bpa-Befragung zur Zeitarbeit: 89 Prozent Zusatzkosten / bpa-Präsident Meurer kritisiert Ressourcenverschwendung ohne Mehrwert für pflegebedürftige Menschen

Berlin (ots) – Der Einsatz von Zeitarbeitskräften in der Pflege und der Betreuung pflegebedürftiger Menschen führt zu gravierenden Fehlentwicklungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine bundesweite Mitgliederbefragung des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa). Ambulante Dienste, Pflegeheime und andere Pflegeanbieter beklagen, dass Zeitarbeitsfirmen zusätzliche Kosten von bis zu 89 Prozent berechnen.

Weiterhin sagen 55,8 Prozent der Befragten, die verfügbare Qualifikation der Leiharbeitnehmer sei schlechter als die der fest angestellten Kräfte und nur rund 19 Prozent der Zeitarbeitskräfte könnten zu ungünstigen Zeiten wie in der Nacht, an Wochenenden und Feiertagen eingesetzt werden.

45 Prozent der fast 700 an der Umfrage des bpa teilnehmenden Mitgliedsunternehmen geben an, Leiharbeitnehmer zu beschäftigen. Zwei Drittel davon setzten diese in den zurückliegenden zwölf Monaten durchschnittlich länger als einen Monat ein. Als Gründe für den Einsatz von Zeitarbeitskräften werden primär die kurzfristige Deckung des Personalbedarfs und der generelle Fachkräftemangel genannt.

Der bpa sieht hier dringenden Handlungsbedarf der Politik, sich mit dieser Entwicklung auseinanderzusetzen. bpa-Präsident Bernd Meurer kritisiert, dass “Zeitarbeit in der Altenpflege weder die Aufgabe der Qualifizierung noch der Überbrückung von kurzzeitigen Engpässen” erfülle. “Zeitarbeit ist und war auch kein Instrument der Kostensenkung, sondern verschlingt knappe Ressourcen ohne Mehrwert für pflegebedürftige Menschen. Der Einsatz von Zeitarbeit geschieht meist nur aus der Verantwortung, Pflege und Betreuung zu sichern.”

36,6 Prozent der 310 Unternehmen, die laut Befragung Leiharbeiter einsetzen, geben an, dass sozialversicherungspflichtig beschäftigte Pflegekräfte in ihrem Unternehmen von Zeitarbeitsfirmen abgeworben wurden. Das Versprechen der Wunscharbeitszeit führt somit zu einer stärkeren Belastung der Stammbelegschaft. Meurer: “Damit werden Arbeitsplätze in einem Mangelberuf massiv verteuert, und es wird – durchaus scheinheilig – argumentiert, diesen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern könne so der Wunsch nach Arbeitsort und Arbeitszeit ohne komplexe Verantwortungsübernahme ermöglicht werden. Dabei wird aber übersehen, dass die Mitgliedseinrichtungen in jedem Fall die Versorgung an 365 Tagen im Jahr mit 52 Wochenenden rund um die Uhr sichern müssen und vorgebliche Wunschzeiten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Zeitarbeit ausschließlich zulasten der Stammbelegschaft realisiert werden.”

Die Qualifikation der Leiharbeitnehmer wird von 55,8 Prozent als schlechter im Vergleich zur Stammbelegschaft beurteilt. Insgesamt 49,6 Prozent geben an, dass sie nicht durch den Einsatz von Leiharbeitnehmern profitieren und 96,3 Prozent der Unternehmen würden gerne auf den Einsatz von Leiharbeitnehmern verzichten.   Weitere Informationen: An der Befragung haben insgesamt 696 Mitgliedsunternehmen des bpa aus ganz Deutschland teilgenommen. Von den Teilnehmern sind 50,3 Prozent Alten- und Pflegeheime, 43,2 Prozent ambulante Pflegedienste. 44,5 Prozent aller Befragten geben an, in den letzten zwölf Monaten Leiharbeitnehmer beschäftigt zu haben. Davon berichten 61,2 Prozent, dass die durchschnittliche Einsatzzeit länger als einen Monat betrug. 65 Prozent der Befragten, die bereits auf Leiharbeitnehmer zurückgreifen mussten, stellen fest, dass die Anzahl der Leiharbeitnehmer im eigenen Unternehmen zugenommen hat. 180 Unternehmen verzeichnen einen durchschnittlichen Anstieg bei der Leiharbeit von 41 Prozent. Als Gründe für den Einsatz von Zeitarbeitskräften werden zu 73,7 Prozent der “Mangel an verfügbaren Fachkräften für eine Festanstellung” sowie zu 75,4 Prozent die “kurzfristige Deckung von Personalbedarf” genannt (Mehrfachantworten waren möglich). Mehr als die Hälfte der Unternehmen (55,7 Prozent) gibt an, dass ihnen ohne Inanspruchnahme von Zeitarbeit eine Reduzierung der Versorgungskapazität gedroht hätte.

Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa) bildet mit mehr als 10.000 aktiven Mitgliedseinrichtungen die größte Interessenvertretung privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in Deutschland. Einrichtungen der ambulanten und (teil-)stationären Pflege, der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe in privater Trägerschaft sind im bpa organisiert. Die Mitglieder des bpa tragen die Verantwortung für rund 305.000 Arbeitsplätze und circa 23.000 Ausbildungsplätze (siehe www.youngpropflege.de oder auch www.facebook.com/Youngpropflege). Das investierte Kapital liegt bei etwa 24,2 Milliarden Euro.

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