Lebensmittelhandel kritisiert EU-Vorgaben als „Bumerang für kleinbetriebliche Produzenten“

WKÖ-Kiennast: UTP-Richtlinie bringt keine Verbesserung, sondern eine Verschlechterung der Stellung kleiner Produzenten und Lieferanten gegenüber großen Abnehmern

Wien (OTS) – „Keine Verbesserung, sondern sogar eine Verschlechterung
der Stellung von kleinen Produzenten und Lieferanten gegenüber großen
Abnehmern“ erwartet sich Julius Kiennast, Obmann des Bundesgremiums
Lebensmittelhandel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), von
neuen EU-Vorgaben.

Gemeint ist die neue Richtlinie zu unfairen Handelspraktiken
(unfair trading practices in the food supply chain, kurz UTPs), über
die gerade in den so genannten Trilog-Verhandlungen zwischen
EU-Parlament, Rat und Kommission Einigung erzielt wurde.

Die neuen Vorgaben aus Brüssel sind aus Sicht des
österreichischen Lebensmittelhandels völlig unausgegoren und könnten
gleich aus mehreren Gründen zum „Bumerang für kleinbetriebliche
Produzenten“ werden: „Vor allem trägt die UTP-Richtlinie den
praktischen Gegebenheiten in Geschäftsbeziehungen zwischen
Handelsunternehmen und Lieferanten in keiner Weise Rechnung“,
kritisiert Branchensprecher Kiennast, selbst seit vielen Jahren
Händler: „Sie ist schlicht realitätsfern.“

Weiters fehlt der Richtlinie für die Erweiterung des
Anwendungsbereiches auf große Hersteller auch die Rechtsgrundlage.

Damit aber nicht genug, so Julius Kiennast: „Auch das
vorgegebene Schutzinteresse kleiner landwirtschaftlicher Betriebe
wird konterkariert.“

Zudem werden notwendige Aktivitäten durch die grundlose
Punzierung als „unlauter“ zu Unrecht in ein bestimmtes Eck gestellt.
„So sollen etwa die Beteiligung von bzw. die Kostenübertragung an
Lieferanten bei gemeinsamen Werbeaktivitäten nicht mehr zulässig
sein“, nennt Kiennast ein Beispiel. „Damit werden verkaufsfördernde
Projekte in Frage gestellt. Das ist ganz klar zum Nachteil von
regionalen, vor allem auch kleineren Produzenten und letztlich auch
zum Nachteil der Konsumentinnen und Konsumenten. Das kann doch
niemand wollen. Und deswegen verwehrt sich der Handel auch gegen die
geplanten Verschlechterungen auf vielen Ebenen“, hält Kiennast fest.
(PWK896/JHR)

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