AK-Kalliauer: Psychische Belastungen, krebserregende Stoffe –Fokus bei Arbeitnehmerschutz stärker auf Frauen legen!

Linz (OTS) – Frauen, die regelmäßig in der Nacht arbeiten, haben ein
drastisch erhöhtes Haut-, Brust- und Magenkrebsrisiko. Das ergab eine
Studie mit Daten von weltweit knapp vier Millionen Frauen. „Worauf
warten wir angesichts dieses Ergebnisses noch? Beim
Arbeitnehmerschutz muss der Fokus endlich auf frauenspezifische
Aspekte gerichtet werden“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
Derzeit orientiert sich der Arbeitnehmerschutz stark an den
„männlichen“ Belastungen der Arbeitswelt. „Es ist Zeit, diese Bilder
zurechtzurücken“, so Kalliauer. Die Bundesregierung solle einen
Kriterienkatalog für gendergerechten Arbeitnehmerschutz erstellen,
und die Evaluierung psychischer Belastungen im Betrieb sei so
durchzuführen, dass auch die Belastungen von Frauen ans Tageslicht
geholt und behoben werden können, fordert er.

Ist von arbeitsbedingten Krebserkrankungen die Rede, haben die
meisten wohl Männer und Asbest vor Augen. Kaum jemand denkt an Frauen
mit Nachtarbeit. Aber gerade die lässt bei Frauen das Krebsrisiko
enorm steigen, wie die aktuelle und bisher umfangreichste Studie dazu
von der chinesischen Universität Sichuan ergab. Diese hat Daten von
3,9 Millionen Frauen weltweit verglichen und herausgefunden, dass
Frauen mit regelmäßiger Nachtarbeit ein 41 Prozent höheres
Hautkrebsrisiko, ein 32 Prozent höheres Brustkrebsrisiko und ein 18
Prozent höheres Magenkrebsrisiko haben als Frauen, die ihren Beruf
ausschließlich tagsüber ausüben. Schon frühere – jedoch nicht derart
umfangreiche – Untersuchungen, etwa jene eines sechsköpfigen
Forscherinnenteams aus den USA, Finnland und Österreich aus dem Jahr
2005, wiesen immer wieder auf einen Zusammenhang zwischen Nachtarbeit
und Brustkrebsrisiko hin.

Die traditionellen Erwartungen, die wir aufgrund des Geschlechts
von einer Person haben, werden auch auf die Arbeitswelt übertragen:
Das ergibt Bilder vom körperlich zupackenden Bauarbeiter und von der
einfühlsamen Sekretärin. Dementsprechend werden auch die Belastungen
wahrgenommen. Das benachteiligt Frauen und spiegelt sich auch im
Arbeitnehmerschutz wider. „Wer denkt schon bei
gesundheitsgefährdenden Arbeitsstoffen an Friseurinnen oder
Kosmetikerinnen, die täglich mit solchen Stoffen arbeiten müssen?“
erinnert Präsident Kalliauer an Branchen, die überwiegend weibliche
Beschäftigte haben.

Daher bleiben Belastungen, denen Frauen in der Arbeitswelt
ausgesetzt sind, oft im Dunkeln. Schweres Heben wird männlichen
Lagerarbeitern zugeschrieben und kaum den meist weiblichen
Pflegekräften, die Patienten/-innen hochhieven müssen. Bei Lärm
denken wir an laute Maschinen und Fabrikshallen, wo vorwiegend Männer
arbeiten, nicht aber an die Kindergartenpädagoginnen, die einem nicht
weniger hohen Lärmpegel ausgesetzt sind. „Wir werden viele starke
Scheinwerfer brauchen, um erst einmal sichtbar zu machen, was Frauen
im Job alles belastet. Und da reden wir noch gar nicht von den
zusätzlichen Leistungen, etwa der Kinderbetreuung, der Pflege von
Angehörigen oder dem Haushalt“, sagt AK-Vizepräsidentin Elfriede
Schober. Dieses Bewusstmachen ist ein wichtiger Schritt, um den
Arbeitnehmerschutz im Sinne der Frauen weiterentwickeln zu können.

„Die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen darf nicht durch Wegschauen
und Ignorieren der Realität aufs Spiel gesetzt werden“, warnt
Kalliauer. Er fordert von der Bundesregierung, die Grenzwerte der
krankmachenden Arbeitsstoffe und die Anerkennung von
Berufskrankheiten den aktuelle Erkenntnissen anzupassen sowie einen
Kriterienkatalog für gendergerechten Arbeitnehmerschutz zu erstellen.
Mit einem Lehrstuhl für Arbeitsmedizin an der Kepler-Universität
könnte das Industriebundesland Oberösterreich bei der
arbeitsmedizinischen Forschung punkten. Und auch in den Betrieben
muss den Belastungen von Frauen mehr Augenmerk geschenkt werden: So
ist zum Beispiel die Evaluierung psychischer Belastungen so
durchzuführen, dass die Belastungen von Frauen und Männern
gleichwertig er- und behoben werden. Die Arbeiterkammer hat dazu eine
Broschüre erstellt, die aufzeigt, wie das gut gelingen kann.

Arbeiterkammer Oberösterreich, Kommunikation
Margit Schrenk
+43 (0)50/6906-2198
margit.schrenk@akooe.at
ooe.arbeiterkammer.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender