Verändertes Mikrobiom nach Kaiserschnitt beeinflusst das Immunsystemdes Babys, laut einer vom Luxembourg Center for Systems Biomedicine(LCSB) durchgeführten Studie
Luxemburg (ots/PRNewswire) – Wissenschaftler des Luxembourg Centre
for Systems Biomedicine (LCSB) der Universität Luxemburg haben
zusammen mit Kollegen aus Schweden und Luxemburg beobachtet, dass bei
einer natürlichen, vaginalen Geburt bestimmte Darmbakterien von der
Mutter auf das Baby übertragen werden, die die körpereigene
Immunabwehr stimulieren. Bei Kindern, die per Kaiserschnitt geboren
werden, ist diese Interaktion verändert. „Möglicherweise erklärt das,
warum per Kaiserschnitt entbundene Kinder epidemiologisch gesehen
häufiger an chronischen, mit dem Immunsystem verbundenen Krankheiten
leiden, als vaginal entbundene Babys“, so Studienleiter Prof. Dr.
Paul Wilmes. Das Team hat seine Ergebnisse jetzt in dem
wissenschaftlichen Journal Nature Communications (DOI:
10.1038/s41467-018-07631-x) veröffentlicht.
(Photo: https://mma.prnewswire.com/media/791234/LCSB_Infographic.jpg
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Menschen kommen keimfrei auf die Welt. Doch schon während der Geburt
siedeln sich lebenswichtige Bakterien auf dem Körper an, zum Beispiel
im Darm, auf der Haut und in der Lunge. Bereits länger vermuten
Forscher, dass diese frühe Kolonisation Weichen für die spätere
Gesundheit stellt. Ein Kaiserschnitt verhindert möglicherweise, dass
spezifische Bakterien, die Einfluss auf das kindliche Immunsystem
haben, von der Mutter auf das Neugeborene übertragen werden. Einen
ersten Beweis dafür konnten Paul Wilmes, Leiter der Arbeitsgruppe
„Eco-Systems Biology“ am LCSB, und seine Kollegen nun erstmals in
einer Studie mit Neugeborenen erbringen – die Hälfte war per
Kaiserschnitt entbunden worden. Wilmes: „Wir finden bei vaginal
geborenen Babys spezifische bakterielle Stoffe, die das Immunsystem
stimulieren. Bei Kaiserschnitt-Kindern fällt die Stimulierung
schwächer aus, weil die Einflüsse der Bakterien entweder geringer
sind oder andere bakterielle Substanzen die ersten Immunreaktionen
nach der Geburt verhindern.“
Der Zusammenhang zwischen bakterieller Besiedlung und Immunsystem
könnte – zusammen mit anderen Faktoren – erklären, warum
Kaiserschnitt-Babys statistisch gesehen häufiger Allergien,
chronische Entzündungskrankheiten und Stoffwechselkrankheiten
entwickeln. „Möglicherweise wird das Immunsystem dieser Kinder in
eine andere Richtung geprägt „, so Paul Wilmes. „Diesen Mechanismus
wollen wir nun in weiteren Studien genauer belegen und nach Wegen
suchen, wie sich die fehlenden mütterlichen Bakterien bei
Kaiserschnitt-Babys ersetzen lassen.“
Klar sei aber schon jetzt, dass der Mensch nicht zu stark in das
Geburtsgeschehen eingreifen sollte. Babys sollten nur dann per
Kaiserschnitt entbunden werden, wenn dies medizinisch notwendig ist,
meint Paul Wilmes: „Uns sollte klar sein, dass wir damit massiv in
das Miteinander von Mensch und Bakterien eingreifen.“
Finanzierung: Die Studie wurde von der Fondation André et Henriette
Losch ebenso gefördert wie durch die ATTRACT-, CORE- and AFR
Programme des Luxembourg National Research Fund (FNR). Zusätzliche
Förderung gab die Universität Luxemburg. Probennahme,
Probenaufbereitung und -aufbewahrung wurden mitfinanziert von der
Integrated BioBank of Luxembourg im Rahmen des Personalised Medicine
Consortium Diabetes Programm.
Bibliografische Daten: Linda Wampach, Anna Heintz-Buschart, Joëlle V.
Fritz, Javier Ramiro-Garcia, Janine Habier, Malte Herold, Shaman
Narayanasamy, Anne Kaysen, Angela H. Hogan, Lutz Bindl, Jean Bottu,
Rashi Halder, Conny Sjöqvist, Patrick May, Anders F. Andersson,
Carine de Beaufort and Paul Wilmes, Birth mode is associated with
earliest strain-conferred gut microbiome functions and
immunostimulatory potential, Nature Communications, 30 November 2018.
DOI: 10.1038/s41467-018-07631-x
der Universität Luxemburg:
Thomas Klein
Thomas.klein@uni.lu
+352-46-66-44-5148
Forscher:
Prof. Paul Wilmes
paul.wilmes@uni.lu
+352-46-66-44-6188
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