Weltkinderrechtetag: Maßnahmen der Regierung gefährden Kinderrechte

Für die Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit stehen geplante Maßnahmen der Regierung in Widerspruch zur UN Kinderrechtskonvention.

Wien (OTS) – Mit der Ratifizierung der UN-Kinderrechtskonvention vor
26 Jahren verpflichtete sich Österreich, die in mehr als 50 Artikeln
festgelegten Rechte der Kinder innerstaatlich durch entsprechende
Gesetze und behördliche Maßnahmen zu verwirklichen.

Zwtl.: Recht auf psychisch gesundes Aufwachsen und
Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche gefährdet

Anlässlich des Weltkinderrechtetags am 20. November äußert sich
die Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit
(Kinderliga) besorgt zu aktuellen Maßnahmen der Bundesregierung v.a.
im Sozial- und Bildungsbereich und sieht darin einen klaren Verstoß
gegen Bereiche der UN Kinderrechtskonvention, besonders im Hinblick
auf das Recht von Kindern auf psychisch gesundes Aufwachsen sowie
Chancengerechtigkeit. Diese beiden Rechte sind auch in den
Gesundheitszielen Österreichs klar definiert. „Maßnahmen der
Bundesregierung wie Kürzungen von Sozialleistungen, Ausgrenzung von
Familien oder Jugendlichen mit Fluchtbiografie und Rückschritt in ein
Zwei-Klassen-Schulsystem fördern die Kluft zwischen Reich und Arm. Es
ist ausreichend bekannt und belegt, dass Armut krank macht. Die
Leidtragenden sind die Kinder. Von Chancengerechtigkeit kann da keine
Rede sein“, zeigt sich Dr. Christoph Hackspiel, Präsident der
Kinderliga, besorgt.

Zwtl.: Maßnahmen der Regierung im Bildungsbereich gefährden
Grundrechte von Kindern

Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche vermehrt massiv unter
Schulstress und Leistungsdruck leiden. Die Wiedereinführung von Noten
bereits in der ersten Schulstufe sieht die Kinderliga daher äußerst
kritisch. Die Maßnahme steht in einem krassen Widerspruch zum der UN
Kinderrechtskonvention zugrunde liegendem Kindeswohl-Prinzip (eines
von vier Prinzipien):

* Wann immer Entscheidungen getroffen werden, die sich auf
Kinder auswirken können, muss das Wohl des Kindes vorrangig
berücksichtigt werden – dies gilt in der Familie genauso wie für
staatliches Handeln.


Einen weitern Verstoß gegen die UN Kinderrechtskonvention sieht
die Kinderliga in der geplanten Maßnahme, Muttersprache in der Pause
am Schulhof zu verbieten. Für die Kinderliga stellt diese Maßnahme
eine Missachtung des Rechts auf Gleichbehandlung dar:

* Kein Kind darf benachteiligt werden – sei es wegen seines
Geschlechts, seiner Herkunft, seiner Staatsbürgerschaft, seiner
Sprache, Religion oder Hautfarbe, einer Behinderung oder wegen
seiner politischen Ansichten.


Mag. Caroline Culen, Geschäftsführung der Kinderliga, spricht
einen weiteren Aspekt an: „Wir sehen hier einen Verstoß gegen die
Rechte der Kinder auf Förderung und Entwicklung. Die eigene
Muttersprache muss gut erlernt sein, um eine zweite Sprache leichter
und besser zu erwerben.“ Für das psychisch gesunde Aufwachsen von
Kindern sind soziale Kontakte und Peergroups besonders wichtig.
„Besonders Kinder und Jugendliche möchten sich angenommen fühlen und
Teil einer Gruppe sein“, weiß Kinder- und Jugendpsychologin Culen.
Mit Besorgnis sieht die Expertin die Zunahme psychischer Erkrankungen
bei Kinder und Jugendlichen: Bindungsstörungen, depressive
Verstimmungen, Angststörungen, fehlende Impulskontrolle,
Essstörungen, Rückzug in digitale Welten und psychosomatische
Erkrankungen- um nur einige zu nennen – betreffen ein Drittel der
Kinder und Jugendlichen im Laufe ihres Lebens. Noch immer gibt es zu
wenig kassenfinanzierte Versorgungsangebote für jene Gruppe, die 25%
der Bevölkerung Österreichs ausmacht, für die jedoch nur 6% der
Gesundheitsausgaben aufgebracht wird. „Das ist ein unhaltbarer
Zustand, besonders im Hinblick auf Präventionsmaßnahmen für ein
gesundes psychisches Aufwachsen und im Hinblick auf Inklusion
chronisch kranker Kinder und Kinder mit Behinderungen. Wir sehen zu
wenig glaubwürdige Bemühungen der Bundesregierung, den Rechten der
Kinder auf gesundheitliche Chancengerechtigkeit nachzukommen,“
kritisiert Hackspiel und sieht auch hier eine der wichtigsten
Grundlagen der UN Kinderrechtskonvention missachtet, das Recht auf
Leben und Entwicklung:

* Jedes Land verpflichtet sich, in größtmöglichem Umfang die
Entwicklung der Kinder zu sichern – zum Beispiel durch Zugang zu
medizinischer Hilfe, Bildung und Schutz vor Ausbeutung und
Missbrauch.


Zwtl.: Neuerliche Forderung der Kinderliag nach einem
Bundeskinderbeirat

Einmal mehr fordert Kinderliga-Präsident Hackspiel die Etablierung
eines Bundeskinderbeirats. „Diese Maßnahme würde dem vierten Prinzip
der Kinderrechtskonvention gerecht werden, der Achtung der Meinung
des Kindes:

* Alle Kinder sollen als Personen ernst genommen und
respektiert und ihrem Alter und Reife gemäß in Entscheidungen
einbezogen werden“,


so Hackspiel und ergänzt: „Kinder haben Rechte! Es ist unsere
gesamtgesellschaftliche Verpflichtung, für die Einhaltung dieser
Rechte zu sorgen.“

Zwtl.: Veranstaltungshinweis zum Thema: Kinderliga Jahrestagung zu
„Kindheit, Jugend und Psyche – Was hält die Seele gesund?“ – 29.
November 2018, ganztags, Brotfabrik, 1100 Wien

Wie kommt es zur alarmierenden Zahl psychischer Erkrankungen bei
Kindern und Jugendlichen? Welche Faktoren bedeuten ein Risiko,
psychisch zu erkranken? Welche Faktoren können die Seele von Beginn
des Lebens an gesund halten?

Internationale Expertinnen und Experten suchen im Rahmen der 4.
Jahrestagung der Österreichischen Liga für Kinder- und
Jugendgesundheit gemeinsam Antworten auf diese Fragen. Die
Veranstaltung mit dem Titel „Kindheit, Jugend und Psyche – was hält
die Seele gesund?“ findet am 29. November 2018 in der Ankerbrotfabrik
in Wien statt und richtet sich an ÄrztInnen, PsychologInnen,
PsychotherapeutInnen, PädagogInnen sowie alle mit Kinder- und
Jugendgesundheit befassten therapeutischen und versorgenden
Berufsgruppen.

Information und Anmeldung. [www.kinderjugendgesundheit.at]
(http://www.kinderjugendgesundheit.at)

Verena Bittner-Call
presse@kinderjugendgesundheit.at
+43 650 710 13 73

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