Oö. Volksblatt: “Vier Minuten” (von Markus EBERT)

Ausgabe vom 21. November 2018

Linz (OTS) – Hätte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda gestern
vier Minuten Zeit zum Zuhören erübrigen können, müsste er in Sachen
Kopftuchverbot an Volksschulen wohl anders argumentieren. Nicht
grundsätzlich gegen diese Maßnahme zu sein, sie aber unter
kasuistischen Verrenkungen dennoch abzulehnen, mag der politischen
Konstellation als Oppositionspartei geschuldet sein, der schulischen
Praxis trägt das aber nicht Rechnung.
Jedenfalls: Im Ö1-Morgenjournal hat gestern eine Wiener
Volksschuldirektorin in einem knapp vierminütigen Beitrag
verständlich und abseits aller Politik-Polemik erklärt, warum sie ein
solches Kopftuchverbot für sinnvoll hält, auch wenn es nur wenige
Fälle betreffe. Es sei „gut, dass wir eine Handhabe bekommen“, so die
Pädagogin, es gehe um eine Rückendeckung durch eine gesetzliche
Regelung. Das Kopftuch schränke — nicht zuletzt im Turnunterricht —
die Bewegungsfreiheit ein, es sei heiß und es grenze deren
Trägerinnen aus. Wesentlichste Bemerkung: Die Mädchen tragen ein
Kopftuch nicht aus eigenem Willen, es gebe keine eigenständige
Entscheidung.
Wer der Schule einerseits die Aufgabe zumisst, die anvertrauten
Kinder zu mündigen Bürgern zu bilden, kann nicht andererseits vor
Fremdbestimmung die Augen schließen.

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