Sechs ORF-Nominierungen beim Prix Europa 2019

„Das Wunder von Wörgl“ und fünf Projekte der ORF-Radios Ö1 und FM4

Wien (OTS) – Sechs ORF-(Ko-)Produktionen sind für den diesjährigen 33. Prix Europa nominiert: In der Kategorie „Television Fiction“ geht das historische ORF-Drama (nach einer wahren Begebenheit) „Das Wunder von Wörgl“ ins Rennen um die begehrte Stier-Trophäe für Europas beste TV-, Radio- und Online-Produktionen. Im Wettbewerb vertreten ist der ORF auch mit fünf Radio-Projekten. Nominiert in der Kategorie „Radio Fiction“ ist das Ö1-Hörspiel „Höllenkinder“ von Gabriele Kögl und die fiktionale Podcast-Serie „Fake News Blues“ von Ö1 und FM4. In der Kategorie „Radio Documentary“ sind zwei Ö1-Hörbilder nominiert: „Mein Glück ist, dass mich mein Glück nicht verlässt. Imre Kormos. Held und Halunke“ von Natasa Konopitzky und „Der Tod des Soumayla Sacko – Erntearbeiter, Gewerkschafter, Afrikaner in Kalabrien“ von Franziska Dorau. Außerdem ist FM4 in der Kategorie „Radio Music Programmes“ für die „FM4 Excursions: Violin Concerto No. 2“ nominiert.
Die Gewinner des Prix Europa 2019 werden am Freitag, dem 11. Oktober 2019, in Potsdam mit bronzenen Stiertrophäen ausgezeichnet.

Die Nominierungen im Überblick

ORF-Spielfilm „Das Wunder von Wörgl“ (Kategorie Television Fiction)

Bis zu 672.000 Zuseherinnen und Zuseher konnte die ORF-Premiere „Das Wunder von Wörgl“ am 8. Dezember 2018 in ORF 2 begeistern. Der ORF-Spielfilm erzählt die Geschichte eines kleinen Tiroler Ortes, auf den die halbe Welt blickte. Rundum bittere Armut, doch inmitten der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre schafft Ortschef Michael Unterguggenberger Arbeit und Hoffnung – dank eigener Währung. Doch nicht alle finden Gefallen am sogenannten Schwundgeld, das zu Vollbeschäftigung und Wohlstand führt. Karl Markovics (als Bürgermeister) und Verena Altenberger (als dessen Ehefrau) erzählen jenes „Wunder von Wörgl“. Für das historische ORF-Drama (nach einer wahren Begebenheit) standen in Bayern, Tirol, Südtirol, Wien und Niederösterreich neben Markovics und Altenberger u. a. auch Aaron Friesz, Lisa Marie Trojer, Gerhard Liebmann, Harald Windisch und Andreas Lust vor der Kamera. Für die Regie zeichnet Urs Egger verantwortlich, Thomas Reider lieferte das Drehbuch zum ORF-Spielfilm.

„Das Wunder von Wörgl“ ist eine Koproduktion von epo-film, Film-Line und FreibeuterFilm mit dem ORF, dem BR, ARTE, SRF Schweiz und Rai Bozen, gefördert von Fernsehfonds Austria, FFF Bayern, Cine Tirol, Land Niederösterreich und Creative Europe Media.

Ö1-Hörspiel: „Höllenkinder“ (Kategorie: Radio Fiction), Hörspiel von Gabriele Kögl

„Sie will Dinge von mir wissen, die sie nichts angehen und die ihr Leben nicht einfacher machen würden. Sie will alte Geschichten aus mir herausholen, sie will mein Leben aufschneiden und zerlegen, wie man ein Stück Vieh schlachtet und zerlegt und abpackt und in die Gefriertruhe legt, damit man jeden Tag etwas herausholen kann, wenn man kochen geht.“ Selbst an ihrem 80. Geburtstag wird die mittlerweile gebrechlich gewordene Bäuerin nicht von den Fragen ihrer Tochter verschont. Ist die Wahrheit den Kindern zumutbar? Kann man eine Geschichte erzählen, die man jahrzehntelang verschwiegen hat? Gabriele Kögl hat einen großen inneren Monolog geschrieben, der der alten Frau die Stimme gibt, die ihr nie zugestanden wurde. Mit Gudrun Ritter. Tongestaltung: Jean-Boris Szymczak und Martin Leitner. Musik:
Fatima Dunn. Regie: Elisabeth Weilenmann. Das Ö1-Hörspiel „Höllenkinder“ wurde am 24. März 2018 gesendet.

