Tägliche Turnstunde an Pflichtschulen soll ab 2020 kommen
Sportausschuss: Strache informiert über Pläne der Sportstrategie Austria; Präsentation Anfang Dezember
Wien (PK) – Im Sportausschuss des Nationalrats informierte
Sportminister Heinz-Christian Strache heute über die Pläne seines
Ressorts im Rahmen der übergeordneten nationalen Sportstrategie, kurz
Sportstrategie Austria, die Anfang nächster Woche präsentiert werden
soll. Demnach soll die tägliche Turnstunde flächendeckend ab 2020
auch an Pflichtschulen eingeführt werden. Mit Maßnahmen wie ein neues
Online-Gesetz im Zuge der von der Regierung geplanten Steuerreform,
mit dem etwa Online- oder virtuelle Sportwetten besteuert werden
sollen, erwartet sich der Minister bis zu 30 Mio. € mehr Mittel für
den Sport. Analog zur Kunst und Kultur sollen außerdem Sportspenden
steuerfrei gestellt werden. Geplant sind u.a. außerdem ein eigenes
Berufssportgesetz und die Wiederbelebung der Wintersportwochen an
Schulen. Mit Blick auf die volkswirtschaftlichen Auswirkungen gehe es
darum, die BürgerInnen von klein auf zu mehr Sport und Bewegung zu
animieren.
Keine Skisprungschanze im Nationalstadion
Geht es um das sogenannte Nationalstadion, wies Strache Spekulationen
um eine integrierte Skisprungschanze entschieden zurück. Das sei
aufgrund des Grundwassers unterhalb des Fußballfeldes technisch
absurd. Wünschenswert sei jedenfalls ein neues Mehrzweckstadion am
derzeitigen Standort des Ernst Happel Stadions samt Neugestaltung des
Umfeldes bis hin zu Pflegeheimen. Nur zu renovieren sei der falsche
Weg, so der Minister gegenüber Hoyos-Trautmansdorff (NEOS) und Robert
Laimer (SPÖ). Die Gespräche mit der Stadt Wien würden offen und
pragmatisch verlaufen. „Wir denken das gemeinsam durch“, so Strache,
zumal etwa auch die Wiener Stadthalle nicht mehr „State of the Art“
sei. Ein erstes Konzept, auf dessen Basis weiterverhandelt werden
soll, soll Anfang nächsten Jahres auf dem Tisch liegen. Eine
Projektpräsentation mit der Stadt Wien peilt Strache dann mit
Jahresende an.
Neben dem Nationalstadium als Mehrzweckstadion, in dem der Minister
beispielsweise auch ein Sportmuseum, ein Kongress- und
Veranstaltungszentrum oder ein Sportleistungszentrum sieht, könne
auch eine Mehrzweckhalle mit bis zu 20.000 ZuschauerInnen gebaut
werden. Sollte der Denkmalschutz einen Strich durch die Rechnung
machen, könnte das Ernst Happel Stadion auch zu einem Kongresszentrum
umgestaltet und daneben ein neues Mehrzweckstadion errichtet werden.
Jedenfalls würden sämtliche Varianten durchgedacht, so der Minister.
Nach Möglichkeit sollte am Ende eine ausgelagerte
Gesellschaftsstruktur mit professionellen ManaggerInnen dahinter
stehen, die eine tägliche Verwendung sicherstellt.
Was das Thema Großsportveranstaltungen betrifft, meinte Strache
gegenüber Tanja Graf (ÖVP), dass Österreich Interesse daran haben
sollte, etwa die Olympischen Winterspiele wieder in die Republik zu
holen. Für Großsportveranstaltungen dieser Dimension müsse aber
vorher die Infrastruktur geschaffen werden, am Ende würden diese
Großprojekte aber einen nachhaltigen Mehrwert bedeuten. Konkrete
Planungen nach 2020 gebe es allerdings nicht. Im Raum stehen die
Schach-Weltmeisterschaft 2020 sowie die Judo-Weltmeisterschaft 2021.
