Kunststoffindustrie zu Plastiksackerlverbot: Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht

Branche sieht zielführende Lösung in Recycling und Mehrweg

Wien (OTS) – Das am Wochenende von Nachhaltigkeitsministerin
Köstinger angekündigte Verbot von Plastiksackerln und Mikroplastik in
Kosmetika stößt auf Unverständnis in der Kunststoffbranche. „Als
Umweltschutzmaßnahme dienen solche Verbote in Österreich nicht, da
hierzulande funktionierende Abfallmanagementsysteme dafür sorgen,
dass Kunststoff ordnungsgemäß verwertet wird,“ kommentiert Sylvia
Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Chemischen
Industrie die Regierungsinitiative.

Denn Voraussetzung für Maßnahmen, die der Umwelt tatsächlich
nützen, ist eine positive Ökobilanz. Dabei schneidet beispielsweise
das Papiersackerl auf Grund der Ressourcenintensität bei der
Herstellung keineswegs besser ab, wie zahlreiche Studien belegen und
auch Greenpeace in seiner Presseaussendung betont. Und auch abbaubare
Plastiksackerl schaden der Umwelt erst recht, wenn sie im falschen
Glauben im Kompostmüll landen.

„Recycling und Mehrweg im Sinne einer umfassenden
Kreislaufwirtschaftsstrategie wären auf jeden Fall zielführender“,
ist Hofinger daher überzeugt. Die Kunststoffbranche setzt auf einen
Ausbau der Rezyklierbarkeit ihrer Produkte sowie auf eine Erhöhung
des Rezyklatanteils. Auch die Mehrfachverwendung von
Kunststofferzeugnissen wie etwa Tragetaschen unterstützt die
Nachhaltigkeit. Gleichzeitig muss das Bewusstsein der Menschen für
einen schonenden Umgang mit Ressourcen aller Art geschärft werden,
denn nicht der Werkstoff Kunststoff ist das Problem, sondern eine
unsachgemäße Behandlung. Maßnahmen, die zur Sensibilisierung beim
Konsumenten abzielen, sind daher sinnvoller als Verbote.

„Kunststoff ist der am meisten verwendete Werkstoff der Welt. Wir
alle arbeiten an einer nachhaltigen und innovativen
Kunststoffindustrie, die einerseits Umweltbelastungen minimiert und
andererseits international wettbewerbsfähig ist“, so Hofinger. In
Abstimmung mit dem Gesetzgeber hat die Branche daher in den letzten
Jahren bereits zahlreiche freiwillige Initiativen zur Nachhaltigkeit
ihrer Produkte umgesetzt. Auch die Kosmetikindustrie steht zu ihrer
Verantwortung und verzichtet bereits freiwillig auf den Einsatz von
Mikroplastik.

Der Anteil Europas und Nordamerikas am Marine Litter beträgt zwei
Prozent. Der Rest kommt hauptsächlich aus Asien und Afrika. Hier gilt
es, diese Länder zu unterstützen, funktionierende
Abfallwirtschaftssysteme aufzubauen. Der Ansatz, Plastiksackerl oder
Wattestäbchen aus Kunststoff zu verbieten, trägt mengenmäßig kaum
etwas zur Reduktion des Plastikmülls in den Weltmeeren bei.

Ganz vergessen wird bei all der Kritik am Kunststoff, dass viele
Kunststoffartikel handfeste ökologische Vorteile haben, für die es
keine sinnvollen Alternativen gibt. Sie machen Autos leichter und
sparen somit Sprit. Sie dämmen Gebäude und senken damit den Heiz-
oder Kühlenergiebedarf. Sie schützen Lebensmittel vor Verderb und
damit die Umwelt vor unnötigen Emissionen bei deren Produktion.

FCIO Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs
Dorothea Pritz
Tel.: +43(0)5 90 900-3364
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