NÖGKK-Studie deckt auf: Raucherlokale in Niederösterreich durch Feinstaub belastet

Schlechte Luft selbst in den Nichtraucherzonen: Nur ein Gastronomiebetrieb von 20 war sauber

St. Pölten (OTS) – Viele essen ihr Schnitzel mitten in einer
Giftwolke und wissen es nicht: In vielen
Raucher-Nichtraucher-Mischlokalen herrscht eine massive
Feinstaubbelastung – auch in den Nichtraucherzonen. Das ergab eine
großangelegte Studie durch die IBO Innenraumanalytik OG, die im
Auftrag der NÖ Gebietskrankenkasse durchgeführt wurde. In 95 Prozent
der 20 untersuchten Lokale in Niederösterreich wurden erhöhte, zum
Teil stark gesundheitsschädliche Mengen an Feinstaub festgestellt. Im
Tabakrauch kommen mehr als 260 giftige Substanzen vor, 90 davon sind
nachweißlich krebserregend.

„Die Raucherregelung für die Gastronomie ist eine Farce.
Nichtraucher werden zu Mitrauchern! Das bestätigt uns die neue
Untersuchung“, sagt der Obmann der NÖ Gebietskrankenkasse, Gerhard
Hutter. „Tabakrauch belastet die Atemluft mit unzähligen
Schadstoffen. Die aktuellen Messungen in Nichtraucherbereichen von
niederösterreichischen Lokalen zeigen uns eindringlich, dass sich die
Giftstoffe aus dem Tabakrauch nicht an Zonengrenzen halten, sondern
sich über das ganze Lokal verteilen. Ernstzunehmender Schutz vor
Passivrauch ist in Mischlokalen kaum möglich“, zieht Hutter aus den
Untersuchungen Bilanz.

Starke Feinstaub-Übertritte in 70 Prozent der Testbetriebe

„Von den 20 untersuchten Raucher/Nichtraucher-Mischlokalen, wurden
in 14 Gaststätten signifikante und starke Feinstaubübertritte im
Nichtraucherbereich aufgedeckt. Dort herrschte eine mehr als doppelt
so hohe Konzentration an Feinstaub als vor der Tür im Außenbereich.
Die Spitzen lagen nicht selten zehnmal höher als im Freien. In fünf
weiteren Mischlokalen waren Übertritte bis zum zweifachen Wert
nachweisbar“, erklärt der gerichtlich zertifizierte Sachverständige
Peter Tappler, der die Studie für die NÖGKK durchgeführt hat.
„Übertritte wurden auch in Lokalen festgestellt, die geschlossene
Zwischentüren zwischen Raucher- und Nichtraucherräumen aufwiesen,
oder sogar in anderen Stockwerken lagen. Lediglich in einem Lokal war
kein Übertritt messbar!“

„Das Tabakgesetz wird in Mischlokalen leider wenig bis gar nicht
eingehalten“, sagt Studienleiter Tappler. „Die meisten Übertritte
passieren durch offene oder undichte Türen oder ungünstige
Druckverhältnisse. Mitunter gibt es gar keine Trennelemente zwischen
Raucher- und Nichtraucherbereichen.“

Im Rahmen der Erhebung wurden zahlreiche Verstöße gegen das Tabak-
und Nichtraucherinnen- bzw. Nichtraucherschutzgesetz festgestellt.
Mit einem mobilen Partikelzähler wurden Gastgewerbelokale vor allem
im ländlichen Raum und kleineren Städten Niederösterreichs gemessen.
Diese Feinstaubmessgeräte stellen pro Kubikzentimeter Partikel mit
einer Größe von 0,02 bis 1 Mikrometer fest. Andere Feinstaubquellen
wie Kerzen oder offene Küchenbereiche wurden in der Studie
berücksichtigt.

Passivrauch macht krank

Passivrauch besteht aus kleinen Teilchen, die beim Verbrennen der
Zigarette in die Luft abgegeben werden. Die gesundheitlichen
Auswirkungen können schwerwiegend sein: Kurzfristig kann Passivrauch
zu Kopfschmerzen, Hustenreiz, Schwindel, Müdigkeit oder Atemlosigkeit
führen. Die längerfristigen Folgen sind Lungenerkrankungen,
Herzinfarkte, Diabetes und Krebs.