Ö1-Hörspiel: „Fake News Blues“ (Kategorie: Radio Fiction), die erste fiktionale Podcast-Serie von Ö1 und FM4

Angespannt sitzen Reini und Alfred in ihrem klapprigen Auto und starren auf das Funkhaus in Wien. Ihr Plan ist simpel, aber riskant. Sie wollen endlich ihre Wahrheit verbreiten. Es ist nicht nur ihre Wahrheit. Sie teilen sie mit einer eingeschworenen Gruppe, die sich im Westen des Landes auf ein Anwesen einer verarmten Adelsfamilie zurückgezogen hat. Aus der Sicht dieser Gruppe handelt es sich bei der Republik Österreich um ein pseudostaatliches, ausbeuterisches, freiheitsgefährdendes Firmenkonglomerat. Sie müsse daher kompromisslos abgelehnt werden. Bewaffnet mit einer Audiokassette, einer Pistole mit Schalldämpfer und einer großen Portion Voreingenommenheit verschafft sich Reini Zutritt zum Abendjournalstudio von Ö1. Sein Plan misslingt und Reini sieht sich gezwungen, die Moderatorin Andrea und den Tontechniker Michael samt Übertragungswagen auf die Ländereien der Gräfin von Virgen zu bringen, den Sitz von Neu-Österreich. Von dort sollen die Nachrichten an die unwissende Welt verkündet werden. Ein nächtlicher Roadtrip beginnt. Mit Hannes Duscher, Roland Gratzer, Katharina Knap, Johannes Silberschneider, Sona MacDonald, Gerald Votava, Elisabeth Semrad, Lukas Tagwerker, Andreas Schiessler u. a. Autor/innen: Felix Kalaivanan, Yannick Reuter, Andreas Schiessler und Sophia Sixta. Regie und Produktion: Philip Scheiner. Musik: Peter Kaizar. Idee und Konzept: Monika Kalcsics. Das Hörspiel „Fake News Blues“ ist eine Kooperation von Ö1, FM4 und der Drehbuchklasse an der Filmakademie und die erste fiktionale dreiteilige Podcastserie der beiden Sender. FM4 sendete die Folgen am 26., 27. und 28. März 2019 in der „FM4 Homebase“, bei Ö1 standen sie am 30. März im „Hörspiel“-Termin auf dem Programm.

Ö1-Feature: „Mein Glück ist, dass mich mein Glück nicht verlässt. Imre Kormos. Held und Halunke“ (Kategorie: Radio Documentary), Feature von Natasa Konopitzky

Natasa Konopitzky begab sich auf Spurensuche nach ihrem widersprüchlichen Stiefgroßvater, der in den 1940er Jahren vielen Verfolgten das Leben rettete und trotzdem unbekannt geblieben ist. „Meine Mutter hat immer schlecht über ihren Ziehvater geredet: Imre Kormos soll unnahbar gewesen sein, egozentrisch und außerdem ein Angeber. Er hat behauptet, 1944 in Budapest als Nazi verkleidet Juden gerettet zu haben. Meine Mutter konnte das nie glauben: Wie soll einer, der selbst Jude ist, in Nazi-Uniform herumspazieren und anderen Juden das Leben retten?“ Jahre später fand Natasa Konopitzky Dankesbriefe an ihn aus den USA, Israel, Australien und Brasilien und entdeckte im Internet ein US-amerikanisches Buch, ein Kapitel trug den Titel „Imre Kormos, der unbekannte Held der ungarischen Judenrettung und des jüdischen Widerstands“. Er habe 1944 mehr als 1.000 Menschen versteckt, unzählige Juden mit falschen Papieren versorgt und zu Kriegsende eine Privatarmee von Deserteuren befehligt, konnte man dort lesen. Das Ö1-Feature, das die abenteuerliche Geschichte eines widersprüchlichen Mannes rekonstruiert, war im Rahmen der „Hörbilder Spezial“ am 25. und 26. Dezember 2019 zu hören.

