Auf dem Weg zur Impfung gegen das Chikungunya-Virus

Wien (OTS) – Ein auf Basis eines gängigen Masern-Impfstoffs
gentechnisch hergestellter Lebendimpfstoff hat großes Potenzial,
gegen das Chikungunya-Virus zu wirken. Das ist das zentrale Ergebnis
der nun abgeschlossenen Phase-II-Studie, die jetzt im absoluten
Top-Journal „The Lancet“ veröffentlicht wurde.

Involviert in die Studie waren auch zwei Abteilungen der MedUni
Wien, das Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin unter
Leitung von Ursula Wiedermann-Schmidt und die Abteilung für Klinische
Abteilung mit der Arbeitsgruppe um Christa Firbas, sowie eine
Forschungsgruppe der Med Uni Graz (Eckehard Beubler). Den Lead bei
der Studie hat die Universität Rostock gemeinsam mit der Wiener
Biotechfirma Themis Bioscience GmbH inne.

Zwtl.: Zwei Injektionen genügen

Zur Immunisierung genügen zwei Injektionen, egal ob im Abstand von
einem bzw. sechs Monaten – beide Male zeigte sich der neue Impfstoff,
der auf der Basis eines modifizierte Masernvirus beruht, als wirksam
und sicher. Der Impfstoff wird in den Muskel appliziert und löst im
lymphatischen System die Antikörper-Produktion aus. Wenn eine
Infektion mit dem Chikungunya-Virus erfolgt, stehen diese Antikörper
dann bereit, um das Virus zu neutralisieren, wodurch es nicht zum
Ausbruch der Krankheit kommt.

„Die Ergebnisse der Phase-II-Studie mit 263 Probanden sind
wirklich vielversprechend hinsichtlich Immunogenität, Sicherheit und
Verträglichkeit des Impfstoffs“, sagt Wiedermann-Schmidt. Der
Impfstoff ist ein Lebendimpfstoff auf der Basis des
Masern-Virus-Impfstamms, der genetisch modifiziert wurde, um die
Oberflächenproteine von Chikungunya zu exprimieren. Bereits nach
einmaliger Impfung kommt es zur Bildung von neutralisierenden
Antikörpern. Ein zusätzlicher Bonus dieses Impfstoffs ist, dass eine
vorbestehende Masernimmunität nicht die Wirksamkeit des Impfstoffs
beeinträchtigt, im Gegenteil, es kommt zur Erhöhung/Booster der
Schutzstoffe/Antikörper gegen Masern.

Die Erkenntnisse der Phase-II-Studie müssen nun in einer Phase III
evaluiert werden. Werden sie bestätigt, dann könnte, so Wiedermann,
schon in wenigen Jahren erstmals ein wirksamer Impfstoff auf den
Markt kommen. Aktuell gibt es keine spezifische Behandlung, die das
Chikungunya-Virus und die damit verbundene, hoch fieberhafte
Erkrankung mit starken Muskel-, Glieder- und Gelenksschmerzen, die
unter Umständen sogar tödlich verlaufen kann, stoppen könnte:
„Zurzeit können wir nur die Symptome der Erkrankung versuchen zu
lindern.“

Zwtl.: Ein Virus verbreitet sich weltweit

Das Chikungunya-Virus nahm seinen Anfang in Südostasien und dort
insbesondere in Indonesien, Indien, Sri Lanka oder Thailand und
verbreitete sich dann über Afrika und die karibischen Inseln bis nach
Mittel- und Südamerika, den Süden der USA, Florida und Puerto Rico.
In Europa ist das Chikungunya-Fieber bisher hauptsächlich als
importierte (Reise-) Erkrankung bei rückkehrenden TouristInnen
diagnostiziert worden. Einzige Ausnahme ist der regional begrenzte
Ausbruch des Chikungunya-Fiebers in der italienischen Provinz Ravenna
mit mehr als 300 Fällen im Jahr 2007. Und in Südfrankeich kam es 2010
und 2014 zu einigen „autochthonen“ Fällen, d.h. regional isoliert.

Übertragen wird das Virus durch tagesaktive Stechmücken,
insbesondere durch die so genannten Tiger-Moskitos. „Eine weitere
Ausbreitung auch bei uns in Mitteleuropa ist durchaus realistisch.
Diese Stechmücken werden durch Reisetätigkeit und Warentransport
immer weiter verschleppt“, betont Wiedermann-Schmidt. „Mit solchen
Studien ist unser Institut nicht nur forschungsmäßig in neue
Impfstoffentwicklungen involviert, sondern auch bei künftiger
Anwendung im Rahmen unserer Spezialambulanz für Impfungen und
Reisemedizin sind wir an vorderster Front mit dabei.“

Zwtl.: Service: The Lancet

„Immunogenicity, safety and tolerability of the measles-vectored
chikungunya virus vaccine MV-CHIK: a double-blind, randomised,
placebo-controlled and active-controlled phase 2 trial:“ E.
Reisinger, R. Tschismarov, E. Beubler, U. Wiedermann, C. Firbas, M.
Loebermann, A. Pfeiffer, M. Muellner, E. Tauber, K. Ramsauer.
[http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(18)32488-7]
(http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(18)32488-7).

Medizinische Universität Wien
Mag. Johannes Angerer
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