Königsberger-Ludwig/Schmidt: Frauen mit Behinderung sind besonders von Gewalt betroffen

Mehr Achtsamkeit und Sensibilisierung notwendig

St. Pölten (OTS) – Im Rahmen einer Pressekonferenz machten heute,
Montag, anlässlich des Internationalen Tages für Menschen mit
Behinderung und der aktuell international laufenden Kampagne „16 Tage
gegen Gewalt“ die stellvertretende Landesparteivorsitzende und NÖ
Soziallandesrätin, Ulrike Königsberger-Ludwig, sowie die
Landesfrauenvorsitzende der SPÖ NÖ, LAbg. Elvira Schmidt auf das
Thema Gewalt an Frauen mit Behinderung aufmerksam.

Zu Beginn betonte Landesrätin Königsberger, dass viele Frauen mit
Behinderung bereits Gewalt erleben haben müssen. Trotzdem werde das
Thema in der Bevölkerung kaum wahrgenommen. Umso bedeutender sei es,
die Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit zu forcieren und auf
mehr Achtsamkeit im Alltag hinzuweisen, zumal Frauen mit
Beeinträchtigungen und Behinderungen deutlich häufiger von
psychischer, körperlicher und sexueller Gewalt betroffen seien als
Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt, merkte Königsberger-Ludwig an.

Außerdem würden Formen von „struktureller“ Gewalt, wie Regelungen und
Rahmenbedingungen, ein gewaltfreies Leben verhindern, ließ
Königsberger-Ludwig wissen. Dagegen könne jedoch durch den Abbau von
Diskriminierungen vorgegangen werden, meinte Königsberger-Ludwig:
„Nach wie vor werden Menschen mit Behinderungen an der Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben gehindert, weil zum Beispiel die
Barrierefreiheit im öffentlichen Bereich noch immer nicht
flächendeckend umgesetzt ist.“

Landesfrauenvorsitzende Schmidt sagte, dass Gewalterfahrungen von
Frauen mit Behinderungen komplex und vielschichtig seien, vor allem
wegen der häufig bestehenden Abhängigkeit von
Unterstützungsleistungen durch andere Menschen. „In vielen Fällen
spielt dabei das Ausleben von Machtpositionen eine Rolle“, erklärte
Schmidt. Die Täterinnen und Täter stammten wie bei Frauen im
Bevölkerungsdurchschnitt überwiegend aus dem unmittelbaren sozialen
Nahraum. Besonders gefährdet seien, so Schmidt, Frauen mit
Kommunikationsbeeinträchtigungen, Frauen mit Lernschwierigkeiten,
Frauen mit Mehrfachbehinderungen sowie Frauen mit Behinderungen und
Migrationshintergrund. Die Landesfrauenvorsitzende verwies zudem auf
die Zielsetzung „Inklusion statt Integration“: „Wir müssen es uns zum
Ziel nehmen, Menschen und vor allem Frauen mit Behinderung nicht nur
in unsere Gesellschaft zu integrieren, sondern sie als
selbstverständlichen Teil der Gesellschaft zu sehen. Verbunden mit
der Möglichkeit der uneingeschränkten Teilhabe in allen Bereichen des
menschlichen Lebens. Das heißt aber auch Schutz, Rat und Hilfe für
Frauen und Mädchen mit Behinderung, die Gewalt erfahren.“

Ein Problem, das „institutionelle Gewalt“ begünstigt, sehen die
beiden Frauenpolitikerinnen derzeit in der fehlenden bundesweiten
Regelung zur Persönlichen Assistenz. „Viele Menschen mit
Behinderungen können deshalb nicht selbstbestimmt leben und sind
abhängig von einschränkenden institutionellen Betreuungsstrukturen.
Sie haben aber genauso wie jeder andere das Recht auf so viel
Autonomie wie möglich und so viel Unterstützung wie nötig.
Selbstbestimmung darf daher kein leeres Schlagwort sein, sondern muss
in allen Bereichen des Lebens ermöglicht werden“, sind sich
Königsberger-Ludwig und Schmidt einig.

Zum Schluss wiesen die beiden sozialdemokratischen Politikerinnen auf
zahlreiche Beratungs- und Unterstützungsangebote für Frauen, die von
Gewalt betroffen sind oder waren, hin. „Diese Angebote sind auch für
Frauen mit Behinderungen offen. Die Hotline unter 0800/222 555 und
das NÖ Frauentelefon unter 0800/800 810 bieten anonyme Hilfe und
kostenlose Erstberatung an. Auch für Hörbehinderte gibt es eine
Hotline des BMI unter 0800/133 133. Zudem können betroffene Frauen
bei vier Gewaltschutzzentren, etwa zehn Frauenberatungsstellen sowie
sechs Frauenhäuser Rat und Hilfe erhalten“, so Königsberger-Ludwig
und Schmidt abschließend.

SPNÖ-Landtagsklub
Sebastian Thumpser
Pressesprecher
0676/7898189
sebastian.thumpser@spoe.at

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