„Bitte zu Tisch“ – Übergewicht vorzubeugen, fordert Familien und Politik

Presseinformation des forum. ernährung heute (f.eh)

Wien (OTS) – Zu Weihnachten ist vielen Menschen die Familienzeit
besonders wichtig. Warum sie auch während des Jahres eine größere
Rolle spielen sollte, erklärt das forum. ernährung heute: Geht es
nämlich um die Vorbeugung vor Übergewicht bei Kindern und
Jugendlichen, können Familien laut aktuellen Studien entscheidende
Weichen stellen. Die Politik ist gefordert, hier optimal zu
unterstützen. Und welchen Einfluss Medien und Werbung haben, darüber
wird am 15. Jänner 2019 beim f.eh- Dialog diskutiert.

„Essen Kinder und Jugendliche häufig gemeinsam mit der Familie, ist
das mit gesünderen Essgewohnheiten und einem geringeren Body Mass
Index verbunden“, sagt Marlies Gruber, Geschäftsführerin des forum.
ernährung heute. Keine Rolle spielt hingegen, wie viele
Familienmitglieder sich um den Esstisch versammeln, ob zuhause, im
Gasthaus oder Restaurant, ob morgens, mittags oder abends. Es kommt
nicht einmal zwingend auf die engere Familie an. Hauptsache es wird
gemeinsam gegessen, also auch im Kindergarten oder in der Schule.
Diese Hinweise liefert eine kürzlich von der Universität Mannheim
veröffentlichte Meta-Analyse mit 200.000 Teilnehmern. Auch wenn die
Zusammenhänge nur gering sind und keine Ursache-Wirkungs-Beziehungen
bestätigt werden, vermuten die Wissenschaftler, dass es vor allem die
Eltern sind, die durch ihre Vorauswahl der Speisen und die
Zubereitung positiv beeinflussen können, was Kinder essen.

Zwtl.: Mach es einfach nach

„Die elterliche Vorselektion kann aus mehreren Gründen die
Gesundheit fördern: Sie gibt die Lebensmittelvielfalt und den Rahmen
vor, indem Kinder autonom wählen, was und wieviel sie essen. Eltern
können eine ausgewogene Ernährungsweise vorleben und es Kindern mit
ihrem Angebot ermöglichen, verschiedene Lebensmittel und Geschmäcker
zu probieren. Vorerst Abgelehntes kann ohne Zwang wiederholt
angeboten werden, wodurch Kinder eher bereit sind, zumindest zu
kosten. Denn Lust auf Genuss gelingt nicht durch pädagogisches
Drängen“, sagt Gruber.

Entscheidenden Einfluss von Familien auf das Übergewicht von Kindern
und Jugendlichen bestätigt auch die aktuelle I.Family-Studie mit mehr
als 16.000 Kindern in acht europäischen Ländern: Dort, wo reichlich
Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst, Nüsse, Getreide, Fisch, Milchprodukte
und Fleisch auf den Tisch kommen, bringen Kinder seltener zu viel auf
die Waage. Das ist beispielsweise in nördlichen Ländern wie in
Schweden der Fall. Dass es sich allerdings um ein komplexes
Zusammenspiel handelt, zeigen die Daten aus Belgien: Dort sind
weniger als 10 % der Kinder zwischen zwei und zehn Jahren
übergewichtig oder adipös, obwohl es im europäischen Vergleich das
größte Angebot an stark verarbeiteten Lebensmitteln gibt.

Kinder übernehmen aber nicht nur das „Was“, sondern auch das „Wie“:
Läuft beim Essen der Fernsehapparat oder bleibt das Smartphone in der
Hand, ist das ein Signal, dass Essen keine ungestörte Aufmerksamkeit
braucht. Mit heiklen Folgen: „Ablenkungen führen zu einer
ungesünderen Ernährungsweise und zu einem höheren Konsum. Umgekehrt
werden auch Tischregeln, Wertschätzung des Essens, Genussfähigkeit,
sich Zeit nehmen und Tischkonversation durch Nachahmen erlernt“, so
Gruber.

Zwtl.: Gefühle essen mit

Die Vorbildwirkung trifft weiters auf die emotionale Verbindung
zum Essen zu. So können Eltern ihren Kindern eine positive Haltung
gegenüber einer gesunden abwechslungsreichen Lebensmittelauswahl
vermitteln und dem Paradoxon „Gesund schmeckt nicht gut“
entgegenwirken. Aber nicht nur Positives wird nachgeahmt:
Stress-Essen oder Kummerspeck schauen sich Kinder ebenso von ihren
Eltern ab – und das langfristig. Emotionale Essmuster der Eltern
finden sich bei erwachsenen Kindern mitunter selbst dann noch, wenn
sie längst von zuhause ausgezogen sind. Beruhigen oder belohnen
Eltern ihre Kinder mit Essen, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass
sie auch später im Leben Gefühlszustände über Essen regulieren
wollen. Als relativ normal gilt es, bei Traurigkeit weniger zu sich
zu nehmen und bei Fröhlichkeit mehr. Zeigt sich der Appetit umgekehrt
– also verstärkt bei Trauer und geringer bei guter Stimmung – ist
dies mit einem höheren Körpergewicht und einer stärkeren Neigung zu
Essstörungen verbunden.

