Anästhesie-Experten: „Die österreichische Notarztausbildung wird zukunftsfit“
Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin begrüßt geplante Änderungen zur Notfallmediziner-Ausbildung
Wien – Klagenfurt – Wiener Neustadt (OTS) – Zufrieden zeigen sich
Experten der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie,
Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) mit jenem Teil der geplanten
Ärztegesetz-Novelle, der die Ausbildung und Qualifikation von
Notärztinnen und Notärzten verbessern und dem drohenden
Notärztemangel entgegenwirken soll. „Wir begrüßen es, dass mit dieser
Novelle, die heute im Ministerrat beschlossen wurde, der Weg für eine
moderne Notarztausbildung von europäischem Format geebnet wird“, so
ÖGARI-Präsident Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar (Klagenfurt).
„Hier wird eine langjährige Forderung der ÖGARI erfüllt.“
Zwei Motive sind es, warum sich die ÖGARI als zuständige
Fachgesellschaft seit vielen Jahren für eine grundlegende Reform der
Notarztausbildung in Österreich engagiert, so Prim. Dr. Helmut
Trimmel (Wiener Neustadt), Vizepräsident und Vorsitzender der Sektion
Notfallmedizin der ÖGARI. „Zum einen hat die prähospitale
Notfallmedizin in den vergangenen 20 Jahren in Österreich einen hohen
Standard entwickelt, mit dem wir auch im internationalen Vergleich
sehr gut dastehen. Doch es fehlte bisher die zeitgemäße gesetzliche
Grundlage für den Erwerb wichtiger notfallmedizinischer Kompetenzen,
hier waren wir europäisches Schlusslicht. Zum anderen wird der Bedarf
an Notärztinnen und -ärzten durch die Zunahme der Stützpunkte sowie
die Vorgaben der Arbeitszeitregelungen immer größer. Durch die 2015
umgesetzten Änderungen der ärztlichen Ausbildungsordnung wurde eine
Reform, die einen praktikablen Einstieg in die Tätigkeit als Notarzt
ermöglicht, nunmehr zwingend erforderlich.“
Mit dem neuen § 40 des Ärztegesetzes werde für die Zukunft die
Verfügbarkeit einer ausreichenden Zahl auch klinisch gut
ausgebildeter Notärzte und Notärztinnen sichergestellt, so Prof.
Likar: „Die zentralen Neuerungen, die der Gesetzesentwurf des
Gesundheitsministeriums vorsieht sind unserer Meinung nach
hervorragend geeignet, die notfallmedizinische Ausbildung auf einem
zeitgemäßen fachlichen Niveau zu garantieren.“
Vorgesehen wird ein zeitgemäßes, an Kompetenzen orientiertes
System der Notarzt-Qualifikation, das sich aus theoretischen
Kenntnissen und praktischen Fertigkeiten zusammensetzt. Dies umfasst
ein Theoriemodul mit 80 Einheiten, sowie den nachweislichen Erwerb
genau definierter klinisch-praktischer Kompetenzen, im Spital ebenso
wie im Rahmen von supervidierten Notfalleinsätzen, sowie eine
verpflichtende Abschlussprüfung und regelmäßige Rezertifizierungen.
„Es wird nunmehr die sehr versorgungsrelevante Möglichkeit
geschaffen, dass Assistenzärzte noch vor Abschluss ihrer
Facharztausbildung im Notarztdienst aktiv werden dürfen, wenn dieser
an ein Krankenhaus angeschlossen ist“, so Prim. Trimmel.
Voraussetzung dafür ist, dass sie 33 Monate postpromotioneller
Ausbildung absolviert haben, die entsprechenden fachlichen
Qualifikationen nachweisen können, und der verantwortliche Leiter des
(Krankenhaus)-Notarztstützpunktes sie für diese Tätigkeit freigibt.
Erfreulich sei auch, dass die im ersten Entwurf formulierte
Vorgabe, dass nur jene Assistenzärztinnen und -ärzte Notarztdienste
verrichten dürfen, die ihre Facharztprüfung – egal in welchem
Sonderfach – erfolgreich absolviert haben, im aktuellen
Ministerratsbeschluss gestrichen wurde. Im Begutachtungsverfahren war
in zahlreichen Stellungnahmen genau dieser Punkt als problematisch
hervorgehoben worden. „Der Erwerb der erforderlichen
notfallmedizinischen Kompetenzen wird ja in anderer und umfassender
Weise dokumentiert, die Facharztprüfung als Voraussetzung hätte hier
keinerlei zusätzlichen Nutzen,“ so Prim. Trimmel.
„Insgesamt ist die nunmehr kurz vor der Umsetzung stehende Reform
ein sehr positiver Schritt. Die Umsetzung der neuen Regelungen wird
noch einiges an Arbeit und Kooperationsbereitschaft für alle
Beteiligten bedeuten. Aber letztlich müssen alle ein Interesse an
einem gut funktionierenden Notarztsystem haben – schließlich könnte
jede und jeder von uns einmal in die Situation kommen, auf die
rasche, lebensrettende Intervention von gut ausgebildeten
Notärztinnen und Notärzten angewiesen zu sein“, betont Prof. Likar.
ÖGARI-Pressestelle
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Dr. Birgit Kofler
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