Das Architekturzentrum Wien trauert um Rudolf Wäger († 20.04.2019)
Wien (OTS) – Rudolf Wäger zählte zu den Mitbegründern der sogenannten „Vorarlberger Baukünstler“ und leitet damit die heute überregionale Bekanntheit der Vorarlberger Baukultur ein. Sein Nachlass nimmt einen wichtigen Platz in der Sammlung des Az W ein. Seine architektonische Haltung basierte auf dem handwerklichen Können, der regionalen anonymen Tradition und einer ureigenen Begabung und Offenheit, diese ins Zeitgemäße zu übersetzen. „Mir ist das Häuschen bauen immer so banal vorgekommen und den Materialverbrauch habe ich für unsinnig gehalten. Das hat sich auf meine Praxis ausgewirkt, denn ich habe immer versucht, mit möglichst sparsamen Mitteln zu bauen.“
Rudolf Wäger wurde 1941 in Götzis geboren. Nach Abschluss einer Zimmererlehre 1960 begann er sich gemeinsam mit seinem Bruder Siegfried, der als Maurer ausgebildet war, mit planerischen Projekten zu beschäftigen. Angeregt waren die beiden durch den älteren Bruder Heinz, der an der Hochschule in Ulm studiert und „interessante Sachen nach Hause gebracht“ hatte. Bis 1968 arbeiteten die beiden jüngeren Brüder sehr häufig zusammen.
Bereits als 25-Jähriger baute Rudolf Wäger für sich und seine Familie ein zweistöckiges Würfelhaus, einen Holzkubus, der von skandinavischer Architektur inspiriert war. Das Haus, das in der Heimatgemeinde Götzis damals als Provokation empfunden wurde, ist heute eine Ikone der Vorarlberger Architektur. Wäger hatte hier aus der Not heraus mit sehr geringen Mitteln eine angenehme Behausung geschaffen – dieses Reduzieren auf das Wesentliche sollte in allen seinen Bauten vorherrschendes Motto bleiben. In seinen Dreißigern studierte Wäger 1974/75 als Gasthörer an der Akademie der bildenden Künste in Wien zwei Semester lang bei Roland Rainer. Die Praxis des Arbeitens und das Versorgen der Familie standen allerdings im Vordergrund, weshalb es bei zwei Semestern blieb. Roland Rainer, so Wäger, hatte er aber ohnedies nur sechs- oder siebenmal zu Gesicht bekommen. Für einen Autodidakten sind die Knochenarbeit und die Theorie weit voneinander entfernt, wie Wäger konstatierte. „Man lernt an der Praxis. Es gibt immer wieder ein Hin- und Herspringen zwischen Wunschvorstellung und praktischer Durchführbarkeit.“
Angeregt durch die Vorarlberger Bautradition und die Lehre als Zimmerer blieb Wäger der Holzbau zeitlebens wichtigstes formales Ausdrucksmittel. Er hat aber immer betont, dass seine Sichtweise auch durch intensive Recherchen zum Holzbau im Ausland und die Beschäftigung mit den Großen der Architektur stark geprägt war. Viele der international tätigen Architekten der Nachkriegszeit waren mit ihren Projekten in der Schweizer Zeitschrift „Werk“ (seit 1980:
„werk, bauen + wohnen“) vertreten, zu der Rudolf Wäger Zugang hatte.
Wäger baute unzählige herausragende Einfamilienhäuser für aufgeschlossene Bauherr*innen wie junge Künstler*innen, Literat*innen, Pädagog*innen und realisierte auch leistbare verdichtete Bauweisen. Friedrich Achleitner hielt seine Siedlung in Schlins „zur Lösung des Wohnproblems mit geringen Mitteln in ländlicher Situation“ für vorbildlich.
Eine Ausstellung im Architekturzentrum Wien (Arbeitstitel:
„Architekturwunder Vorarlberg: Dialog der Generationen“) und eine Publikation von Martina Pfeifer Steiner und Marina Hämmerle (herausgegeben vom Vorarlberger Architekturinstitut vai und dem Az W) sind in Vorbereitung, um den „leisen Revoluzzer“ (Otto Kapfinger) nachhaltig im Gedächtnis zu verankern.
Maria Falkner
Presse/ Öffentlichkeitsarbeit
Architekturzentrum Wien
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