ÖGKV wirft ersten Blick auf den Masterplan Pflege

Die berufspolitische Vertretung der Gesundheits- und Krankenpflege in Österreich prüft die vorliegenden Unterlagen.

Wien (OTS) – Der von der Regierung angekündigte Masterplan Pflege
liegt nun am Tisch und wurde vom Österreichischen Gesundheits- und
Krankenpflegeverband (ÖGKV) begutachtet. Über den ersten Entwurf
lässt sich sagen, dass bekannte Problemfelder zwar beschrieben
werden, konkrete Maßnahmenpakete aber immer noch offen bleiben.

Etwa 2,6 Millionen chronisch Kranke, 460.000
PflegegeldbezieherInnen und rund 130.000 Menschen die an Demenz
leiden, sowie der jährlich Zuwachs von vier Prozent an mobilen
Pflegeleistungen, machen den zunehmenden Bedarf an Pflegeleistungen
deutlich.

Zwar unterstützen an die 947.000 Österreicher Pflegebedürftige im
häuslichen Bereich, doch auch sie stoßen zunehmend an die Grenzen
ihrer Belastbarkeit. Der Fokus der Regierung wird nun verstärkt auf
die Pflege zu Hause und somit auf pflegende Angehörige gelegt. In den
Vordergrund wird ebenso der Bereich der 24-Stunden-Betreuung,
angesiedelt bei der Wirtschaftskammer, gerückt. Insgesamt ist eine
Tendenz zur Deprofessionalisierung von Pflege- und
Betreuungsleistungen nicht zu übersehen, was Anlass zur Sorge gibt.
Unter diesen Gesichtspunkten wird das Ziel der Kostenoptimierung auf
dem Rücken der Betroffenen ausgetragen werden. Dabei empfiehlt eine
aktuelle Studie des Institutes für Pflegewissenschaft der Universität
Wien, welche vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales Gesundheit
und Konsumentenschutz (BMASGK) in Auftrag gegeben wurde, unter
anderem, Rahmenbedingungen für geteilte und sichtbare
Pflegeverantwortung zu schaffen. Das bedeutet, dass genügend
ausgebildetes Fachpflegepersonal zur Verfügung stehen muss. Genau
dieser Punkt findet sich im Masterplan Pflege nicht.

Das wichtigste Ziel, das auch im Regierungsprogramm formuliert
wurde, Pflege und Betreuung für alle Menschen in Österreich
nachhaltig und qualitativ zu sichern, erfordert ein
niedrigschwelliges und vor allem auch aufsuchendes Angebot an
Beratung und Unterstützung. Dieses muss auf der individuellen
Situation, sowie der Anleitung für pflegerische Interventionen durch
die Fachpflege basieren. Der Ansatz, „Ausbau und Umsetzung der
integrierten Versorgung unter Berücksichtigung der Verschränkung von
Medizin und Pflege“, geht in die richtige Richtung. Ebenso die
„Erweiterung der Angebote von Hospiz- und Palliativbetreuung“, sowie
die angestrebte „Qualitätssicherung in der 24-Stunden-Betreuung“.
Viele der beabsichtigten Punkte sind in zahlreichen Konzepten der
Familiengesundheitspflege definiert und werden bereits in einigen
europäischen Ländern seit Jahren erfolgreich umgesetzt. Dies bedeutet
aber auch, Pflege- und Betreuungsleistungen nicht länger durch das in
den Vordergrund stellen der sozialen Kompetenz für diese Berufe zu
bagatellisieren. Die Kompetenz der Pflegeberufe ist sichtbar zu
verankern und zu honorieren. Das Image der Pflege zu heben, erfordert
jedenfalls die ausreichende Finanzierung von Ausbildungsplätzen.
Darüber hinaus ist die Pflegepraxis so zu gestalten, dass die
Rahmenbedingungen die Umsetzung des Handlungsspektrums an
Pflegeleistungen auch möglich macht, damit Pflege bei den Menschen
ankommt.

Es gilt nun abzuwarten, welche konkreten Maßnahmen innerhalb des
sehr ambitionierten Zeitplanes zur Bearbeitung der heute
vorgestellten Punktation auch zu Boden kommen.

Österreichischer Gesundheits- und Krankenpflegeverband
+43 1 478 27 10 – 17
E-Mail: pflegezeitschrift@oegkv-fv.at
http://www.oegkv.at

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