Broidl: Europäische Junglandwirte ziehen an einem Strang

Chancen und Herausforderungen beim Tag der jungen Landwirtschaft diskutiert

Wien (OTS) – Großer Andrang herrschte beim diesjährigen Tag der
jungen Landwirtschaft der Österreichischen Jungbauernschaft im
Marmorsaal des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus.
Der Einladung vom Bundesobmann der Österreichischen Jungbauernschaft,
Franz Xaver Broidl, waren rund 160 Jungbäuerinnen und Jungbauern
sowie Freunde und Partner der Jungbauernschaft gefolgt. Vor dem
Hintergrund der laufenden Verhandlungen um die zukünftige Gemeinsame
Agrarpolitik und des österreichischen Ratsvorsitzes stand das Thema
„Young Farmers in Europe – Chancen und Herausforderungen“ im Fokus.
Als Referenten waren Jungbäuerinnen und Jungbauern aus Tschechien,
Dänemark, Estland, Österreich und Großbritannien geladen. Das
Programm stieß auch bei zahlreichen Vertretern aus Politik,
Wirtschaft und Verwaltung auf Interesse und so konnten als Ehrengäste
unter anderem Bundesministerin Elisabeth Köstinger,
Bauernbund-Präsident Georg Strasser und
Raiffeisenverband-Generalsekretär Andreas Pangl begrüßt werden. „Wir
freuen uns, dass sich unser jährliches Diskussionsforum stetig
steigender Beliebtheit erfreut. Mit einem internationalen Thema sind
wir heuer einen neuen Weg gegangen, um einen Blick über den
landwirtschaftlichen Tellerrand zu ermöglichen“, erklärt Broidl.

Jungbauern völlig zu Recht im Fokus der zukünftigen Gemeinsamen
Agrarpolitik

Der Jungbauern-Chef nahm in seinem Statement Bezug auf die besondere
Rolle, die den jungen Bäuerinnen und Bauern zukommt: „Völlig zu Recht
steht die junge Landwirtschaft und der Generationenwechsel im
besonderen Fokus der zukünftigen Gemeinsamen Agrarpolitik. Sorgen wir
doch für die Versorgungs- und Ernährungssicherheit der Zukunft und
den Erhalt unserer Kulturlandschaft.“

Klare Worte fand auch Bundesministerin Elisabeth Köstinger:
„Unsere Jungbäuerinnen und Jungbauern sind das Rückgrat und die
Zukunft der europäischen Landwirtschaft und des ländlichen Raumes.
Wir leben in einer Überflussgesellschaft und die Gemeinsame
Agrarpolitik muss diesem Trend entgegenwirken. Unser Modell der
Lebensmittelproduktion sieht eine multifunktionale, flächendeckende
und nachhaltige Landwirtschaft in höchster Qualität vor. Nur
gemeinsam können wir diese Trendwende einleiten.“

Die Geschichten hinter den bäuerlichen Betrieben erzählen

Die Referenten gaben in ihren Beiträgen Einblicke in den
Landwirtschaftssektor ihres Heimatlandes und stellten ihre Betriebe
vor. In den einzelnen Beiträgen skizzierten sie die aus ihrer Sicht
zentralen Chancen und Herausforderungen für die zukünftige
Landwirtschaft.

Für Tomáš Ignác Fénix, Vizepräsident beim Rat der Europäischen
Junglandwirte (CEJA) und Jungbauer aus Tschechien, ist klar: „Trotz
unterschiedlicher Betriebszweige und -konzepte sehen wir uns dennoch
alle mit sehr ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. Eine enge,
auch internationale Zusammenarbeit, um gemeinsam Lösungen und
Antworten auf die Fragen der Zukunft zu finden, ist daher
unerlässlich. Der Rat der Europäischen Junglandwirte ist hier eine
starke Stimme, die gehört wird.“

Dem direkten Kontakt mit den Konsumentinnen und Konsumenten wird in
Zukunft noch mehr Bedeutung zukommen, meint Thorbjørn Koefoed,
Vorsitzender der dänischen Jungbauern und Landwirt aus Dänemark: „Wir
müssen der Gesellschaft aktiv erklären, wie wir produzieren und was
wir erzeugen. Wir müssen die Geschichten hinter unseren Betrieben
erzählen, um für die nicht-landwirtschaftliche Bevölkerung greifbarer
zu werden.“ Als eine der zentralen Herausforderungen sieht er die
unterschiedlichen Produktionsstandards innerhalb der Europäischen
Union, obwohl man für denselben Markt produziert. Im Fokus seiner
Präsentation standen auch die zusehends wachsende Debatte rund um den
Fleischkonsum wie auch der Diskurs zur modernen Tierhaltung.

