AKW Dukovany 4: Wiederinbetriebnahme trotz Dampferzeuger-Teil und Leckage im Primärkreislauf
GLOBAL 2000 fordert Bundesregierung auf, Stilllegung mindestens bis zur Klärung der technischen Situation durchzusetzen.
Wien (OTS) – Heute wurde bekannt, dass das grenznahe tschechische
Atomkraftwerk Dukovany 4 letzte Nacht wieder hochgefahren wurde,
obwohl es weiterhin Komplikationen im hochradioaktiven
Primärkreislauf gibt. „Diese Komplikationen sind nach unabhängigen
Angaben weiter ungelöst und könnten jederzeit einen schweren
Zwischenfall auslösen“, warnt Reinhard Uhrig, Atom-Sprecher von
GLOBAL 2000. „Offenbar ist der Not-Verschluss einer Röhre des
Dampferzeugers im Primärkreislauf verloren gegangen – nicht nur
leckt der Dampferzeuger in den Sekundärkreislauf, sondern auch das
Teil wurde bisher nicht gefunden. Trotzdem wurde der Reaktor wieder
angefahren.“
Von Mitarbeitern aus dem KKW selbst ist heute durchgesicherkt, warum
Reaktor 4 am fünften November nach zweimonatiger Revision wieder
abgeschaltet werden musste: Es kam zu „Unregelmäßigkeiten“ beim
Dampferzeuger und zum Übertritt von radioaktivem Wasser aus dem
Primär – in den Sekundärkreislauf, was nicht geschehen darf — auch
da vom Sekundärkreislauf der Austritt in die Umgebung möglich ist.
Dampferzeuger, die mit vielen Tausend Stahlröhren die
hochradioaktive Wärme aus dem Reaktorkern abführen, sind
neuralgische Punkte zwischen den unter hohem Druck stehenden Primär-
und Sekundärkreisläufen eines Atomkraftwerks: Immer wieder treten
gerade bei alten Atomreaktoren Leckagen und technische Probleme auf,
die notdürftig durch den Verschluss einzelner Heizrohre gelöst
werden – der Austausch des gesamten, durch die hochradioaktive
Kühlflüssigkeit im Primärkreislauf ebenfalls radioaktiven
Dampferzeugers ist machbar, kostet aber bis zu einem Viertel des
gesamten Kraftwerks.
Die Sicherheitsrolle des Dampferzeugers ist ebenfalls essentiell, um
die Leckage von hochradioaktivem Wasser aus Primär- in
Sekundärkreislauf und damit potenziell in die Umwelt zu verhindern.
Diese Barriere ist in Dukovany-Reaktor 4 offenbar undicht,
hochradioaktives Wasser ist ausgetreten.
„Die Frage ist nun, wieso das Atomkraftwerk trotz des fehlenden
Dampferzeuger-Deckels von der Nuklearaufsicht die Genehmigung zum
Wiederanfahren erhalten hat – es läuft bereits – bzw. ob dieses
vagabundierende Teil nun andere Anlagen im Primärkreis beschädigen
kann“, sagt Uhrig. „Da der Betreiber hier offenbar Kosten vor
Sicherheit stellt und mit einem alten und schadhaften Teil den
Reaktor weiterbetreiben will, ist die Bundesregierung aufgerufen,
sich umgehend für die Stilllegung mindestens bis zur Klärung der
Sicherheitsumstände einzusetzen.“
Website des Betreibers mit den Betriebsdaten der Atomkraftwerke:
[www.cez.cz] (http://www.cez.cz)
GLOBAL 2000-Seite zu Atomkraft in Tschechien und den laufenden
Störfällen: [www.global2000.at/atomkraft-tschechien]
(http://www.global2000.at/atomkraft-tschechien)
Mag. Lydia Matzka-Saboi, GLOBAL 2000 Pressesprecherin, 0699 14 2000 26, lydia.matzka@global2000.at
Dr. Reinhard Uhrig, GLOBAL 2000 Atom-Sprecher 0699 14 2000 18, reinhard.uhrig@global2000.at
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