Äthiopien: „Hilfe vor Ort“ darf niemanden zurück lassen
Menschen für Menschen betont die Bedeutung von Entwicklungskonzepten, um nachhaltige Veränderung zu bewirken – Einzelmaßnahmen und Wirtschaftskooperationen sind zu wenig
Wien (OTS) – Im Mittelpunkt der morgigen Äthiopienreise von
Bundeskanzler Sebastian Kurz, die in Vorbereitung zum kommenden Forum
Afrika-Europa stattfindet, stehen wirtschaftliche Kooperationen sowie
die „Hilfe vor Ort“. Die Hilfsorganisation Menschen für Menschen
leistet seit 37 Jahren „Hilfe vor Ort“ und ist Experte für die
Herausforderungen im ländlichen Äthiopien. Der Schlüssel für eine
nachhaltige Entwicklung liegt insbesondere darin, Maßnahmen in den
ländlichen Regionen zu setzen. Hierfür sind durchdachte
Gesamtkonzepte notwendig, denn mit singulären Maßnahmen lassen sich
die komplexen Herausforderungen nicht lösen.
Zwtl.: Menschen für Menschen: „Niemanden zurück lassen!“
„Selbstverständlich profitiert ein Land wie Äthiopien von
Investitionen und der Stärkung wirtschaftlicher Kooperationen.
Dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass nach wie vor der
überwiegende Großteil der Äthiopierinnen und Äthiopier in ländlichen
Regionen lebt und dort als Kleinstbauern ein Auskommen für sich und
ihre Familien finden muss“, so Rupert Weber, Vorstand der
Organisation Menschen für Menschen, die seit 1981 „Hilfe zur
Selbsthilfe“ im Land leistet. „Um also niemanden zurück zu lassen und
tatsächlich nachhaltige Entwicklung anzustoßen, bedarf es der
wirtschaftlichen Stärkung der ländlichen Regionen. Zusätzlich müssen
der Jugend praxisorientierte Ausbildungsmöglichkeiten zur Verfügung
stehen. Nur durch das Zusammenspiel dieser und weiterer Maßnahmen
lässt sich verhindern, dass sich die Abwanderung in die Städte weiter
verstärkt, wo jetzt schon viele und vor allem junge Menschen ohne
Perspektive gestrandet sind.“
Zwtl.: Zukunftschancen für Jugendliche
Rund die Hälfte der Bevölkerung Äthiopiens ist jünger als 18
Jahre. Zugleich mangelt es im Land an gut ausgebildeten Fachkräften.
Deshalb ist es für die Zukunft des Landes bedeutend,
praxisorientierte Bildungsmöglichkeiten auszubauen. Denn die junge
Generation wird, auch wenn sie es wollte, nicht mehr allein von der
Landwirtschaft leben können. Die jahrzehntelange Abholzung und damit
einhergehende Erosion haben viele Landstriche unbrauchbar für den
Anbau gemacht. Hinzu kommt die große Kinderzahl, die über die Jahre
zu einer Fragmentierung der Felder geführt hat, die bisher die
Lebensgrundlage der Menschen darstellten. Deshalb hat Menschen für
Menschen mit dem Aufbau von Kooperativen begonnen, die gezielt junge
Männer und Frauen einbinden. „Durch den Aufbau von Kooperativen
verbleibt die Wertschöpfungskette in der Region“, erklärt Rupert
Weber das Prinzip der Kooperativen. „Die ersten Kooperativen in
unseren Projektregionen produzieren zum Beispiel Honig und kümmern
sich auch gleich um die Verarbeitung und um den Aufbau von
Vertriebswegen und die Vermarktung. Statt den Honig also einfach an
Großhändler zu verkaufen, die diesen zur Verarbeitung in die
Hauptstadt liefern würden, profitieren die ländlichen Gemeinden vom
Aufbau von Wirtschaftszweigen und der Schaffung von Arbeitsplätzen.“
Auch bei anderen Maßnahmen zeigt sich, dass der Ansatz von Menschen
für Menschen langfristig Wirkung zeigt – über die Initialzündung
hinaus: „Durch Mikrokreditprogramme werden Frauen gezielt gefördert,
um ein erstes eigenes Einkommen zu erwirtschaften oder ein Geschäft
aufzubauen. So kann sich zum Beispiel eine Schneiderin einen Laden
mieten oder eine elektrische Nähmaschine kaufen und dadurch mehr
Aufträge annehmen. Sie stellt nach einiger Zeit die erste Nähhilfe an
und nach und nach steigert sich so die Wirtschaftsleistung der ganzen
Region“, erklärt Rupert Weber die Wirkung der Arbeit von Menschen für
Menschen in Äthiopien.
Zwtl.: 1 Spendeneuro = 27 Euro gesellschaftlicher Wert
Welchen Wert die gezielte Frauenförderung für die Gesellschaft im
Ganzen hat, untersuchte das NPO & SE-Kompetenzzentrum der
Wirtschaftsuniversität Wien im Jahr 2015. Die Studie zum „Social
Return On Investment“, also zur Sozialrendite der Maßnahmen, wurde in
einer Teilregion des Projektgebiets Ginde Beret durchgeführt, wo
Menschen für Menschen seit 2011 aktiv ist. Mit dem Ergebnis, dass
jeder Euro, der in die Frauenprojekte investiert wurde, einen
gesamtgesellschaftlichen Gegenwert von 27 Euro in der Region erzeugt.
Zwtl.: Nachhaltige Entwicklung statt punktueller Einzelmaßnahmen
In Ländern wie Äthiopien nehmen Nichtregierungsorganisationen
(NGOs) eine wichtige Rolle ein. Wie Menschen für Menschen arbeiten
sie Hand in Hand mit lokalen Behörden an der regionalen Entwicklung
ländlicher Regionen. Dies bedarf allerdings langfristig angelegter
Projekte anstelle von punktuellen Einzelmaßnahmen, wie auch Rupert
Weber betont: „Es reicht nicht, da mal einen Brunnen zu graben oder
dort mal eine Schule zu bauen. Um Regionen nachhaltig wirtschaftlich
zu stärken, muss eine Vielzahl an Maßnahmen umgesetzt werden. Und
diese Maßnahmen müssen auch untereinander abgestimmt sein.“ Dass
dieser Ansatz Früchte trägt, hat Menschen für Menschen in
mittlerweile neun Projektregionen bewiesen, wo die Projektarbeit
bereits abgeschlossen werden konnte. „In zwei der abgeschlossenen
Projektregionen haben wir fünf Jahre nach Abschluss eine erneute
Evaluierung durchführen lassen. Die Untersuchungen haben gezeigt,
dass die Wirkung der Arbeit von Menschen für Menschen weiterhin
anhält und die Maßnahmen eine langfristige Entwicklung der Regionen
angestoßen haben“, erläutert Rupert Weber die Quintessenz der
Evaluierungen, die von der Wirtschafsuniversität Wien beziehungsweise
vom Beratungsunternehmen FAKT durchgeführt wurden.
Verein Menschen für Menschen
Martina Hollauf
Presse- / Öffentlichkeitsarbeit
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