„Geht’s noch? Psychisch krank und wohnungslos“
Die Zahl psychisch kranker unter obdach- und wohnungslosen Menschen steigt. Der aktuelle Situationsbericht des Verbands Wiener Wohnungslosenhilfe (VWWH) liefert die Fakten.
Wien (OTS) – Anlässlich der Präsentation des Situationsberichts durch
den VWWH haben die Mitglieder des aktuellen Vorstandes klare
Forderungen bzw. Appelle an die politischen Entscheidungsträger
gerichtet. Roland Skowronek von der Heilsarmee: „Es fehlen nicht nur
personelle Ressourcen und Therapieangebote, sondern vor allem auch
leistbarer Wohnraum und der Ausbau von spezifischen Wohnangeboten wie
Housing First und Teilbetreutes Wohnen. Denn gerade psychisch Kranke
benötigen ein stabiles Wohnumfeld und eine soziale Grundversorgung,
damit Krisen frühzeitig erkannt und bewältigt werden können oder gar
nicht erst auftreten. Armut und in Folge Wohnungslosigkeit treffen
psychische Kranke daher besonders hart.“
Zwtl.: Ohne psychische Stabilität, gelingt kein Wohnen
2012 gaben in einer Evaluierungsstudie des VWWH bereits 39% der
Befragten an, akute psychische oder seelische Beschwerden zu haben.
Sogar 49% gaben an lebensgeschichtlich Probleme mit der psychischen
Gesundheit zu haben. Dass diese Zahlen steigen, wird in der täglichen
Praxisarbeit in den Einrichtungen verstärkt wahrgenommen. Denn Wohnen
und Gesundheit gehören zusammen – ohne psychische Stabilität, gelingt
kein Wohnen. Daher braucht es mehr unterstützende Angebote in den
Einrichtungen vor Ort. Elisabeth Hammer, neunerhaus
Geschäftsführerin: „Was es zusätzlich braucht sind spezialisierte
Angebote, die Tagesstruktur schaffen und mehr betreute Wohnplätze.
Zudem bemerken wir einen Anstieg in der Nachfrage nach
Allgemeinmedizin und psychiatrischen Angeboten, die unkompliziert
zugänglich sind – und zwar unabhängig vom Versicherungsstatus.“
Zwtl.: Spezifische Angebote für wohnungslose Frauen
„Seit ca. 20 Jahren gibt es in Österreich ein gewachsenes
Bewusstsein dafür, dass die Wohnungslosigkeit von Frauen ein
spezifisches Gesicht hat und es deshalb auch spezifische
Unterstützungsangebote für wohnungslose Frauen braucht“, hält Elke
Beermann, Leiterin des Bereichs „Hilfe in Not“ der Caritas der
Erzdiözese Wien, fest. „Zwei Jahrzehnte Erfahrung bei
frauenspezifischen Angeboten der Wohnungslosenhilfe zeigen aber auch,
was „heilsam“ wirkt: Gesichertes Wohnen in geschützten Räumen, in
denen die betroffenen Frauen keine Angst vor Übergriffen haben
müssen; hochqualifizierte, multiprofessionelle Teams mit angemessenem
Personalschlüssel und psychiatrische Liaison-Dienste, die hartnäckig
dranbleiben, ohne aufdringlich zu sein. „Nicht immer wird völlige
psychische Gesundung ein realistisches Ziel sein. Aber wir verfügen
über genügend Erfahrung, um zu wissen, was zu tun ist, um die
Lebensqualität von psychisch kranken Frauen zu stabilisieren oder gar
zu verbessern. Der Weg ist bekannt – wir müssen ihn als Gesellschaft
nur gehen“, so Elke Beermann.
Pressesprecher Wiener Rotes Kreuz
Alexander Tröbinger
Tel: +43/6648583777
Mail: alexander.troebinger@wrk.at
Pressesprecher Caritas der Erzdiözese Wien
Martin Gantner
Tel: +43/664/889 52 760
Mail: martin.gantner@caritas-wien.at
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