Zwtl.: Gemeinsam Kochen – Lernen fürs Leben

Was vor und nach den Mahlzeiten passiert, spielt auch eine
beachtliche Rolle. „Mit Kindern einzukaufen und zu kochen, bringt
wichtige Kompetenzen fürs Leben. Wenn Kinder mitkochen, macht das
nicht nur Spaß. Sie erweitern ihr Wissen über Lebensmittel mit allen
Sinnen. Sie sind kreativ, was ihr Selbstvertrauen stärkt. Sie lernen,
dass Kochen natürlicherweise Zeit braucht. Sie essen eher, was sie
selbst mitgekocht haben. Sie erfahren, zu scheitern und erleben, dass
auch der Abwasch zum gemeinsamen Essen dazugehört“, betont Gruber.

Zwtl.: Von Freunden abgeschaut

Im Teenageralter gewinnen Freunde prägenden Einfluss auf die
Lebensmittel- und Getränkeauswahl sowie auf das Bewegungspensum –
einem weiteren entscheidenden Einflussfaktor auf das Körpergewicht.
Während Teens ungünstige Essgewohnheiten von Freunden übernehmen,
wirkt sich ein aktiver Freundeskreis positiv auf die körperliche
Aktivität aus. „Die Politik und Stadtplanung könnte durch die
Gestaltung von öffentlichem Raum, Kindern und Jugendlichen mehr
Bewegungschancen schaffen. Denn sieben von zehn Kindern bewegen sich
heute zu wenig“, fordert Gruber.

Zwtl.: Bildung ist das A und O

Die derzeit größte europäische Kohortenstudie I.Family weist auf
den Einfluss von sozio-ökonomischen Faktoren hin. In armen Familien
mit niedrigem Bildungsgrad werden häufiger ungesunde Lebensstile,
ungünstige Essgewohnheiten mit zu viel fetten und süßen Speisen sowie
Übergewicht von Generation zu Generation weitergegeben. „Das f.eh
fordert ‚besser essen lernen‘ verpflichtend an Schulen für alle
Kinder – unabhängig von ihrer Herkunft – mit dem Ziel, Qualitäts- und
Geschmacksbewusstsein zu stärken und einen zukunftsorientierten und
nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln zu lernen“, so Gruber.

Zwtl.: f.eh-Dialog 15. Jänner 2019: Reden wir über Medien, Werbung,
Verbote

Auch der Medienkonsum beeinflusst das Essmuster und
Bewegungsverhalten von Kindern. Ohne Frage stellen die digitalen
Medien mit ihrer Omnipräsenz und Konvergenz Eltern und Erzieher vor
große Herausforderungen. Wie es um die Spitze der Ernährungspyramide
– Fast Food, Süßigkeiten und Knabbereien – in Werbung und
Kinderfernsehen steht, welche Potenziale und Gefahren Verbote und
Einschränkungen bergen und wie es zur Einteilung in „gesund“ und
„ungesund“ kommt, stellt das f.eh mit seinem Dialog „Reden wir über
Medien, Werbung und Verbote“ am 15. Jänner 2019 zur Diskussion.

Die Veranstaltung soll Gelegenheit geben, über Selbstverpflichtung
für Marketingeinschränkungen versus gesetzliche Werbeverbote zu
diskutieren, Nährwertprofilen auf den Grund zu gehen und generelle
Rahmenbedingungen auf politischer, institutioneller und familiärer
Ebene zu beleuchten. Mehr dazu unter:
[www.forum-ernaehrung.at/dialog_2019]
(https://www.ots.at/redirect/forum-ernaehrung3)
Die Veranstaltung ist für Medienvertreter bei Vorab-Akkreditierung
kostenlos.

Weitere Details zu den Studien finden sich im Magazin ernährung heute
4/2018, zu bestellen unter [www.forum-ernaehrung.at/shop]
(http://www.forum-ernaehrung.at/shop/). Auf Anfrage erhalten
Pressevertreter gerne ein Rezensionsexemplar.

forum. ernährung heute
Dr. Marlies Gruber
Schwarzenbergplatz 6
1037 Wien
mg@forum-ernaehrung.at
01/712 33 44
www.forum-ernaehrung.at

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