„Giuseppe Garibaldi: Der inszenierte Rebell“ im „Universum History“-Porträt
Am 7. Dezember um 22.35 Uhr in ORF 2
Wien (OTS) – Giuseppe Garibaldi wird bis heute als Ikone des
italienischen Freiheitskampfs verehrt. Doch wie groß ist sein Anteil
am Kampf für die Einheit Italiens im 19. Jahrhundert tatsächlich –
und vor allem: Was ist bloß Legende? Das neue „Universum History:
Giuseppe Garibaldi: Der inszenierte Rebell“ zeigt am Freitag, dem 7.
Dezember 2018, um 22.35 Uhr in ORF 2, wie geschickt Garibaldi am
Aufbau seines eigenen Mythos mitgearbeitet hat. Wie widersprüchlich
seine politischen und ganz persönlichen Haltungen mitunter gewesen
sind – privat ein Patriarch, politisch ein Vorkämpfer für
Frauenrechte. Und wie raffiniert Giuseppe Garibaldi die Medien für
seine Zwecke eingespannt hat.
„Universum History“ zeigt einen Mann, der ein Meister im Spiel mit
den Massenmedien war – inklusive der Behandlung seines Privatlebens.
Heute weiß die Geschichtsforschung, dass vieles, was Garibaldi etwa
über seine erste Frau Anita schrieb, nicht den historischen Tatsachen
entspricht. So war Ana Maria „Anita“ de Ribeiro, die Garibaldi 1842
geheiratet hatte, nicht die heroische Kämpferin, als die sie
Garibaldi gerne darstellte, sondern am Ende vielmehr eine schwer
erkrankte Frau, die die Strapazen von Garibaldis Flucht aus Rom 1849
nicht überlebte.
Die Dokumentation von Regisseur Martin Betz beleuchtet, wie es
Giuseppe Garibaldi zustande gebracht hat, auf militärischer Ebene
derart viele Erfolge zu feiern. Unterstützung in Form von
finanziellen Zuwendungen erhielt Garibaldi vonseiten Großbritanniens,
wie der italienische Historiker Fulvio Conti erklärt: „England hatte
ein strategisches Interesse an der Entstehung eines italienischen
Reichs.“ Die Motive der Briten waren vor allem geostrategischer und
wirtschaftlicher Natur: Schließlich hielten sie auf Sizilien das
Monopol für den Schwefelabbau und kontrollierten den Weinhandel der
Insel.
Mit Hilfe von aufwendig produzierten Reenactments skizziert der Film
auch das Privatleben Giuseppe Garibaldis. Das private Chaos in seinem
Leben beschreibt die britische Historikerin Lucy Riall: „Im Sommer
1859 verliebt er sich unsterblich in eine junge Frau. Doch
gleichzeitig macht er zwei anderen Frauen einen Heiratsantrag und
überschüttet zwei weitere Frauen mit Liebeserklärungen. Daneben führt
er eine weitere Beziehung fort und hat auch noch ein Verhältnis mit
einer italienischen Gräfin. Überall sind also Frauen – und mehr oder
weniger jeder von ihnen gesteht Garibaldi seine Liebe.“ Am Ende
seines Lebens, nun mit „seinem“ Kindermädchen verheiratet, gibt
Garibaldi das Bild des gealterten Patriarchen. In seiner politischen
Haltung gegenüber Frauen war Garibaldi jedoch alles andere als
konservativ: Bereits 1869 forderte er das allgemeine Wahlrecht für
Frauen – eingeführt wurde es in Italien erst 77 Jahre später. Eine
Rede Garibaldis ist mit folgendem Wortlaut überliefert: „Es kann
keine Modernität, keinen Fortschritt, keine Menschlichkeit geben,
wenn die Hälfte des menschlichen Geschlechts Sklave des anderen ist.“
„Giuseppe Garibaldi: Der inszenierte Rebell“ zieht eine klare
Trennlinie zwischen Legende und historischer Wahrheit. Erfolgreiche
Garibaldi-Biografinnen wie Silvia Cavicchioli und Lucy Riall rücken
das Wirken Garibaldis in den Kontext seiner Zeit und erstellen ein
Psychogramm eines eigenwilligen Revolutionärs und Abenteurers, der
von den politischen Kompromissen, mit denen die Einigung Italiens
einherging, schließlich in die Isolation getrieben wurde.
Die Dokumentation entstand als internationale Koproduktion der
Produktionsfirma pre tv in Zusammenarbeit mit ZDF/ARTE und BMBWF,
gefördert von Media Development, Fernsehfonds Austria und VAM.
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