Aber nicht nur die Gäste in den Lokalen leiden darunter.
NÖGKK-Obmann Hutter stellt sich angesichts der aktuellen
Untersuchungsergebnisse die Frage, ob Angestellte in Tourismus und
Gastronomie Beschäftigte zweiter Klasse sind: „Diese Menschen sind
tagtäglich dem Giftcocktail ausgesetzt, obwohl andernorts ein
gesetzlicher Schutz vor Passivrauch am Arbeitsplatz gilt. Die Arbeit
in Lokalen, in denen geraucht werden darf, macht krank – egal, ob man
sich in der Raucher- oder Nichtraucherzone aufhält. Und deshalb ist
die derzeitige Regelung nicht hinzunehmen! Sogar im Festzelt darf
mittlerweile nicht mehr geraucht werden“, sagt Hutter und appelliert
an die Politik: „Das bereits beschlossene und von der Koalition heuer
wieder abgesagte Rauchverbot in Lokalen muss schnell wiederkommen!“

Rauchen ist der am besten vermeidbare Risikofaktor für die
häufigsten Erkrankungen mit Todesfolge in Österreich. 12 840 Menschen
sterben jedes Jahr direkt oder indirekt durch Tabakkonsum. Drei
Menschen sterben pro Tag an Passivrauch. „Nichtraucher haben in
Räumen, in denen geraucht wird, nicht einmal ansatzweise die Chance,
dem Giftcocktail auszukommen“, so Hutter. „Denn mit Passivrauch ist
nicht Schuss, sobald eine Zigarette ausgedämpft wird. Passivrauch
vergiftet die Menschen auch dann, wenn gerade nicht geraucht wird.
Die Schadstoffe bleiben überall hängen. Sie haften an den Wänden, an
Möbeln, Vorhängen. Von dort gelangen sie dann später wieder in die
Atemluft. Lüften nützt in diesem Falle nichts. Untersuchungen haben
ergeben, dass nicht einmal die Windstärke eines Tornados ausreichen
würde, um alle Schadstoffe aus Innenräumen hinaus zu blasen.“

Passivrauchen: Für Kinder doppelt so schlimm

Die Leiterin des Rauchfrei Telefons der NÖGKK, MMag. Sophie
Meingassner, spricht die besondere Situation bei Kindern und
Schwangeren an. „Für Kinder ist es doppelt schlimm, wenn sie sich in
Räumen aufhalten, in denen geraucht wird, da ihre Organe und ihr
Immunsystem noch nicht voll entwickelt sind. Hält sich ein Kind eine
Stunde in einem verrauchten Raum auf, ist das für das Kleine genauso
schädlich, als ob es selber eine Zigarette geraucht hätte. Selbst das
ungeborene Kind im Mutterleib raucht bereits mit!“

„Rauchen ist eine Sucht. Es ist schwer, wieder davon loszukommen“,
bestätigt Meingassner. „Deshalb ist es wichtig, nicht überall Anreize
zum Rauchen zu schaffen. Europäische Länder, die den
Nichtraucherschutz in den vergangenen Jahren verstärkt haben, melden
mittlerweile weniger Krankenhauseinweisungen und Todesfälle durch
Tabakkonsum. In diesen Ländern beginnen heute weniger Menschen
überhaupt mit dem Rauchen. Zudem darf man nicht vergessen, dass
rauchfreie Zonen in der Gesellschaft auch ein Schutz für Ex-Rauchende
sind. Rauchverbote verbessern ihre Chancen, nicht wieder rückfällig
zu werden.“

Hilfe beim Rauchstopp bietet in Österreich das Rauchfrei Telefon
der NÖGKK. Es ist unter 0800 810 013 von Montag bis Freitag zwischen
10 und 18 Uhr erreichbar. Es fallen österreichweit keine Gebühren an.
Die Beratung ist kostenlos. Die Quitline ist eine Initiative der
Sozialversicherungsträger, der Bundesländer und des
Gesundheitsministeriums. Betrieben wird das Rauchfrei Telefon von
einem Team aus Klinischen Psychologinnen und
Gesundheitspsychologinnen der NÖGKK in St. Pölten. Neben der
individuellen telefonischen Beratung wird auf www.rauchfrei.at ein
umfangreiches Info-Paket mit vielen Tipps angeboten. Die Rauchfrei
App (kostenlos über die Homepage www.rauchfreiapp.at und über
App-Stores erhältlich) unterstützt die Raucherinnen und Raucher
während der Phase des Aufhörens rund um die Uhr. Über die Gefahren
des Passivrauchens klärt ein Infoblatt und ein aktuell erschienener
Folder auf, die über die Homepage kostenlos zu beziehen sind. Die
komplette Studie ist auf [www.rauchfrei.at] (http://www.rauchfrei.at)
downloadbar.

NÖ Gebietskrankenkasse
Öffentlichkeitsarbeit
050899-5121, Fax: 050899-5181
oea@noegkk.at
www.noegkk.at

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