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AK-Wissenschaftspreis 2018 verliehen: „Verteilungsgerechtigkeit: Österreich auf dem Prüfstand“
Linz (OTS) – Schon seit geraumer Zeit empfinden mehr und mehr
Menschen, dass ihnen ein gerechter Anteil am Wohlstand vorenthalten
wird. Ein kritischer Blick auf die Verteilung des Wohlstandes in der
Gesellschaft zeigt massive Ungleichheiten auf und bestätigt das
Empfinden vieler Menschen. Der 35. Wissenschaftspreis, den die AK in
Kooperation mit der Johannes Kepler Universität Linz vergab,
beschäftigte sich deshalb mit den wesentlichen Aspekten der
Verteilungsgerechtigkeit in Österreich. Aus den 35 eingereichten
Arbeiten wurden drei ausgezeichnet: Die Soziologin Laura Dörfler, der
Sozial- und Wirtschaftswissenschafter Philipp Heimberger und die
Raumplanerin Laura Sidonie Mayr erhielten jeweils 3.000 Euro.
Die Wohlstandsverteilung bezieht sich nicht nur im engeren Sinn
auf das vorhandene Vermögen in einer Gesellschaft, sondern darüber
hinaus auch auf die Themen Beschäftigung, Bildung und Gesundheit.
„Der Zugang zum Arbeitsmarkt ist nicht für alle Menschen
gleichermaßen gegeben. Große Ungleichheiten zeigen sich auch in der
Art der Beschäftigung und bei den Arbeitsbedingungen. Die Einkommen
der Menschen sind sehr ungleich verteilt. Und Bildungschancen werden
in Österreich nach wie vor in erster Linie ‚vererbt‘“, sagte
AK-Direktor Dr. Josef Moser, MBA bei der Preisverleihung.
Die Preisträger/-innen und ihre Arbeiten:
● Dr.in Laura Dörfler, MSc beschäftigte sich in ihrer Dissertation
„Age discrimination in personnel selection decisions: A vignette
study among HR managers in Austria“ mit einem aufgrund der
demographischen Entwicklung brandaktuellen Thema – dem Zugang zum
Arbeitsmarkt für ältere Personen. In ihrer Arbeit setzt sie sich
besonders mit der Altersdiskriminierung bei Personalentscheidungen
auseinander. Konkret geht sie der Frage nach, welchen Einfluss das
Alter bei der Personalauswahl hat und ob sich die Chancen für
Bewerber/-innen mit zunehmendem Alter verschlechtern. Befragt wurden
dabei Human-Ressources-Manager/-innen, also Personen, die tatsächlich
über Einstellungen entscheiden. Die Studie belegt die Annahme, dass
Human-Ressources-Manager/-innen jüngere Personen bei der
Personalauswahl bevorzugen und liefert Handlungsempfehlungen zur
Bekämpfung dieser Altersdiskriminierung.
● Dr. Philipp Heimberger beschäftigte sich in seiner Dissertation
„Fiscal multipliers, unemployment and debt: Essays on the
macroeconomics of fiscal policy coordination in Europe“ mit Themen,
die für die fiskalpolitische Koordinierung in Europa von großer
Relevanz sind. Er arbeitete dabei in dieser Sammlung von mehreren
Publikationen heraus, dass in bestimmten Situationen aktive
Fiskalpolitik der Schlüssel zur Überwindung der Krise ist bzw. in den
Jahren nach 2010 gewesen wäre. Es zeigt sich, dass das in der EU
vereinbarte Reaktionsmuster (Stabilitätspakt) einen entscheidenden
„Konstruktionsfehler“ hat, sodass die Politik nicht stabilisierend
wirkt, sondern prozyklisch die Abweichungen vom Trend verstärkt. Die
Arbeit beinhaltet gut begründete Vorschläge für eine Korrektur der
Wirtschaftspolitik innerhalb der EU. Zum einen gilt es, das
EU-Regelwerk wie den Fiskal- und Stabilitätspakt sowie die
verwendeten Analysemodelle zu überarbeiten. Zum anderen liefert der
Verfasser überzeugende Argumente für einen gezielten, selektiven
Einsatz der Fiskalpolitik zur Krisenbewältigung.
● Dr.in Laura Sidonie Mayr erarbeitete mit ihrer Diplomarbeit „Die
Mehrwertabgabe in der Raumplanung – Abschöpfung von Widmungsgewinnen
als potentielles Instrument für Österreich“ einen wertvollen
Vorschlag zur Verbesserung der Verteilungsgerechtigkeit. Die
Raumordnung legt Nutzungsmöglichkeiten für Grundstücke durch
planerische Maßnahmen fest. Erweitern sich Nutzungsmöglichkeiten, so
führt dies zu Wertsteigerungen, die bei den
Grundstückseigentümern/–innen verbleiben. Die Mehrwertabgabe in der
Raumplanung gilt als Instrument, das die Kosten und die Folgekosten,
die der öffentlichen Hand durch die Planungsmaßnahmen entstehen,
ausgleichen soll. In Österreich wird dieses aber bislang nicht
eingesetzt. Das Thema ist verteilungspolitisch und
gesamtwirtschaftlich relevant. Die Autorin macht mit ihrer Arbeit
nicht nur eine gelungene Problemanalyse zugänglich, sondern stellt
zudem ein konkretes Anwendungsmodell vor. Sie liefert zum einen eine
detaillierte theoretische Einbettung des Instruments und zum anderen
eine umfassende praktische Beleuchtung, die vor allem auf den Einsatz
der Mehrwertabgabe in Deutschland und der Schweiz Bezug nimmt.
Jetzt einreichen für 2019!
Der AK-Wissenschaftspreis 2019 zeichnet wissenschaftliche Arbeiten
aus, die 2018 und 2019 fertiggestellt wurden/werden und die der
Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von
Arbeitnehmern/-innen dienen. Das Thema des Wissenschaftspreises 2019
lautet „Gemeinsam statt einsam: Warum wir den Sozialstaat brauchen!“.
Der Wohlfahrtsstaat zielt auf den Abbau von sozialer Ungleichheit
sowie die Sicherung, Zugänglichkeit und Leistbarkeit sozialer
Dienstleistungen, die zur Grundversorgung der Menschen dienen, ab.
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Übernahme staatlicher
Verantwortung für soziale Belange und die Entstehung eines
kollektiven Sicherungssystems keinesfalls als Selbstverständlichkeit
betrachtet werden können. Das Preisgeld beträgt insgesamt 9.000 Euro.
Details zur Ausschreibung und zum Thema unter
[https://ooe.arbeiterkammer.at] (https://ooe.arbeiterkammer.at/)
Arbeiterkammer Oberösterreich, Kommunikation
Mag. (FH) Wolfgang Spitzbart
+43 (0)50/6906-2186
wolfgang.spitzbart@akooe.at
ooe.arbeiterkammer.at
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