VIER PFOTEN Recherche: Neues Pelzverbot auf einigen Wiener Christkindlmärkten ignoriert
Echtpelz ohne Kennzeichnung, Verkäufer oft unwissend oder mit falschen Angaben
Wien (OTS) – Seit 1. Oktober des Jahres gilt laut der neuen
Marktordnung auf Wiener Märkten neben dem Verkaufsverbot von
Käfigeiern ein Verkaufsverbot von Echtpelzprodukten. VIER PFOTEN
wollte wissen, ob sich die Marktstandler an dieses Verbot halten. Die
Tierschützer haben acht der bekanntesten Wiener Christkindlmärkte
besucht und das Sortiment durchgesehen. Das Fazit: Auf den Märkten am
Spittelberg, am Rathausplatz, am Karlsplatz sowie Am Hof können nach
wie vor Waren mit Echtpelz erworben werden. Weitere geprüften Märkte,
die allerdings „sauber“ waren, waren die Märkte in Schönbrunn, im
Alten AKH, auf der Freyung und am Maria-Theresien-Platz.
„Unter den Fundstücken waren etwa ein Paar Handschuhe mit
Kaninchenpelz, ein Bommel zum Anstecken aus Kaninchenfell und eine
Haube mit Bommel, vermutlich vom Marderhund. Wir haben die Fälle auch
schon an das MA 59 – Marktservice & Lebensmittelsicherheit gemeldet.
Dort sicherte uns der zuständige Beamte verstärkte Kontrollen zu“,
sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Martina Pluda. „Die Konsumenten
haben schließlich ein Recht darauf, dass sich der Handel an
bestehende Gesetze hält.“
Auffällig war die Unwissenheit vieler Verkäufer. „Teilweise
konnten sie nicht beantworten, ob es sich um Kunst- oder Echtpelz
handelt“, erzählt Pluda. „Jene die wussten, dass es um Echtpelz geht,
konnten wiederum die Tierart nicht spezifizieren. Keines der Produkte
war gekennzeichnet, so wie es eigentlich Vorschrift wäre. Eine
Verkäuferin erklärte, dass es sich bei dem in Frage stehenden Produkt
um Kunstpelz handelt – es war aber eindeutig ein Echtpelz. Eine
einzige Verkäuferin sagte richtigerweise, dass kein Pelz mehr
verkauft werden darf.“
Das Perfide ist, so VIER PFOTEN, dass die meisten Echtpelzprodukte
auf den Märkten wie z.B. Bommeln auf Hauben unter vielen
Kunstpelzprodukten liegen. Für Konsumenten ist es daher fast
unmöglich zu erkennen, dass es sich dabei um Echtpelz handelt. „Wenn
dann noch der Verkäufer versichert, dass es unechter Pelz ist, dann
ist das Konsumententäuschung“, sagt Pluda.
Erschwert wird die Unterscheidung von Echt- und Kunstpelz durch
die Tatsache, dass Fake Fur mittlerweile schon so gut gemacht ist,
dass er echtem Pelz immer ähnlicher sieht und sich auch immer echter
anfühlt. VIER PFOTEN hat ein paar Tricks parat, wie man Kunstfell von
Echtfell unterscheiden kann. Im Zweifel rät die
Tierschutzorganisation jedoch dazu, auf den Kauf eines Produktes mit
nicht einwandfrei identifizierbarem Fell lieber zu verzichten.
Der Unterwolle-Test: Ziehen Sie die Oberhaare des Pelzes etwas auseinander und schauen Sie, was darunter zum Vorschein kommt. Ist der Pelz lang beziehungsweise ungeschnitten, ist bei Echtpelz manchmal eine Unterwolle zu erkennen. Diese besteht aus ganz feinen, dichten und flauschigen Haaren, welche die Tiere in der Natur ausgezeichnet wärmen.
** Der Leder-Test: Echtpelz wird mitsamt Leder gewonnen und verarbeitet. Ziehen Sie die Haare vorsichtig auseinander. Am darunterliegenden Gewebe können Sie erkennen, ob es sich um ein künstlich gewebtes Muster beziehungsweise einen Stoff handelt oder ob die Haare auf echtem Leder haften.nDer Wind-Test: Echtpelz bewegt sich oft schon bei leichten
Brisen. Wenn Sie ganz sanft über den Pelz blasen und sich die Haare bewegen bzw. „flirren“, haben Sie wahrscheinlich Echtpelz vor sich.nDer Haar-Test: Man kann Echt- von Kunstpelz unterscheiden, indem
man ein paar Haare verbrennt (Vorsicht bei diesem Test!). Wenn Sie einen synthetischen Geruch wahrnehmen und die Haare zu kleinen, harten Klümpchen verschmelzen, handelt es sich um Kunstpelz. Zerfallen die Haare jedoch und riecht es nach verbrannten Haaren, so handelt es sich um Echtpelz. Einen weiteren Anhaltspunkt bieten die Haarspitzen. Sind diese geschnitten kann man von Kunstpelz ausgehen, spitz gewachsen könnten sie ein Indikator für Echtpelz sein.n
Mag. Elisabeth Penz
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