ÖVP-FPÖ-Antrag für tägliche Turnstunde für den Pflichtschulbereich
Angesichts einer Studie der WHO, wonach 53% der ÖsterreicherInnen zu
wenig oder gar keinen Sport betreiben, soll mit Projekten wie der
Bewegungs- und Ernährungskampagne „Mach den ersten Schritt“ zu mehr
sportlicher Betätigung animiert werden. Die Ergebnisse würden
gesamtgesellschaftlich und sozioökonomisch eine Katastrophe bedeuten,
hier gebe es Handlungsbedarf, so Strache. Demnach soll die tägliche
Turnstunde ab 2020 auch auf den Pflichtschulbereich ausgedehnt
werden. 50 Mio. € jährliche Zusatzkosten würden sich rentieren, so
der Minister, langfristig gesehen, würde man damit bei den
Gesundheitskosten Milliarden einsparen. Kinder und Jugendliche würden
dadurch auch gesünder und nachhaltig für den Sport begeistert werden.
Damit in Zusammenhang stehe zudem ein Rückgang bei den
Schulsportwochen. Das Sportressort will demnach mit dem Wirtschafts-
und Bildungsministerium sowie mit den Tourismusverbänden ein Programm
erarbeiten, um die Sportwochen für Schulen wieder attraktiver sowie
für sozial schwächere Familien über ein Sozialbudget wieder
leistbarer zu machen, so Strache auf Nachfrage von Abgeordneter
Stephanie Cox (JETZT).
Die Förderung von Bewegung im schulischen Alltag ist auch das Ziel
eines ÖVP-FPÖ-Antrags ( 487/A(E)), der vor allem die verstärkte
Kooperation von Bund und Ländern beim Schulsport zum Ziel hat, wie
Tanja Graf (ÖVP) erklärte. Zwar meinten alle Fraktionen, schon für
die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sollten Vorhaben wie die
tägliche Turnstunde an den Pflichtschulen greifen, doch stießen sich
die Oppositionsparteien daran, dass der Antrag auch standardisierte
sportspezifische Leistungschecks unter den PflichtschülerInnen
anregt. „Sportmotorische Tests bei Volksschulkindern sind viel zu
früh“, brachte Hermann Krist (SPÖ) die Kritik auf den Punkt.
Derartige „Auswahlverfahren“ führten zu einer Selektion von Kindern,
die nicht den erforderlichen Kriterien entsprechen, wodurch diese
erst recht demotiviert würden. Man produziere „Sieger und Verlierer“,
sagte der Sozialdemokrat mit Hinweis auf Oberösterreich, wo ihm
zufolge derartige Tests bereits durchgeführt werden. Obwohl Petra
Steger (FPÖ) entgegenhielt, die Testverfahren dienten vorrangig dazu,
frühzeitig Talente zu erkennen und auf Fehlentwicklungen in Motorik
und Ernährung aufmerksam zu machen, konnte sie weder die SPÖ noch
NEOS und JETZT zu einer Zustimmung bewegen.
Strache: Service des IMSB ist zu wahren
Was die jüngsten Vorkommnisse rund um das Institut für medizinische
und sportwissenschaftliche Beratung (IMSB) betrifft, informierte der
Minister Hermann Krist (SPÖ) und Petra Steger (FPÖ), dass es dort
u.a. zu Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung von Sportfördergeldern
gekommen sei. Zudem wurden laut Strache auch Anschaffungen gemacht,
die nicht nachvollziehbar bzw. im IMSB nicht aufzufinden sind. Ziel
sei eine Neuaufstellung des IMSB, so Strache, die Einrichtung müsse
gewahrt und der Servicebetrieb für den österreichischen Sport voll
aufrecht erhalten werden. Außerdem gebe es eine Verantwortung
gegenüber den Angestellten des IMSB.
Thema war auch die Verwendung von Pyrotechnik in Stadien. Geht es
nach dem Minister, sollte die jetzige Regelung mit geordneten
Kontrollen beibehalten werden. Leider gebe es allerdings immer wieder
Klubs, von denen die Regeln nicht eingehalten würden. Hier könne man
von den Vereinen durchaus mehr Verantwortung einfordern. (Schluss)
keg/rei
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