
Interview mit Kea Kühnel, Ski-Freestylerin und Sport-Stipendiat des Jahres 2019: „Als norddeutsche Wintersportlerin ausgezeichnet zu werden, zeigt: Nichts ist unmöglich“
Frankfurt am Main (ots) – Die Gesamtweltcup-Dritte der Saison 2018/19 und Wirtschaftsprüfungs-
sowie Sinologie-Studentin ist zum „Sport-Stipendiat des Jahres“ 2019
gewählt worden / Deutsche Bank und Deutsche Sporthilfe vergeben
Auszeichnung für Spitzenleistungen in Sport und Studium
Kea Kühnel ist „Sport-Stipendiat des Jahres“ 2019. Die
Bremerhavenerin, die sich in der vergangenen Ski-Freestyle-Saison mit
Gesamtweltcup-Platz drei in der Disziplin Big Air endgültig in der
Weltspitze etabliert hat, setzte sich bei der von Deutscher Bank und
Deutscher Sporthilfe initiierten Online-Abstimmung gegen vier weitere
Finalisten durch. An der Wahl hatten sich in den vergangenen Wochen
rund 14.000 Sportbegeisterte beteiligt. Kühnel studiert Accounting,
Auditing and Taxation (Master) in Innsbruck sowie Sinologie
(Bachelor) in München. Die 28-Jährige wurde am Mittwoch bei der
Deutschen Bank in Frankfurt am Main geehrt. Kühnel folgt auf
Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler und Judoka Theresa Stoll, die
sich 2018 bzw. 2017 bei der Wahl durchgesetzt hatten.
Sporthilfe: Kea, was ist schwieriger: Der Ski-Freestyle-Trick Double
Cork 720, an dem Du gerade arbeitest, oder einen ganzen Abend mit
hohen Absätzen herumzulaufen – wie bei der feierlichen
Preisverleihung?
Kühnel: Definitiv der Trick. (lacht) Mit High Heels herumzulaufen,
war nicht das Schwierigste für mich – problematisch ist eher der
Schmerz am nächsten Tag.
Sporthilfe: Du scheinst eine Frau für Premieren zu sein: 2018 warst
Du die erste Bremerin bei Olympischen Winterspielen, nun bist Du die
erste Wintersportlerin, die „Sport-Stipendiat des Jahres“ wurde – was
bedeutet Dir dieser Titel?
Kühnel: Natürlich unheimlich viel. Dass ich als die erste
Wintersportlerin, die den Titel trägt, auch noch aus dem Norden
komme, zeigt: Nichts ist unmöglich. Wintersport betreiben nicht nur
die Bayern, sondern auch Menschen im Norden. Vielleicht lässt sich
manch einer von meiner Geschichte inspirieren und vielleicht öffnet
das im Süden auch manchen die Augen, dass man immer offen sein sollte
für Neues.
Sporthilfe: Sportlich liegt eine sehr erfolgreiche Saison hinter Dir,
jetzt hast Du auch auf fremdem Terrain reüssiert und wurdest als
„Sport-Stipendiat des Jahres“ 2019 ausgezeichnet. Wie wichtig ist es
Dir, auch abseits der Piste erfolgreich zu sein?
Kühnel: Das bedeutet mir sehr viel. Gerade in meiner Sportart ist das
Verletzungsrisiko enorm hoch und da ist es entscheidend, ein zweites
Standbein zu haben. Zudem bin ich für eine Freeskiierin auch nicht
mehr die Jüngste, man überlegt sich dann schon, ob man noch dieses
oder jenes Neue erlernt. Ich habe einfach auch viele Interessen neben
dem Skifahren und das gleicht sich unter anderem durch das Studium
nicht nur aus, sondern ergänzt sich sehr gut.
Sporthilfe: Du studierst zwei Studiengänge neben dem Leistungssport.
Bestätigt Dich dieser Erfolg auf nicht-sportlicher Ebene, den
richtigen Weg eingeschlagen zu haben?
Kühnel: Ich weiß nicht, ob ich dafür überhaupt eine Bestätigung
gebraucht habe. Ob mein Weg richtig war oder nicht, wird sich ohnehin
erst in späteren Jahren herausstellen. Momentan weiß ich nur: Die
beiden Studiengänge bereichern mein Wissen enorm und befriedigen mein
Interesse neben dem Sport. Und ich kann damit ein Zeichen senden, wie
schon einige Athleten vor mir: Es ist möglich, Sport und Studium
unter einen Hut zu bringen – und das sogar doppelt.
Kurz-Biographie:
Kea Kühnel (*16. März 1991 in Bremerhaven)
Sportart: Ski Freestyle, Slopestyle und Big Air
Wohnort: Innsbruck
Verein: SC Bremerhaven
Größte Erfolge: Olympia-18. im Slopestyle; Gesamtweltcup-Dritte Big
Air 2018/19
Studium: Accounting, Auditing and Taxation (Master) sowie Sinologie
(Bachelor)
Universität: Leopold-Franzens-Universität Innsbruck /
Ludwig-Maximilians-Universität München Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, sagte bei
der Preisverleihung: „Die meisten Spitzensportler in Deutschland sind
keine Großverdiener. Das bedeutet, dass sie sich bereits parallel zum
Sport ihre berufliche Zukunft aufbauen müssen. Wir fördern deshalb
mit dem Deutsche Bank Sport-Stipendium besonders diejenigen, die
Leistungssport und Studium miteinander verbinden. Die fünf
Finalisten, aber auch alle 400 Top-Athleten, die wir unterstützen,
sind absolute Vorbilder für uns.“
Michael Ilgner, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Sporthilfe,
sagte: „Kea Kühnel ist wieder ein herausragendes Beispiel, wie
studierende Spitzenathleten die hohe Doppelbelastung meistern können.
Sie hat sich trotz vieler Hürden fest im internationalen
Ski-Freestyle-Zirkus etabliert. Parallel dazu absolviert sie
erfolgreich nicht nur einen, sondern sogar zwei Studiengänge – das
ist in höchstem Maße beeindruckend und verdient jede Förderung.“
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