NHM Wien-Forscherinnen und –Forscher entdecken eine in Österreich seit Jahrzehnten als verschollen gegoltene Wildbiene
Wien (OTS) – Seit rund einem Jahr forscht das Naturhistorische Museum
(NHM) Wien in Kooperation mit dem ARCOTEL im Rahmen der Aktion „Give
Bees A Chance“. Nun kann ein sensationeller Fund vermeldet werden.
„Pannonische Sanddünen“ zählen in Österreich zu den am stärksten
gefährdeten Habitaten und beherbergen eine einzigartige Bienenfauna.
Obwohl sich die Standorte in den letzten zwei Jahrzehnten verändert
haben, konnten einige seltene, auf Sandlebensräume spezialisierte
Wildbienenarten bereits im ersten Projektjahr erneut belegt werden.
Sensationell ist der Fund der in Österreich bereits seit
Jahrzehnten als verschollen gegoltenen Kleinen Filzfurchenbiene
(Halictus tectus), bei der es sich um eine eurasische Steppenart
handelt.
Furchenbienen nisten im Boden und sind nicht auf eine bestimmte
Pflanzenart spezialisiert. Ihr Name (Halictus tectus) kommt von
„tectus“, was so viel bedeutet wie „bedeckt“ oder „bekleidet“, und
bezieht sich auf den vollständig von filzartiger Behaarung bedeckten
Hinterleib der Biene.
„Aktuell konnten mehrere Funde auf zwei der Untersuchungsflächen
gemacht werden,“ erläutert NHM Wien-Bienenexpertin Dominique
Zimmermann. „Das weist auf eine stabile Population hin.“ Das
Wiederauftreten der Art, so spekuliert die Forscherin, könne durch
die warmen Temperaturen in unseren Gegenden in den letzten Jahren
begünstigt worden sein.
Eine weitere Wildbienenart, die im Zuge der Forschungsarbeiten
belegt werden konnte ist die Große Sandgängerbiene (Ammobates
punctatus): Diese Art zählt zu den Brutparasiten oder Kucksbienen,
das heißt, sie baut selbst kein Nest, sondern schmuggelt ihre Eier in
die Brutzellen der Dünen-Pelzbiene (Anthophora bimaculata). Auch
letztgenannte ist auf Sandlebensräume spezialisiert und konnte in
großer Zahl nachgewiesen werden.
Im weiteren Verlauf des Projekts wird das aktuelle Artenspektrum
der auf den Flugsandgebieten vorkommenden Wildbienen noch genauer
evaluiert und mit Daten einer Untersuchung aus dem Jahr 1997
verglichen. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich auf jeden Fall sagen,
dass einige der untersuchten Flächen nach wie vor eine bemerkenswerte
Wildbienenfauna beherbergen, unter ihnen einige in Österreich sehr
seltene oder sogar als verschollen gegoltene Arten.
Zwtl.: Zum Projekt:
Das von ARCOTEL im Zuge der Aktion „Give Bees A Chance“
finanzierte und vom Naturhistorischen Museum Wien durchgeführte
Projekt über die Wildbienenfauna der Flugsandgebiete im östlichen
Weinviertel hat im Frühling dieses Jahres gestartet. Untersucht
werden die Naturschutzgebiete Sandberge Oberweiden, Erdpresshöhe bei
Lassee, Sandberge bei Drösing und Weikendorfer Remise. Im Mittelpunkt
der Evaluierung stehen Flugsandspezialisten, von denen viele in
Österreich am Rande des Aussterbens stehen.
Ziel ist es festzustellen, ob sich die Bienenfauna in den letzten
Jahrzehnten qualitativ oder quantitativ verändert hat, inwiefern sich
der Klimawandel auf die Artenzusammensetzung auswirkt und welchen
Effekt durchgeführte Naturschutzmaßnahmen zeigen. Als Referenz dient
eine Untersuchung der gleichen Standorte vor 21 Jahren.
Pressematerial zum Download:
[www.nhm-wien.ac.at/presse/pressemitteilungen2018/wildbiene]
(http://www.nhm-wien.ac.at/presse/pressemitteilungen2018/wildbiene)
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