Das Phänomen „Camp“, LGBT-Begriff und Queerness in der Kunst im „kulturMontag“ am 3. Juni

Danach: Dokumentation „Körper-Gefühle: Gaga Dance in St. Pölten“

Wien (OTS) – Clarissa Stadler präsentiert am 3. Juni 2019 ab 23.10 Uhr (nach der „Promi-Millionenshow“ zugunsten des Life Ball) in ORF 2 einen „kulturMontag“, der sich diesmal u. a. mit dem Phänomen „Camp“ beschäftigt, dem das Metropolitan Museum in New York eine aktuelle Schau widmet. Außerdem unternimmt das Kulturmagazin einen Aufklärungsversuch in Sachen LGBT (Lesbian-Gay-Bisexual-Transgender) und beleuchtet Queerness in der Kunst. Dazu ist live aus Berlin die international anerkannte Kulturwissenschafterin und Gender-Theoretikerin Christina von Braun zugeschaltet. Danach steht die neue Dokumentation „Körper-Gefühle: Gaga Dance in St. Pölten“ (23.55 Uhr) auf dem Programm.

Kitschig, witzig, schwul: Das Phänomen „Camp“ – Die Liebe zur Übertreibung ist museumsreif

Das Wesen des sogenannten Camps sei „die Liebe zum Unnatürlichen, zur Künstlichkeit und zur Übertreibung“, wie die US-amerikanische Publizistin Susan Sontag Mitte der 1960er Jahre über das gleichnamige Phänomen festhielt. „Camp: Notes on Fashion“ heißt eine groß angelegte Schau im Metropolitan Museum in New York, die anhand Sontags Analysen der Camp-Frage auf den Grund geht – zurück bis in die Zeit Ludwigs XIV. und Molières im 17. Jahrhundert. Damals war Camp ein Code, ein Identitätsmerkmal innerhalb kleiner städtischer Cliquen, in erster Linie aber unter schwulen Gruppierungen. Seither entwickelte sich daraus ein Phänomen, das als Terminus erstmals 1909 im „Ware Dictionary of English Slang and Phrase“ eingetragen wurde und für „Handlungen und Gesten von übertriebener Betonung, hauptsächlich bei Personen mit bemerkenswerter Charakterlosigkeit“ stand. Aber was ist Camp heute? Die Ausstellung unternimmt eine Zeitreise von Versailles aus ins viktorianische England und zu Oscar Wilde bis in die Gegenwart und Zukunft des Camps.

LGBT – Das Queer-ABC: eine Begriffserklärung

Wien atmet LGBT-Geschichte wie kaum eine andere europäische Metropole, nicht nur durch den Life Ball. Homosexuelle Kaiser, Kriegsherren, Prinzessinnen und Komponisten lebten einst hier. Heute findet sich eine florierende LGBT-Szene in der Stadt wieder. Doch Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und Transgender-Personen sind nach wie vor in vielen EU-Mitgliedstaaten häufig mit Diskriminierungen und Belästigungen konfrontiert. Vorurteile und falsche Vorstellungen über Homosexualität, über Transsexuelle und Transgender-Personen fördern intolerante Einstellungen und Verhaltensweisen. Forschungsarbeiten der FRAU, der europäischen Union Agency for Fundamental Rights, aus den vergangenen fünf Jahren haben ergeben, dass LGBT-Personen in allen Bereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens diskriminiert werden, verbalen und physischen Angriffen ausgesetzt sind und sich aus Furcht vor negativen Folgen in der Öffentlichkeit weitgehend nicht zu erkennen geben. Aber finden Anfeindungen, Isolation und Diskriminierung nicht vielleicht durch Unwissen und Ignoranz statt? Der „kulturMontag“ unternimmt einen Aufklärungsversuch.

Der Kampf ums Geschlecht und um Diversität – Queerness in der Kunst

Noch vor 100 Jahren waren Künstler/innen, die öffentlich ihre Homosexualität zur Schau stellten, mit Strafen bedroht. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden sie in Konzentrationslagern ermordet. Lange Zeit war queere Kunst tabu. Heute findet langsam ein Umdenken statt, wie sich u. a. in Wien mitten am Rathausplatz zeigt. Auf Anregung des „Life Ball“-Büros hat sich die Stadt entschlossen, eine „Turmverhüllung“ als längerfristige Kunstaktion zu nutzen. Die fast 70 Meter hohe Kunstinstallation des Wiener Power-Couples für queere Kunst – Ashley Hans Scheirl und Jakob Lena Knebl – soll Wien als weltoffene Stadt kennzeichnen sowie den künstlerischen Rahmen für den „Life Ball 2019“ bis hin zur „EuroPride Vienna 2019“ bieten. Auch die Wiener Kunsthalle in der Exnergasse will mit der Ausstellung „Queer Art Space Vienna“ Bewusstsein schaffen, sei es in sozialen, wissenschaftlichen oder kulturellen Zusammenhängen, und Einblick in die dynamische queere Kunstszene bieten. Aber nicht nur Off-Spaces, auch altehrwürdige Musentempel wie das Kunsthistorische Museum öffnen anlässlich der „EuroPride“ ihre Pforten. Dort geht die Kunstvermittlerin und Drag-Queen „Tiefe Kümmernis“ der Queerness in der Renaissance und im Barock nach. Live aus Berlin zugeschaltet ist die international anerkannte Kulturwissenschafterin und Gender-Theoretikerin Christina von Braun.

Dokumentation „Körper-Gefühle: Gaga Dance in St. Pölten“ (23.55 Uhr):

Ohad Naharin ist so etwas wie ein Wunderknabe – wenngleich auch ein spätberufener. Erst im Alter von 22 Jahren, nach seinem Militärdienst in Israel, entschloss er sich zu einer professionellen Ausbildung, wurde von der legendären Martha Graham entdeckt und nach New York engagiert. Nachdem er sein Engagement bald wieder hinschmiss, durchlief er simultan an zwei der renommiertesten US-Tanzschulen eine Ausbildung. In New York lernte er seine Frau kennen, mit der er nach Israel zurückging und die Leitung der Batsheva Dance Company übernahm. Innerhalb kürzester Zeit brachte er die ehrwürdige Institution zu neuem Glanz – und entwickelte seine ganz eigene tänzerische Sprache: Gaga, ein Schlüssel zu dem, was uns der Körper unbewusst zu sagen hat. „Man muss auf den Körper hören, bevor man ihm sagt, was er zu tun hat“, lautet sein Credo. In St. Pölten wird nun nach Naharins Methode ein dreiteiliges Gaga-Event ausgerichtet. Gaga-Spezialist Shahar Binyamini wird als Artist in Residence den Abend erarbeiten, der eine Choreografie von Ohad Naharin beinhaltet, eine Neukreation und einen Beitrag tanzbegeisterter Laien. Der Film von Florian Gebauer begleitet den kreativen Entstehungsprozess.

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