Ö1-Feature: „Der Tod des Soumayla Sacko – Erntearbeiter, Gewerkschafter, Afrikaner in Kalabrien“ (Kategorie: Radio Documentary), Feature von Franziska Dorau

Soumayla Sacko war Landwirt in Mali, bevor er 2015 seine Heimat verließ, weil der Klimawandel seine Lebensgrundlage zunichtemachte. Nach einer Reise durch die Wüste und über das Mittelmeer gelangte er nach Kalabrien, wo er drei Jahre lang in der „Baraccopoli“ von Rosarno lebte – einem Slum, das während der Erntezeit der Zitrusfrüchte bis zu 4.000 Menschen beherbergte. Für zwei bis drei Euro Stundenlohn pflückte Sacko in den umliegenden Hainen Orangen und Mandarinen. Am 2. Juni 2018 ging er mit seinen Freunden, Drame Madiheri und Fofona Madoufane, in eine nahegelegene, stillgelegte Fabrik. Sie wollten dort ein paar alte Wellbleche abmontieren, um daraus eine neue Baracke zu bauen. Was die drei jungen Männer aus Mali bei ihrem Aufbruch nicht wussten, war, dass die Fabrik „La Fornace“ 2008 konfisziert wurde, weil dort 135.000 Tonnen Giftmüll illegal entsorgt wurden. Und dass die Verantwortlichen es nicht gerne sahen, wenn jemand das Gelände betrat. Nachdem sie etwa eine Stunde gearbeitet hatten, fuhr ein Mann in einem weißen Fiat Panda vor, schoss mit einem Jagdgewehr auf sie und tötet Soumayla Sacko durch einen Kopfschuss. Er war nicht nur Erntearbeiter, sondern auch ein sehr aktives und geschätztes Mitglied der Gewerkschaft USB, „Unione Sindacale di Base“, die sich für die Rechte der Saisonarbeiter in Italien einsetzt. Das Feature, das seine Kollegen bei ihrem Versuch begleitet, Wahrheit und Gerechtigkeit für ihn zu erwirken, wurde am 26. Jänner 2019 in den Ö1-„Hörbildern“ gesendet.

FM4 Excursions: „Violin Concerto No. 2“ (Kategorie: Radio Music Programmes) von FM4

Bunt gemixte Assoziationsketten zeigen die Wurzeln aktueller Sounds und ihre Einflüsse auf die musikalische Jetztzeit: Die FM4 Excursions überbrücken den schmalen Grat zwischen populärer Unterhaltungsmusik und hochkultureller Klassik. Stefan Trischler zeigt in seinem Mix zu Episode 2, wie HipHop-Produzenten diese ohnehin nicht mehr zeitgemäße Grenze mit stilvollen Samples auflösen. Im Auftaktsong von Trischlers Mix sind die Streicher vom „Violin Concerto No. 2“ des ungarischen Komponisten Béla Bartók (1881–1945) zu hören. Einer seiner Streicher wird auch von einem Gelehrten aus einer fernen Zeit entdeckt werden:
Dr. Octagon aka Kool Keith. Das Schlagzeug in „Blue Flowers“ (1996) kommt von Dan The Automator, die Scratches von DJ Q-Bert und das alles aufsaugende Synth-Bass-Monster von Kool Keith himself. Doch der Song steht und fällt mit Bartóks hypnotisch-schwebenden Streichern. Das „Violin Concerto No. 2” wurde am 28. Juni 2018 auf FM4 gesendet.

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