Österreichische Vorsorgekassen mit starkem Klima-Fokus
Unterschiedliche Ansätze zur Nachhaltigkeit bei
“Abfertigung Neu”nKurzfristiger Markteinbruch trübt gute Langzeitrendite bei Vorsorge- und PensionskassennDieses Jahr lässt eine generelle Schwäche der Aktienmärkte die
Veranlagungsergebnisse der Vorsorgekassen, die die Gelder der
“Abfertigung Neu” verwalten, eher gering ausfallen. Die
Durchschnittsperformance zum 30. September 2018 beträgt -0,11
Prozent, wobei sich die Bandbreite der Rendite der einzelnen
Vorsorgekassen zwischen 0,30 und -0,50 Prozent bewegt[1]. Der
aktuelle Performance-Anführer ist die ALLIANZ. Die BONUS VG 2 –
ehemalige Victoria Vorsorgekasse – liegt mit 0,11 Prozent
performancemäßig derzeit auf dem zweiten Platz. An dritter Stelle
findet sich die fair-finance mit knapp über 0 Prozent.
“Vor dem Hintergrund, dass die Vorsorgekassen keine
Vermögensverwaltungskosten abziehen dürfen, wenn die
Veranlagungserträge eines Geschäftsjahres für die Vergütung nicht
ausreichen, wird das letzte Quartal spannend”, so Michaela Plank,
Expertin für betriebliche Altersvorsorge bei Mercer. Doch der
Veranlagungserfolg der Vorsorgekassen ist langfristiger zu
betrachten. Seit dem Jahr 2004 haben diese eine durchschnittliche
Performance von 2,26 Prozent erzielt.
Nachhaltigkeit bei den Vorsorgekassen
Weitblick spielt bei den Vorsorgekassen generell eine große Rolle:
Seit Einführung des Systems haben sich die Anbieter der nachhaltigen
Veranlagung verschrieben. “Die Vorsorgekassen übernehmen eine
Pionierrolle beim Thema Nachhaltigkeit in Österreich. Die
Investitionen erfüllen die definierten Nachhaltigkeitskriterien und
können sich im internationalen Vergleich sehen lassen”, analysiert
Angelika Delen, Head SRI bei Mercer in Österreich, den Markt.
“Um mehr über die unterschiedlichen Investmentstrategien im Bereich
Klima zu erfahren, haben wir uns bei den österreichischen
Vorsorgekassen umgehört. Dabei wurden einige Trends deutlich”,
erklärt Delen weiter. So ist die Messung des CO2-Fußabdruckes von
Teilen des Portfolios weit verbreitet. Eine Vorsorgekasse inkludiert
sowohl Aktien als auch Anleihen in diese Kennzahl. Eine andere hat
als erster Finanzdienstleister im deutschsprachigen Raum das
internationale Montréal Pledge-Abkommen unterzeichnet und
verpflichtet sich damit, diese Kennzahl für das Aktienportfolio
jährlich auszuweisen. Andere Anbieter messen diesen Wert zwar, leiten
daraus aber (noch) keine Konsequenzen für Investitionen ab.
Praktisch universell verbreitet ist auch der Ausschluss von
CO2-intensiven Industrien wie Kohleförderung oder Fracking. Viele
Vorsorgekassen haben sich darüber hinaus aus Staatsanleihen von
Ländern zurückgezogen, die das Pariser Klimaabkommen nicht
ratifiziert haben. Neben Ausschlusskriterien und Divestments sind den
Vorsorgekassen aber auch Investitionen in Unternehmen wichtig, die
beispielsweise alternative Energien oder Aufforstungsprojekte
unterstützen. Darüber hinaus wird der CO2-Fußabdruck des eigenen
Unternehmens genau beobachtet und, wenn möglich, verringert oder
durch Investitionen neutralisiert.
“Nachhaltigkeit stellt keinen Widerspruch zum Wachstum dar. Im
Gegenteil, daraus ergeben sich neue Opportunitäten und
Business-Modelle, die es zu nutzen gilt. Letztendlich muss jeder
Investor entscheiden, ob er aktiv mitentscheiden bzw. mitgestalten
oder eine passive Rolle übernehmen will”, gibt Delen zu bedenken.
Nullrunde bei den Pensionskassen
Die zum Teil negative Performance bei den Vorsorgekassen spiegelt
sich auch – im größerem Ausmaß – bei den Pensionskassen wider. “Die
US-Aktien waren – trotz oder gerade wegen der aktuellen US-Politik –
weiterhin positiv, wohingegen die Emerging Markets in allen
Assetklassen stark im Minus standen”, erläutert Plank.
Die überbetrieblichen Pensionskassen erzielten zum 30. September 2018
eine durchschnittliche Performance von -1,14 Prozent. Die
Performance-Bandbreite über die einzelnen Veranlagungsklassen reicht
dabei von 1,13 bis -2,77 Prozent. Sowohl der Top-Wert als auch das
schlechteste Ergebnis wurden jeweils in der dynamischen
Veranlagungsklasse erzielt, also jener mit dem höchsten Aktienanteil
und damit auch der höchsten Marktvolatilität.
Performance der Pensionskassen im 3. Quartal 2018
Die Bestplatzierten pro Veranlagungstyp:
Defensiv (Aktienanteil < = 16%) BONUS Pensionskassen AGnKonservativ (16% < Aktienanteil < = 24%) Allianz Pensionskassen AGnAusgewogen (24% < Aktienanteil < = 32%) Allianz Pensionskassen AGnAktiv (32% < Aktienanteil < = 40%) BONUS Pensionskassen AGnDynamisch (Aktienanteil > 40%) BONUS Pensionskassen AGnAusblick auf das Jahresende
Im Oktober 2018 hatten die Aktien neuerlich einen schweren Stand und
mussten stark an Gewinnen einbüßen. Dies hat alle Pensionskassen
nochmals massiv getroffen. Nach den Mid-Term-Wahlen in den USA war
eine klare Erleichterung an den Märkten zu spüren und US-Aktien
zeigten eine positive Kursentwicklung. In Europa bleiben sämtliche
Unsicherheiten vorerst bestehen.
“Die Pensionskassen werden sich bis Jahresende klar positionieren
müssen. Entweder sie bleiben investiert und hoffen auf eine
Jahresend-Rallye – oder sie sichern doch die bisherige Performance
ab, um mögliche Schwankungen zum Jahresende zu umgehen”, erläutert
Plank.
Die Pensionskassenberechtigten sind aus den letzten Jahren eine gute
Performance gewohnt. Diese wird 2018 – aufgrund der
Kapitalmarktgegebenheiten – ausfallen. Es muss mit einer Korrektur am
Markt gerechnet werden.
[1: Alle Zahlen beruhen auf Angaben der Pensionskassen.]
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