Wolf, Fischotter & Co: Österreich kann bei der EU mehr Naturschutz-Mittel abholen
Wien (OTS) – Durchbruch für den Herdenschutz: Erstmals können die
notwendigen EU-Fördermittel auch für vorbeugende Maßnahmen im
Artenschutz gegenüber der EU beantragt werden– Neue Chance für
Präventionsprojekte wie Herdenschutz
Österreichs Bundesländer erhalten die große Chance, mehr EU-Gelder
in ein möglichst konfliktarmes Miteinander von Menschen und Arten wie
Wolf, Fischotter oder Biber zu investieren. Das zeigen aktuelle
Angaben der Europäischen Kommission zu den künftigen
Finanzierungschancen im nächsten EU-Finanzrahmen: „Jetzt gibt es
keine Ausreden mehr. Erstmals können konkret EU-Mittel für
vorbeugende Maßnahmen im Artenschutz abgerufen werden. Darunter fällt
dezidiert auch die Vermeidung und Kompensation von Schäden in
Zusammenhang mit geschützten Tieren wie dem Wolf, Biber oder
Fischotter“, berichtet Arno Aschauer, Leiter nationaler Artenschutz
beim WWF Österreich, von einem Expertentreffen mit der EU-Behörde in
Wien. Bisherige ziellose und rechtlich mangelhafte Vorgehensweisen
einzelner Länder, die nur das Töten von Fischotter und Co. als
Lösungsmöglichkeit vorsehen, sollten damit ein Ende haben.
Bisher konnten einige engagierte Staaten und Regionen in
Einzelprojekten ihre Herdenschutz-Maßnahmen mit EU-Geldern
ko-finanzieren, wie zum Beispiel Frankreich, das sich 2017 alleine
über 20 Millionen Euro abgeholt hat. In Zukunft ist die Finanzierung
von vorbeugenden Maßnahmen nicht nur in Einzelprojekten möglich
sondern flächendeckend in der EU förderbar.
So könnten beispielsweise zusätzliche EU-Gelder für vorbeugende
Maßnahmen wie Elektrozäune und Herdenschutzhunde sowie zur Abgeltung
entstandener Schäden abgeholt werden. Dies wäre auch ein wichtiger
Schritt zur Umsetzung des österreichischen Wolfsmanagement-Plans.
„Herdenschutz gehört überall dort, wo der früher ausgerottete Wolf
wieder zurück ist, zur Praxis der Nutztierhaltung. Hierzulande werden
jedoch die damit verbundenen Kosten oft als Vorwand benutzt, um
weiter den Stillstand zu zelebrieren. Statt dem Boykott international
etablierter Maßnahmen muss das Problem endlich im Sinne der
Betroffenen angepackt werden“, fordert Aschauer mehr Einsatz von der
Politik.
Bisher schöpft Österreich jedoch die bereits vorhandenen Mittel
oft nur ungenügend aus, wie die EU-Kommission berichtet. Nicht
ausreichend abgeholt werden etwa die im Europäischen Fischereifonds
zur Verfügung gestellten Gelder, mit denen auch eine naturnahe
Teichwirtschaft unterstützt werden könnte. Somit handelt es sich um
ein Versäumnis von Politik und Behörden, die mit zusätzlichen Mitteln
auch die Konflikte rund um den Fischotter viel besser verhindern
könnten. „Nationale Probleme sind oft hausgemacht und sollten nicht
immer auf die EU geschoben werden. Wer ständig nach mehr
Eigenverantwortung ruft, sollte diese auch entsprechend wahrnehmen.
Ansonsten werden auch Land- und Teichwirte mit ihren Sorgen allein
gelassen“ kritisiert Aschauer.
Wichtige Informationsveranstaltung der EU-Kommission
Auf Initiative der Europäischen Kommission diskutierten vergangene
Woche Vertreter der Brüsseler Behörde, des Umweltministeriums, der
Bundesländer sowie mehrerer Naturschutzorganisationen wie dem WWF die
vielfältigen Fördermöglichkeiten für die nächste Finanzierungsperiode
2021-2027 (Multiannual Financing Framework, MFF). Jetzt liegt es an
den zuständigen Bundesländern, die notwendigen Naturschutz-Budgets
anzugeben, um relevante Fördertöpfe auf EU-Ebene zu ermöglichen. „Mit
ihrer Informationsveranstaltung zeigt die EU-Kommission, dass sie die
Betroffenen bestmöglich einbinden und die Entscheidungskompetenz im
Sinne der Subsidiarität weitest möglich bei den Mitgliedsländern
halten will. Österreich ist jetzt gefordert, das Beste aus den neuen
Finanzierungsmöglichkeiten zu machen“, bekräftigt WWF-Experte
Aschauer.
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 0676/83 488 203, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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