaft mit der Universität
Wien bearbeitet.

„Die Kenntnis der genauen Krankheitsumstände ist dabei wesentlich.
Die forschungsleitende Frage ist stets: Warum kommt es zu der
Erkrankung, was genau ist verändert, wie lässt es sich behandeln? Die
Organisation und die Regulation unseres Genoms unterliegen komplexen
epigenetischen Mechanismen, welche die Identität und Funktion von
Zellen bestimmen. Veränderungen in epigenetischen Prozessen treten in
frühen Stadien von Tumor­erkrankungen auf und sind kausal in
Tumorentstehung und Progression involviert. Das Tumorepigenom stellt
einen wichtigen Angriffspunkt für Krebstherapien dar und
epigenetische Muster können mittels sensitiver Analysemethoden als
Biomarker für unterschiedliche klinische Aspekte angewendet werden“,
erklärt Gerda Egger, stellvertretende Direktorin das LBI Applied
Diagnostics.

Das Ziel einer personalisierten Herangehensweise an die häufigste
Krebserkrankung des Mannes ist eine profunde Diagnostik. Erst dann
kann eine zielgerichtete Therapie, welche individuell auf den
Patienten abgestimmt ist, ermöglicht werden.

Zwtl.: You see what you treat – you treat what you see

Eine Behandlung mit Durchblick ist für eine zeitgemäße
Herangehensweise, in enger Kooperation und Abstimmung der
verschiedenen Bereiche der Forschung und klinischen Behandlung,
unumgänglich. „Unsere Grundlagenforschung am LBI Applied Diagnostics
und an der Medizinischen Universität Wien beschäftigt sich mit den
molekularbiologischen und biochemischen Veränderungen des Tumors. Die
translationale Forschung übersetzt diese Ergebnisse in potentielle
Anwendungen für Diagnostik und Therapie. Die klinische Forschung
überträgt dies in den klinischen Alltag am Patienten. Die
Hauptproblematik der derzeitigen Tumordiagnostik liegt in der
Inhärenz zwischen Tumor und Patienten. Mittels ‚Liquid Biopsy‘ können
wir Tumorzellen oder deren molekulare Bausteine nachweisen“, so Gerda
Egger. Liquid Biopsy (flüssige Biopsie) ist eine minimal-invasive
Analysemethode, um Tumorzellen oder deren molekulare Bestandteile
anhand einer Blutprobe nachzuweisen. Neben Blut wurden auch andere
Flüssigkeiten wie Urin, Speichel oder zerebrospinale Flüssigkeit
erfolgreich auf Tumorbestandteile getestet.

„Zusätzlich wurden aus Zellen von Prostata-Karzinomen sogenannte
Organoide etabliert (kleine künstliche Tumoren im Reagenzglas),
welche die wesentliche Grundausstattung der Tumore weiterhin tragen.
Wir finden beispielsweise dieselben Rezeptoren, die auch am Tumor
überausgeprägt waren und können dadurch sehr genau und zielgerichtet
herausfinden, welche Diagnostik und personalisierte Therapie bei
diesem individuellen Tumor hilft. So kann man die personalisierte
Diagnostik und Verlaufskontrolle verbessern“, so Markus Mitterhauser,
Leiter des LBI Applied Diagnostics.

Zwtl.: Erfolgreiche Krebsforschung berücksichtigt die Bedürfnisse der
Patienten

Der wesentlichste Aspekt, der im Zusammenspiel des gesund Bleibens
und gesund Werdens eine Rolle spielt, ist der Patient. Was sind die
konkreten Bedürfnisse, Ängste, Erwartungen der betroffenen Menschen?
Es ist wesentlich, diese zu kennen, um sie in die Forschung und
Behandlung einbeziehen zu können. Patienten oder Angehörige sind oft
selbst sehr initiativ in der Lösung einzelner Probleme und
Herausforderungen. Es gibt vielfältige Beispiele für eigeninitiative
Lösungen aus anderen Bereichen der Medizin, bei denen Betroffene die
Verantwortung für eigene Behandlungsansätze getragen haben. Diese
Form der Einbindung der Patienten läuft zum Beispiel über
Online-Plattformen. Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft hat in ihrem
Open Innovation in Science Center eine solche Plattform für
„Crowdsourcing“ etabliert.

Crowdsourcing bedeutet, dass Betroffene zu Experten gemacht
werden: Ziel ist es, die individuellen Erwartungen, Bedürfnisse,
Ängste und Wünsche von Patienten und deren Angehörigen
miteinzubeziehen. Individuelle Lösungsvorschläge sollen geprüft
werden und so soll neben der spezifizierten Forschung und
Wissenschaft zusätzliches Wissen lukriert werden. Nach dieser Phase
werden die eingegangenen Informationen geclustert, neue Schwerpunkte
definiert und für andere Patientengruppen, die vor ähnlichen
Herausforderungen stehen, zur Verfügung gestellt. Dadurch ist eine
enge Einbeziehung der Betroffenen möglich, die Forschung rückt näher
an die Bedürfnisse der Menschen.

[www.applied-diagnostics.at] (http://www.applied-diagnostics.at)

Bildmaterial: [https://flic.kr/s/aHsmdV9g39]
(https://flic.kr/s/aHsmdV9g39)

Inhaltlicher Kontakt
Prof. Dr. Markus Mitterhauser
Institutsleiter
Ludwig Boltzmann Institut Applied Diagnostics
Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien
Tel. 01 404 00-55340
markus.mitterhauser@lbiad.lbg.ac.at
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Öffentlichkeitsarbeit
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