AK-Kinderbetreuungsatlas 2018: immer flexiblere Arbeitszeiten, doch der große Schub bei den Öffnungszeiten bleibt aus

Linz (OTS) – Zuerst die Wiedereinführung der Nachmittagsgebühr im
Kindergarten, dann der 12-Stunden-Tag: Beruf und Familie zu
vereinbaren, wird eher schwerer als leichter. Der aktuelle
Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt zwar
wieder punktuelle Verbesserungen, doch der große Schub lässt auf sich
warten. Nur 88 von 440 oberösterreichischen Gemeinden bieten
vollzeitkompatible Betreuung im Kindergarten – im Vorjahr waren es
85. „Von Seiten des Landes hören wir immer, das Angebot sei
bedarfsgerecht. Angesichts dieser mageren Fortschritte und angesichts
der Ergebnisse unserer großen Elternbefragung sind diese Beteuerungen
eher unglaubwürdig“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

Wie in den vergangenen 19 Jahren möchte die Arbeiterkammer
Oberösterreich mit ihrem Kinderbetreuungsatlas auch heuer wieder die
Situation in unserem Bundesland darstellen, die Angebote in den
einzelnen Gemeinden für Eltern vergleichbar machen und dadurch auch
Druck auf die Verantwortlichen ausüben, das Angebot zu verbessern.
Tatsächlich gibt es immer wieder Verbesserungen, wie die
Gegenüberstellung der Kinderbetreuungslandkarten 2000 und 2018 zeigt.
Doch die Fortschritte halten mit den geänderten gesellschaftlichen
Gegebenheiten nicht mit.

Den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wird immer mehr
Flexibilität abverlangt, gleichzeitig wird die kostenfreie
Nachmittagsbetreuung im Kindergarten abgeschafft, was zu
Gruppenschließungen führt, weil viele Eltern ihre Kinder abmelden.
„Das ist grotesk“, stellt AK-Präsident Kalliauer fest, „die Eltern
müssen jetzt für eine soziale Dienstleistung zahlen, die durch die
Einführung der Beiträge nicht besser, sondern sogar schlechter
geworden ist.“ Betroffen sind vor allem Alleinerziehende und
Jungfamilien mit geringem Einkommen.

Quer über ganz Oberösterreich ist das Angebot ausbaufähig: Nur
jede fünfte Gemeinde bietet Betreuung, die den – in Anbetracht des
12-Stunden-Tages ohnehin eher milden – 1A-Kriterien entspricht. Diese
sind: Kindergarten mindestens 45 Stunden wöchentlich geöffnet, an
vier Tagen pro Woche mindestens 9,5 Stunden geöffnet; Mittagessen
zumindest von Montag bis Donnerstag; maximal fünf Wochen im Jahr
geschlossen, außerdem Betreuung für Unter-Dreijährige und
Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder.

In 38 Gemeinden (8,6 Prozent) gibt es kein Angebot für
Unter-Dreijährige, in 31 Gemeinden (7,1 Prozent) keine Betreuung für
Volksschulkinder. 28 Gemeinden (6,4 Prozent) bieten nicht einmal ein
Essen im Kindergarten. Und in 139 Gemeinden (31,6 Prozent, also fast
ein Drittel) hat der Kindergarten weniger als acht Stunden geöffnet.

Ein ähnliches Bild ergeben auch die Daten von Statistik Austria.
Für lediglich 4,1 Prozent der Unter-Dreijährigen und 23,6 Prozent der
Drei- bis Sechsjährigen gibt es einen Kinderbetreuungsplatz, der
Vollzeitarbeit ermöglicht. Damit liegt unser Bundesland weit unter
dem österreichischen Durchschnitt, bei den Unter-Dreijährigen sogar
mit Abstand an letzter Stelle. Laut aktueller
Kindertagesheimstatistik schließt rund jeder fünfte Kindergarten
schon vor 14 Uhr seine Pforten.

Die Arbeiterkammer Oberösterreich fordert deshalb:

Die Nachmittagsgebühren müssen wieder abgeschafft werden.nIn allen Gemeinden müssen professionelle Bedarfserhebungen
zu Öffnungszeiten, Mittagessen, Nachmittags- und Ferienbetreuung mit Einbindung der Eltern durchgeführt werden.nEs braucht jedenfalls eine Ausweitung der Öffnungszeiten.nDie Platzvergabe muss serviceorientiert und transparent erfolgen. Um den beruflichen Wiedereinstieg planen zu können, brauchen Eltern zeitgerecht Informationen, ob und wann sie mit einem Betreuungsplatz für ihr Kind rechnen können.nDie Gemeinden müssen beim Ausbau der institutionellen Kinderbetreuung finanziell besser unterstützt werden.nNotwendig ist auch ein verpflichtendes zweites
Kindergartenjahr ohne Kosten für die Eltern.n Den Kinderbetreuungsatlas 2018 mit den Detailergebnissen für alle
Gemeinden und den Erläuterungen sowie den interaktiven
Kinderbetreuungsatlas 2.0 finden Sie auf [ooe.arbeiterkammer.at]
(https://ooe.arbeiterkammer.at/index.html). Hier finden Sie auch die
Ergebnisse der im vergangenen Jahr durchgeführten Elternbefragung.

Arbeiterkammer Oberösterreich, Kommunikation
Martina Macher
+43 (0)50/6906-2190
martina.macher@akooe.at
ooe.arbeiterkammer.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender