Umstrittener Verein lud zu offenbar ungenehmigten Schießübungen
Hamburg (ots) – Der umstrittene Verein Uniter, in dem eine Reihe von Soldaten und Polizisten Mitglied sind, hat zu Schießübungen geladen, die offenbar paramilitärischen Charakter trugen und nicht genehmigt waren. Wie das Hamburger Magazin stern in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet, lud der Verein für den 30. Juni und 1. Juli 2018 auch für „Zivilisten ohne besondere Vorkenntnis“ zu Übungen mit der Waffe in der Gruppe und aus der Deckung sowie für einen Kurs im „Reaktions-Schießen“ in Heilbronn ein. Das Reaktionsschießen wird ansonsten vor allem vom Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr praktiziert. Dabei „sollen feindliche Stellungen möglichst ohne Unterbrechung mit Feuer belegt werden“, wie es in einem internen KSK-Schreiben heißt, das dem stern vorliegt.
Laut Aussage des Bundesverbands der Sicherheitswirtschaft dürfen nur Spezialkräfte der Behörden „kampfmäßiges Schießen“ durchführen, es sei denn es wurde als „Verteidigungsschießen“ unter strengen Auflagen genehmigt. Die Waffenbehörden der Stadt und des Landkreises Heilbronn sagten auf Anfrage des stern, sie hätten keine solche Schießübung genehmigt. Bei Uniter erklärte man jetzt entgegen dem Wortlaut der eigenen Einladung, dass die Übung zulässig gewesen sei, weil sie sich „nicht an Zivilisten“ gewandt habe.
Der umstrittene Verein war bis in die jüngste Vergangenheit offenbar in der Sicherheitsbranche besser vernetzt als bisher bekannt. Nach einem dem stern vorliegenden ausführlichen Chat-Protokoll einer Jobbörse von Uniter wurden dort exklusiv für Vereinsmitglieder noch bis Juni 2019 Jobs für Sicherheitsleute bei Firmen und Behörden angeboten. So suchte eine von dem Energiekonzern RWE als Subunternehmen beauftragte Sicherheitsfirma für Ende Juni Mitarbeiter für die „verdeckte Überwachung des äußeren Ringes des Geländes von RWE“ in Garzweiler. Damals demonstrierte dort ein Aktionsbündnis gegen den Braunkohleabbau. Laut Aussage eines Mitarbeiters der Sicherheitsfirma wurden dann dort auch Uniter-Mitglieder eingesetzt. RWE hatte den Auftrag nach eigenen Angaben erteilt, um „Aktivisten vor einem Eindringen in den Tagebau zu warnen“. Eine Beauftragung zur „verdeckten Beobachtung“ habe es nicht gegeben.
Im April 2018 suchte ein Mitarbeiter einer Ravensburger Sicherheitsfirma in der Chat-Gruppe von Uniter nach einem Mitarbeiter als Stellvertreter für die Landeserstaufnahmestelle für Asylbewerber im baden-württembergischen Sigmaringen. Im April verließ er die Chatgruppe; bereits im Jahr 2018 hatte er nach eigenen Worten auch den Verein verlassen. Auf Anfrage des stern distanzierte sich der Chef der Ravensburger Sicherheitsfirma „entschieden“ von „Gruppierungen wie Uniter“. Von der Jobbörse habe die Firma nichts gewusst.
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