„Bitte nicht mehr streiten“

Kinder zerrissen zwischen Elternteilen

Wien (OTS) – 20.11.2018: Zum Welttag der Kinderrechte zeigen die
Österreichischen Kinderschutzzentren auf, welche Folgen häufige
elterliche Konflikte für Kinder haben können und was Kinder brauchen,
wenn es zu einer Trennung kommt.

„Gerade eben war es noch so schön. Wir haben gespielt und dabei
herumgealbert. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen und Mama
und Papa auch.
Aber plötzlich war die Stimmung kaputt und sie haben sich böse
angezischt – erst ganz leise – aber ich habe es trotzdem gehört.
Irgendwann ist es dann lauter geworden. Sie haben sich angeschrien
und mit den Türen geknallt. Das passiert immer wieder. Ich weiß
einfach nicht warum. Es geht so schnell. Ich geh dann meist gleich in
mein Zimmer und bin ganz still und hoffe, dass es bald vorbei ist.
Was hab ich nur falsch gemacht?“

Kinder haben das Recht auf Schutz vor jeder Form von Gewalt, auf
Schutz vor Misshandlung und Vernachlässigung

Kinder sind den Auseinandersetzungen ihrer Eltern meist hilflos
ausgesetzt. Sie ziehen sich zurück und sitzen angespannt in ihrem
Zimmer und bemühen sich herauszuhören, ob sich die Lage beruhigt oder
es schlimmer wird. Andere versuchen sich abzulenken, zum Beispiel in
dem sie laut Musik hören, um den Streit nicht mehr ertragen zu
müssen. Sie haben große Angst und fast immer suchen sie die Schuld am
Streit bei sich.

Beziehungen ohne Konflikte gibt es nicht und dass es gelegentlich
auch lauter wird, kommt in vielen Familien vor. Kindern hilft es,
wenn ihre Eltern mit ihnen darüber sprechen und sie so das Gehörte
und Erlebte integrieren können und sich nicht schuldig am Streit der
Eltern fühlen:
„Heute hat es ganz schön gekracht bei uns. Wir waren richtig
ärgerlich aufeinander. Bestimmt hat Dich das erschreckt oder Dir
Angst gemacht. Es ist wichtig, dass Du weißt, dass das nichts mit Dir
zu tun hat. Das ist unser Ärger und wir kümmern uns darum, das zu
lösen“.

Sind Konflikte und Streit an der Tagesordnung versetzen diese
Kinder in permanenten Stress. Angstzustände oder aggressives
Verhalten, ein beschädigtes Selbstwertgefühl und andere psychische
Störungen können die langfristige Folge sein. Finden Eltern keinen
Weg aus den Konflikten, führt das häufig zur Trennung des Paares.

„Sie haben gesagt, es geht nicht mehr. Sie finden keinen Frieden
und haben sich nicht mehr lieb genug, um zusammen zu bleiben. Dann
ist Papa ausgezogen und es war seltsam ruhig bei uns. Wäre ich
letztens nur nicht so frech gewesen. Vielleicht wären sie dann noch
zusammen“.

Kinder haben das Recht bei ihren Eltern zu leben.
Wenn Eltern nicht zusammenleben, haben sie das Recht, beide Eltern
regelmäßig zu treffen.

Selbst nach heftigen Konflikten ist für viele Kinder die Trennung
der Eltern ein schlimmes Erlebnis und sie wünschen sich häufig noch
über Jahre, dass ihre Eltern wieder zusammen kommen. Umso wichtiger
ist es, dass es Eltern gelingt, ihre Elternrolle auf eine Art
gemeinsam zu leben, selbst wenn sie kein Paar mehr sind. Dass sie
sich gegenseitig als Elternteil respektieren, sich absprechen und
informieren und für ihre Kinder eine Elternebene schaffen, die trägt.

Jedes Kind trägt Anteile seiner Eltern in sich – bleiben die
Konflikte auch nach einer Trennung aufrecht und kommt es zu
wechselseitiger Ablehnung oder Abwertung, gerät das Kind in einen
Loyalitätskonflikt und wird erneut schwer belastet, denn im Grunde
wird damit auch der jeweilige elterliche Anteil des Kindes abgelehnt
und abgewertet.

Zwtl.: Die Österreichischen Kinderschutzzentren appellieren
anlässlich des Welttages der Kinderrechte:

Kinder brauchen zugewandte und liebevolle Bezugspersonen/Eltern,
die einander respektieren – auch nach einer Trennung.

Kindern hilft es, wenn ihre Eltern

ihrem Kind erklären, was passiert ist und wie es weitergeht
die Verantwortung für ihre Konflikte und die Trennung übernehmen
sich eine Gesprächsbasis bewahren oder aufbauen können
abgestimmt und gemeinsam für ihr Kind planen
Wenn es Eltern nicht gelingt, ein konstruktives Miteinander zu
entwickeln, ist es wichtig, sich Unterstützung zu holen.

Bei häuslicher Gewalt oder bei Gewalt gegen Kinder ist es
notwendig, genau zu schauen, was für das Kind wichtig ist und welchen
Rahmen es braucht, um den Schutz und das Wohl des Kindes
sicherzustellen.
Die 30 Österreichischen Kinderschutzzentren verfügen über eine
umfassende Expertise und begleiten Familien in solchen Fällen beim
Finden einer gemeinsamen Lösung zum Wohl des Kindes.

Am schönsten ist es für Kinder dann, wenn es Eltern gelingt,
sowohl in der Beziehung als auch nach einer Trennung, auf die
Bedürfnisse ihrer Kindern einzugehen, wie es auch in den
Kinderrechten definiert ist.

[„Mama, Papa, ich werde Euch nie vergessen“]
(https://www.youtube.com/watch?time_continue=15&v=4Yz0aCSibJk)

DIE ÖSTERREICHISCHEN KINDERSCHUTZZENTREN
Bundesverband Österreichischer Kinderschutzzentren
Martina Wolf
martina.wolf@oe-kinderschutzzentren.at
0043 660 181 78 41
www.oe-kinderschutzzentren.at

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