Bitkom und McKinsey: Wie in deutschen Verwaltungen Digitalisierunggelingen kann
Berlin (ots) – Analyse von zehn internationalen Erfolgsbeispielen für
Smart Government – Bürger und Behörden könnten Aufwand für
Verwaltungsdienstleistungen mehr als halbieren
Nachholbedarf in Deutschlands Verwaltungen: Während die
Privatwirtschaft die intelligente Nutzung von Daten zur Steigerung
ihrer Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit bereits erkannt hat, tun
sich deutsche Behörden beim Thema Smart Government immer noch schwer.
Dabei ist das Potenzial riesig: Bürger und Behörden könnten den
Zeitaufwand für einzelne Verwaltungsdienstleistungen um bis zu 60
Prozent mehr als halbieren, Unternehmen jährlich bis zu 1 Milliarde
Euro einsparen. Wie dies gelingen kann, zeigt eine neue gemeinsame
Analyse des Branchenverbandes Bitkom und der Unternehmensberatung
McKinsey & Company mit dem Titel “Smart Government – Wie die
öffentliche Verwaltung Daten intelligent nutzen kann”.
Die Studie analysiert zehn internationale Fallbeispiele für
erfolgreiche Smart-Government-Initiativen. Unter Smart Government
versteht man die Nutzung digitaler Technologien, um Dienstleistungen,
Prozesse und Entscheidungen in der öffentlichen Verwaltung zu
verbessern und neue Anwendungen zu ermöglichen.
Geringer Aufwand, beeindruckende Resultate
Die zehn Erfolgsbeispiele zeigen ein gemeinsames Muster rund um
sieben Erfolgsfaktoren: “Wenn die Verwaltung koordiniert,
nutzerorientiert und agil vorgeht, kann sie mit oft erstaunlich
geringem Aufwand beeindruckende Verbesserungen erzielen”, sagte
McKinsey-Partner Matthias Daub bei der Präsentation der Studie auf
der Smart Country Convention am Mittwoch in Berlin. Wichtig sei aber
auch, offen für innovative Technologien und Partnerschaften zu sein
sowie rechtliche und politische Hürden aktiv anzugehen.
Bitkom-Präsident Achim Berg: “Durch den Einsatz digitaler
Technologien wird die Arbeit von öffentlichen Verwaltungen schneller,
effizienter, kostengünstiger und transparenter. Nur ein
leistungsfähiger Staat garantiert ein großes Vertrauen in seine
Institutionen und ist die Grundlage für eine starke Wirtschaft, um
langfristig Wachstum und Wohlstand zu sichern. Die Digitalisierung
öffentlicher Dienstleistungen bietet die große Chance, verloren
gegangenes Vertrauen bei den Bürgern zurückzugewinnen, und bringt
Staat und Verwaltung wieder näher an Bürger und Unternehmen. Zudem
erschließt er den Unternehmen einen Multi-Milliarden-Markt mit
zahlreichen neuen Anwendungen. Dafür gibt die Studie viele spannende
Anschauungsbeispiele.”
Das große Potenzial für Deutschlands Verwaltungen erklärt sich der
Analyse zufolge aus drei Trends: Immer mehr und immer vielfältigere
Daten können gesammelt werden. Gleichzeitig sinken die Kosten für das
Speichern und Auswerten der erhobenen Daten. Und schließlich bieten
Fortschritte im Bereich der Statistik und künstlichen Intelligenz
(KI) immer bessere Möglichkeiten zur Datenanalyse.
Smart Government: Zehn Erfolgsbeispiele aus zehn Ländern
Die zehn Fallbeispiele, die analysiert wurden, nutzen diese Trends:
In Dänemark können Bürger vorausgefüllte Formulare auf einem
zentralen Online-Portal für Verwaltungsdienstleistungen nutzen. Die
Stadt Los Angeles hat die Verkehrssicherheit von Schülern durch die
gezielte Auswertung von Verkehrsdaten verbessert. Und in Frankreich
nutzen Arbeitsbehörden erfolgreich KI-gestützte Datenanalysen, um
Arbeitssuchende bei der Jobvermittlung besser zu unterstützen. Aber
auch in Deutschland finden sich bereits erste erfolgreiche
Anwendungen, etwa die datengestützte Fangquotenüberwachung in
deutschen Gewässern.
Aus den Erfolgsbeispielen leiten sich nach Aussage von
McKinsey-Partner Daub klare Handlungsempfehlungen ab. Dazu zählt
unter anderem die Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens
beispielsweise durch die gesetzliche Verankerung des “Once
Only”-Prinzips. Dieses regelt, dass Bürger und Unternehmen bestimmte
Standardinformationen den Behörden nur noch einmal mitteilen müssen.
Diese Wiedernutzung von Daten bringe eine “Datensparsamkeit” mit
sich, die dem Datenschutz diene, statt ihn zu schwächen, betonte
Daub.
Darüber hinaus seien Smart-Government-Anwendungen oft auf den
Austausch oder die Zusammenführung von Daten über Behördengrenzen
hinweg angewiesen. Deshalb müsste von der Politik der Aufbau einer
entsprechenden Infrastruktur gezielt gefördert werden. Wichtig auch:
die Etablierung einer Mentalität “Learning by doing” in Behörden:
“Verschiedenste Anwendungen sollten einfach mal ausprobiert und
gegebenenfalls auch wieder verworfen werden”, empfiehlt Daub. Wichtig
sei hier vor allem, sich immer an den Nutzerbedürfnissen zu
orientieren. Auch externe Kooperationen spielen eine zentrale Rolle:
“Behörden sollten über Partnerschaften mit Start-ups oder
Forschungseinrichtungen nachdenken und sich mit anderen Behörden
aktiv austauschen.” Kaum eine Behörde verfüge intern über alle
erforderlichen Kompetenzen oder Ressourcen, um Smart Government
direkt in die Praxis zu übertragen.
Die Studienergebnisse zum Download finden Sie unter
http://mck.de/6p7gf
Über McKinsey
McKinsey & Company ist die in Deutschland und weltweit führende
Unternehmensberatung für das Topmanagement. Zu den Klienten zählen 27
der 30 DAX-Konzerne. In Deutschland und Österreich ist McKinsey mit
Büros an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main,
Hamburg, Köln, München, Stuttgart und Wien aktiv, weltweit mit über
127 Büros in 65 Ländern.
Über Bitkom
Bitkom vertritt mehr als 2.600 Unternehmen der digitalen Wirtschaft,
davon gut 1.800 Direktmitglieder. Sie erzielen allein mit IT- und
Telekommunikationsleistungen jährlich Umsätze von 190 Milliarden
Euro, darunter Exporte in Höhe von 50 Milliarden Euro. Die
Bitkom-Mitglieder beschäftigen in Deutschland mehr als 2 Millionen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zu den Mitgliedern zählen mehr als
1.000 Mittelständler, über 400 Start-ups und nahezu alle Global
Player.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
McKinsey & Company:
Kirsten Best, Telefon 0211 136-4688,
E-Mail: kirsten_best@mckinsey.com
Bitkom:
Bastian Pauly, Telefon 030 27576-111
E-Mail: b.pauly@bitkom.org
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