Jüdisches Museum Wien feiert 30-Jahr-Jubiläum und eröffnet neue Ausstellung

Wien (OTS/RK) – Das Jüdische Museum Wien eröffnete gestern die neue
Ausstellung „Das Auge Brasiliens. Kurt Klagsbrunn“ und feierte sein
30-jähriges Bestehen sowie die Realisierung des Projekts OT.

Zwtl.: Abend im Zeichen des Jüdischen Museum Wien

Direktorin Danielle Spera begrüßte die Gäste am gestrigen Abend im
Palais Eskeles in der Dorotheergasse: „Heute feiern wir 30 Jahre
Jüdisches Museum Wien. Viele Protagonisten von damals sind heute hier
und begehen dieses Jubiläum mit uns.“ Weiters sprach Direktorin Spera
zur neuen Ausstellung: „Hier im Jüdischen Museum ist es uns wichtig,
Geschichten von durchschnittlichen Wiener Familien zu erzählen, von
Wiener jüdischen Familien, die ein unbeschwertes, erfülltes Leben
geführt haben, bis zum brutalen Bruch des Jahres 1938. Eine dieser
Familie waren die Klagsbrunns, deren Schicksal stellvertretend für
tausende Wiener Jüdinnen und Juden steht.“

Kuratorin Andrea Winklbauer gab den Eröffnungsgästen einen
Einblick in das Schaffen des fotografischen Chronisten Kurt
Klagsbrunn, der 1938 als 20jähriger Wiener Jude mit seinen Eltern und
seinem Bruder nach Brasilien flüchten konnte und das dortige Leben
jahrzehntelang abbildete. Einen Teil seines Nachlasses bekam das
Jüdische Museum Wien 2017 geschenkt. Dieser ist bis 19. Mai in der
Ausstellung „Das Auge Brasiliens. Kurt Klagsbrunn“ zu sehen ist.
Schriftsteller Erich Hackl und Victor Klagsbrunn, Neffe von Kurt
Klagsbrunn, sprachen zur Familien- und zur Fluchtgeschichte der
Klagsbrunns.

Zwtl.: WegbegleiterInnen und GratulantInnen anwesend

Kurt Gollowitzer, Geschäftsführer der Wien Holding betonte: „Das
Jüdische Museum Wien ist seit mittlerweile 30 Jahren ein Ort der
Begegnung und der Verständigung. Es war das erste Museum im Wien
Holding-Konzern und nimmt daher einen ganz besonderen Platz unter
unseren vier Museen ein. Mit seinen Wechselausstellungen überrascht
das Museum immer wieder mit neuen Sichtweisen auf das Judentum wie
derzeit mit ‚Das Auge Brasiliens. Kurt Klagsbrunn‘. Natürlich ist es
aber auch ein Ort der Auseinandersetzung mit jüdischer Geschichte.
Auch in diesem Bereich leistet das Museum Aufklärungsarbeit, sei es
durch Ausstellungen oder durch Projekte wie ‚OT‘.“

Der Gründungsgeschäftsführer des Jüdischen Museums Wien, Christian
Cap, berichtete von den Anfangsjahren des Jüdischen Museums vor 30
Jahren und zog einen aktuellen Vergleich: „Heute ist dieses Museum
fester Bestandteil der Museumslandschaft, ausgestattet mit makelloser
Glaubwürdigkeit, perfekter Akzeptanz und schon lange ein besonderer
Ort.“ Die Festrede zum 30-jährigen Jubiläum hielt der Wiener
Bürgermeister Michael Ludwig: „Im Jüdischen Museum Wien sehe ich ein
Licht in schwierigen Zeiten. Von Beginn an war es ein Zentrum der
jüdischen Kultur und hat in Wien ein Bewusstsein für die Schicksale
und Bedeutung der Wiener Jüdinnen und Juden geschaffen. Das Jüdische
Museum Wien ist heute ein sichtbares und lebendiges Zeichen des
Judentums in Wien“.

Gäste wie Dagmar Koller, Renate Brauner, Andreas Mailath-Pokorny,
Markus Wölbitsch, Bettina Leidl, Robert Menasse und Elke Krystufek
feierten mit dem Museum seinen 30. Geburtstag.