Veredelung von Produkten und Anpassung an den Klimawandel

Für Viljar Veidenberg, Jungbauer aus Estland, kommt der laufenden
Aus- und Weiterbildung eine besondere Rolle zu: „Langfristig bin ich
mit meinem Betrieb nur erfolgreich, wenn ich mir kontinuierlich neues
Wissen aneigne, um damit auf veränderte Bedingungen reagieren zu
können.“ Als große Chance – wie auch auf seinem Betrieb umgesetzt –
sieht er die Veredelung von Produkten, um damit mehr Wertschöpfung zu
generieren. Die Anpassung an den Klimawandel durch Anbau neuer
Kulturen, aber auch die mangelnde Verfügbarkeit von
landwirtschaftlichen Flächen in seinem Heimatland führte Veidenberg
als weitere Punkte an.

„Allgemein hat die Landwirtschaft in Österreich ein gutes Image,“
meint Viktoria Hutter, Jungbäuerin aus Österreich. „Häufig sehen wir
uns aber mit Werbekampagnen konfrontiert, die weit weg von der
Realität sind. Hier liegt es an jedem von uns, einen aktiven Beitrag
zur Aufklärungsarbeit zu leisten, um dem vorherrschenden
Wissensdefizit entgegenzuwirken.“ Ein weiteres zentrales Thema ist
aus ihrer Sicht die dauerhafte Etablierung von hochwertigen Produkten
auf Märkten im Ausland.

Wir brauchen junge, enthusiastische Bäuerinnen und Bauern

Die Auswirkungen des bevorstehenden Brexits stellte David Goodwin,
Jungbauer aus Großbritannien, in den Mittelpunkt seiner Ausführungen:
„Wir können nach wie vor nicht genau sagen, wie sich der Austritt aus
der Europäischen Union ganz konkret auf jeden einzelnen Betrieb
auswirken wird. Aktuell fürchten wir etwa eine Überschwemmung mit
billigen Produkten aus dem Ausland. Gerade in solchen Zeiten brauchen
wir junge, enthusiastische Bäuerinnen und Bauern, die
zusammenarbeiten und gewillt sind, sich an die verändernden
Bedingungen anzupassen.“ Ebenso gelte es, mit gezielten Maßnahmen der
Überalterung der Bauernschaft in vielen europäischen Ländern
entgegenzuwirken.

Landwirt zu sein ist der ehrenwerteste Beruf, den es gibt

Dass die jungen Landwirtinnen und Landwirte ihre Tätigkeit mit
großem Optimismus sehen, zeigte sich in der abschließenden
Diskussionsrunde: „Wir würden heute hier nicht stehen, wenn wir keine
Zukunft in dem sehen, was wir tun. Als Junger hast du alle
Möglichkeiten“, so der Tenor der Referentinnen und Referenten.
„Landwirt zu sein ist der ehrenwerteste Beruf, den es gibt. Landwirt
zu sein ist ein Lifestyle.“

Jungbauern-Bundesobmann Broidl zieht zufrieden Bilanz: „Als junge
europäische Landwirte ziehen wir alle an einem Strang für die gleiche
Idee. Diesen Zusammenhalt gilt es weiter zu stärken, um die kommenden
Chancen ergreifen und die zukünftigen Herausforderungen bewältigen zu
können.“

Die Österreichische Jungbauernschaft ist mit rund 50.000 Mitgliedern
die größte politische Interessenvertretung für junge Bäuerinnen und
Bauern im Bundesgebiet. (Schluss)

Andreas Kugler, BSc
Generalsekretär der Österreichischen Jungbauernschaft
Brucknerstraße 6/3, 1040 Wien
Telefon: 01/505 81 73/23; Mobil: 0664/399 80 51
E-Mail: kugler@jungbauern.at
www.jungbauern.at

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