Gute Arbeitsmarktlage für Arbeitsmarktreformen nutzen
Wirtschaft schafft neuerlich Beschäftigungsrekord – für WKÖ-Experten Gleitsmann der richtige Zeitpunkt, um strukturelle Probleme am österreichischen Arbeitsmarkt anzugehen
Wien (OTS) – Mit einem Plus von 75.000 Beschäftigten im
Vorjahresvergleich ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt dank unserer
erfolgreichen österreichischen Betriebe weiter im Höhenflug.
Allerdings sollte nicht übersehen werden: Österreich rutscht im
EU-weiten Arbeitsmarkt-Ranking neuerlich ab, und liegt mittlerweile
weit abgeschlagen hinter Tschechien, Deutschland, Ungarn, aber auch
etwa Polen und Rumänien nur mehr auf Platz 11. „Jetzt ist es an der
Zeit, die strukturelle Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen,“
betont daher Martin Gleitsmann, Arbeitsmarktexperte der
Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). „Den Betrieben fällt es immer
schwerer, ihre offenen Stellen zu besetzen. Arbeitsmarktreformen sind
dringender denn je“, so Gleitsmann, der sich in diesem Zusammenhang
auch auf WIFO-Chef Christoph Badelt bezieht, der erst kürzlich
Reformen einforderte und davor warnte, dass sich der Fachkräftemangel
zu einem Wachstumsproblem entwickelt.
Zwtl.: Offene Stellen legen weiter zu
Nach wie vor sind zahlreiche offenen Stellen unbesetzt (+24 % im
Vorjahresvergleich). Spitzenreiter ist Oberösterreich (18.214 sofort
verfügbaren offenen Jobs) gefolgt von der Steiermark (10.747 offenen
Stellen). Erfreulich ist, dass Wien diesmal mit einem Plus von 3.914
offenen Stellen (+64,9%) am stärksten zulegen konnte. „Wir müssen nun
alles daran setzen, die offenen Stellen mit den dringend benötigten
Arbeitskräften zu besetzen. Nur dann entsteht daraus auch ein
Beschäftigungsplus,“ so Martin Gleitsmann, Nicht immer sind es
hochspezialisierten Fachkräfte, die die Betriebe suchen. Oft sind es
auch einfachere Tätigkeiten. „Die Reform der Mindestsicherung mit den
neuen Hinzuverdienstmöglichkeiten ist ein wichtiger Schritt, damit
Personen mit niedrigem Einkommen wieder stärkere Anreize erhalten, in
den Arbeitsmarkt zurückzukehren“, sagt daher Gleitsmann.
Zwtl.: Lücke an Lehrlingen steigt
Die Situation am Lehrstellen bleibt ebenso weiter angespannt,
allen voran in Oberösterreich mit 1.524 offenen, sofort besetzbaren
Lehrstellen (+44,3 % gegenüber dem Vorjahr). Eine große Lücke
verzeichnen aber auch die anderen westlichen Bundesländer ebenso wie
die Steiermark. „Es darf nicht sein, dass der Osten in teure
überbetriebliche Ausbildungen investiert und gleichzeitig im Rest
Österreichs ein eklatanter Lehrlingsmangel herrscht. Mit dem
richtigen Maßnahmenmix und einer verstärkten überregionalen
Vermittlung ist dieser Lücke an Lehrlingen dringend entgegenzuwirken.
Schließlich profitieren nicht nur die Betriebe, sondern vor allem
auch die jungen Menschen, die über die Lehrausbildung im Betrieb zu
nachgefragten Fachkräften werden,“ resümiert Gleitsmann, der in
diesem Zusammenhang die Umsetzung einer umfassenden Strategie gegen
den Fachkräftemangel fordert. (PWK838/DFS)
Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit
Dr. Martin Gleitsmann
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