Populäres Daunen-Gütesiegel „RDS“ soll zukünftig Schnabelkürzen erlauben

VIER PFOTEN: Tierquälerei würde damit salonfähig gemacht, Kunden getäuscht werden

Wien (OTS) – Herber Rückschlag für Millionen von Gänsen und Enten:
Der Responsible Down Standard (RDS) – das weitestverbreitete Daunen-Gütesiegel – soll zukünftig auch Federn zertifizieren, die von Tieren mit gekürzten Schnäbeln stammen. Laut VIER PFOTEN wird damit nicht nur Tierquälerei salonfähig gemacht, sondern auch Kunden getäuscht. Immerhin vertreiben globale Marken wie H&M, C&A, Esprit, Levi’s, Jack Wolfskin and The North Face, Daunenprodukte mit RDS-Zertifizierung. Bis 28. Februar 2019 kann die Öffentlichkeit die geplanten Änderungen auf der Webseite von RDS kommentieren. Danach fällt hinter verschlossenen Türen die endgültige Entscheidung, ob Schnabelkupieren zukünftig Teil des Gütesiegels wird.

Die Revision des RDS ist ein übliches Prozedere. Besonders ist aber der Einfluss, den die französische Entenfleisch-Industrie auf die geplanten Änderungen hat. Zahlreiche Entenfleisch-Produzenten und Bauern aus Frankreich sind nämlich Mitglieder der „Textile Exchange“ – jener Organisation, die für den RDS verantwortlich ist. Sie lobbyieren aktuell dafür, dass Schnabelkürzen Teil des Gütesiegels wird, denn dann können auch sie die Federn ihrer Tiere zertifiziert verkaufen. „Der RDS wurde ursprünglich eingeführt, damit Enten und Gänse geschützt werden. Die geplanten Änderungen sind jedoch eine Verschlechterung der Situation von Millionen von Tieren – und das nur aus Profitgier. Schnabelkürzen ist eine extrem schmerzhafte Prozedur, denn Schnäbel sind so sensibel wie die Handinnenflächen von Menschen. Wir fordern die Verantwortlichen deshalb dazu auf, gegen diese geplante Änderung zu stimmen – im Sinne der Tiere und nicht der Entenfleisch-Industrie“, so Nina Jamal, Kampagnenleiterin im Bereich Nutztiere bei VIER PFOTEN.

Gütesiegel inklusive Tierquälerei

RDS galt bislang als einer der glaubwürdigsten Daunen-Gütesiegel. Der Standard garantiert, dass die verwendeten Daunen weder durch Lebendrupf gewonnen wurden, noch von Tieren aus Stopfmast stammen. Mit der Zertifizierung von Federn, die von Tieren mit gekürzten Schnäbeln stammen, verliert RDS jedoch an Glaubwürdigkeit. „Sollte das Schnabelkupieren tatsächlich Teil des RDS werden, können wir das Gütesiegel nicht mehr empfehlen. Es widerspricht sich quasi selbst. Kunden kaufen RDS-zertifizierte Produkte, um Tierleid so gut wie möglich auszuschließen. Dieses Versprechen kann RDS zukünftig aber nicht mehr halten“, so Jamal.

Mehr Auslauf statt Schnabelkupieren

Enten und Gänse werden meistens auf zu engen Raum gehalten. Das führt zu Kämpfen unter den Tieren. Um das Verletzungsrisiko zu minimieren, werden die Schnäbel der Tiere gekürzt. „Es ist Zeit, fehlerhafte Systeme an Tiere anzupassen – und nicht umgekehrt! Schnabelkupieren mag Verletzungen reduzieren, das Kernproblem bleibt aber bestehen: Die Tiere leiden unter großem Stress. Dagegen hilft nur ausreichend Auslauf und Beschäftigung sowie Zugang zu Wasser und eine niedrige Besatzdichte“, sagt Jamal.

Null Tierleid: Synthetische und pflanzliche Alternativen

Wer Tierleid mit Sicherheit ausschließen möchten, dem empfiehlt VIER PFOTEN, komplett auf Daunen zu verzichten und Produkte mit alternativen Füllmaterialien zu kaufen, wie zum Beispiel Primaloft®, Polyester, Lyocel oder Viskose. Ebenso empfehlenswert sind pflanzliche Daunenalternativen wie Kapok, Baumwolle oder Leinen(Flachsfasern).

Mag. Elisabeth Penz
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