Zwtl.: 30 Jahre Jüdisches Museum Wien

Vor 30 Jahren hat die Stadt Wien das Jüdische Museum Wien auf
Betreiben des damaligen Bürgermeisters Helmut Zilk (wieder-)
gegründet. Anfangs ohne Gebäude, fanden die Ausstellungen im
Jüdischen Gemeindezentrum statt. Fünf Jahre später zog das Museum in
das Palais Eskeles ein, das am 18. November 1993 von Helmut Zilk und
dem aus Wien stammenden Bürgermeisters von Jerusalem, Teddy Kollek,
eröffnet wurde. Das Jüdische Museum Wien ist seither ein Ort, an dem
Bewusstsein für die jüdische Geschichte, Religion und Kultur
geschaffen wird.

Die vielfältigen Ausstellungen zur Wiener jüdischen Geschichte
erzählen Narrative der Stadt Wien aus den unterschiedlichsten
Lebensbereichen, u.a. persönliche Schicksale, Migration, Immigration,
Film, Fotografie, sozialökonomische Wirklichkeiten, populärkulturelle
Phänomene, bis hin zu zeitgenössischer Kunst und ziehen das Publikum
in ihren Bann. 2017 wurde mit 130.000 BesucherInnen ein Rekord
aufgestellt.

Zwtl.: Projekt OT

Seit 2016 ist das Projekt OT („OT“, hebräisch „Symbol oder
Zeichen“) an der Nahtstelle von Wissenschaft, Kunst und Vermittlung
sowie zwischen Museum, Universität und privater Initiative
entstanden. Die fünf Meter hohe „Sternstele“ des Künstlers Lukas
Kaufmann aus der Klasse Transmediale Kunst an der Universität für
angewandte Kunst, trägt einen ineinander verflochtenen leuchtenden
Davidstern. Eine in den Masten eingravierte Inschrift verweist auf
den Namen der jeweiligen Synagoge und ihre gewaltsame Zerstörung
durch die Nationalsozialisten, über einen QR-Code auf der Stele
können Visualisierungen der rekonstruierten Synagoge abgerufen
werden. Die Informationen sind auch über die Website
www.lichtzeichen.wien abrufbar.

Zwtl.: Das Auge Brasiliens – von Floridsdorf nach Rio de Janeiro

Der Fotograf Kurt Klagsbrunn, geboren 1918 in Wien, hielt von 1939
bis in die 1970er-Jahre das moderne Leben Brasiliens fest. Er
fotografierte die Partys der Wohlhabenden ebenso wie die Vergnügungen
der kleinen Leute. Seine Modelle waren Prominente wie Orson Welles
oder Evita Perón, aber auch Brautstrauß werfende Frischvermählte,
Schuhputzer auf den Boulevards oder verträumte Kaffeegenießer. Dabei
wollte der Sohn eines Floridsdorfer Kohlenhändlers und
Fußballfunktionärs eigentlich Arzt werden, musste jedoch nach der
Flucht aus Österreich 1938 den Beruf wechseln, um sich im Exil eine
neue Existenz aufzubauen. Er wählte das Hobby seiner Jugend und stieg
rasch vom Autodidakten zum Pionier der Gesellschaftsfotografie auf.
Er dokumentierte neben seinen Mode-, Lifestyle und
Industriefotografien die Entwicklung Brasiliens und begleitete die
Entstehung der neuen Hauptstadt Brasilia. 2005 starb Kurt Klagsbrunn
in Rio de Janeiro.

Sein Neffe Victor Klagsbrunn betreut seither den Nachlass mit mehr
als 250.000 Negativen. 2017 schenkte er dem Jüdischen Museum Wien
einen Teilnachlass mit Briefen, Notizen, Fotos und anderen
Erinnerungen an das Leben der Familie Klagsbrunn in Floridsdorf und
ihrer Flucht nach Rio. Die Ausstellung „Das Auge Brasiliens. Kurt
Klagsbrunn“ präsentiert diese Schenkung sowie eine Auswahl seiner
Werke aus dem brasilianischen Exil.

(Schluss)

Petra Fuchs
Jüdisches Museum Wien – Medienbetreuung
Tel.: +43 1 535 04 31-113
E-Mail: petra.fuchs@jmw.at
www.jmw.at

Elisabeth Bauer
Wien Holding – Corporate Communications
Tel.: +43 1 408 25 69 – 47
E-Mail: e.bauer@wienholding.at
www.wienholding.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender