BELVEDERE: STADT DER FRAUEN. Künstlerinnen in Wien 1900–1938

Ausstellung von 25. Jänner bis 19. Mai 2019 im Unteren Belvedere

Wien (OTS) – Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Frauen im Kunstgeschehen Wiens fest verankert. Sie stellten auf Augenhöhe mit Gustav Klimt oder Egon Schiele aus. Mit dem Anschluss 1938 wurden sie aus der Kunstgeschichte verbannt und vergessen. Die Ausstellung Stadt der Frauen rückt die Künstlerinnen der Wiener Moderne wieder ins Blickfeld und würdigt ihre bis heute beeindruckenden Leistungen.

„Das Belvedere ist berühmt für seine Sammlung aus der Zeit der Wiener Moderne. Umso mehr ist es mir ein großes Anliegen, die vergessene weibliche Seite dieser Epoche in ihrer ganzen Reichweite wieder sichtbar zu machen. Die Künstlerinnen jener Jahre waren und sind eine große Inspiration, und ihren Werken wurde völlig zu Unrecht fast ein Jahrhundert kaum Beachtung geschenkt“, Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere.

Mit Arbeiten von rund sechzig Künstlerinnen bietet die Schau einen umfassenden Blick auf das Kunstschaffen von Frauen zwischen 1900 und 1938. Sie verfolgt chronologisch ihre Biografien und veranschaulicht eindrücklich, in welch hohem Maß die klassische Moderne von Künstlerinnen geprägt wurde. Ihre Werke waren in allen wichtigen Stilrichtungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vertreten. Mittels historischer Fotografien und Dokumente werden im Unteren Belvedere Schauplätze der Wiener Moderne wie die Secession oder die Galerie Miethke vergegenwärtigt und Frauen und ihre Kunst darin verortet.

Sabine Fellner, Kuratorin der Schau: „Während der Vorbereitungen zur Ausstellung habe ich mich auf eine Entdeckungsreise begeben. Bilder dieser großartigen Frauen waren teils auf Dachböden gelagert oder in Depots versteckt, ohne dass es jemand wusste. Wir bringen somit eine wichtige Seite der Kunstgeschichte im wahrsten Sinn des Wortes wieder ‚ans Licht‘.“

HISTORISCHER ÜBERBLICK

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts eroberten sich Frauen sukzessive einen Platz in der Kunstwelt der Wiener Moderne. Künstlerinnen wie Teresa Feodorowna Ries, Elena Luksch-Makowsky, Emilie Mediz-Pelikan oder Helene Funke schafften es, sich in einer Zeit streng dualer Geschlechterstereotypen eine Karriere aufzubauen. Sie kämpften dabei gegen große Widerstände an. Der Zugang zur Akademie der bildenden Künste war ihnen versperrt, und es mangelte an Präsentationsmöglichkeiten. Einigen gelang es, in Ausstellungen des Künstlerhauses, der Secession oder des Hagenbundes präsent zu sein. Eine ordentliche Mitgliedschaft in diesen Vereinigungen blieb ihnen allerdings verwehrt. Sehr früh schlossen sich Frauen daher zu eigenen Vereinen zusammen, etwa zur Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs (VBKÖ). Ankäufe durch die Staatsgalerie zeigen, dass diese Zusammenschlüsse erfolgreich waren.

Ende der 1920er-, Anfang der 1930er-Jahre war ein Niveau der Emanzipation erreicht, das nach dem Zweiten Weltkrieg erst mühsam wieder erarbeitet werden musste. In der Ausstellungsszene waren Künstlerinnen inzwischen deutlich präsent. Waren Frauen zunächst auf Bereiche wie Blumen- oder Landschaftsmalerei reduziert gewesen, besetzten sie seit der Jahrhundertwende neue Themen und Genres. So wurde es schließlich gesellschaftlich anerkannt, dass Frauen Akte malten. Viele von ihnen bearbeiteten sozialkritische Themen und waren in ihren Werken äußerst politisch.

1938 endete die Präsenz von Frauen in der Kunst. Das NS-Regime und der Zweite Weltkrieg führten dazu, dass ihre Arbeiten aus Museen, Galerien und der Kunstgeschichte generell verschwanden. Viele waren jüdischer Herkunft und mussten flüchten. Andere wurden durch den eingebrochenen Kunstmarkt ins Exil gezwungen. Nur einigen wenigen gelang es, nach ihrer Emigration wieder Fuß zu fassen. Künstlerinnen und ihre Werke gerieten in Vergessenheit.

Erst in den letzten Jahrzehnten begann die Aufarbeitung dieser Seite der Kunstgeschichte. Die vorliegende Ausstellung ist die bislang umfangreichste Dokumentation der Kunst von Frauen in der Wiener Moderne, den es seit Beginn des Zweiten Weltkriegs gegeben hat. Sie versteht sich als Anstoß zur weiteren wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Thema. Gezeigt werden Werke, die zum Teil seit drei Generationen nicht mehr zu sehen waren.

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Österreichische Galerie Belvedere
Mag. Alexandra Guth
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