„kulturMontag“: Neue Burg-Ära und Martin Kušej live im Studio, Italiens Kulturpolitik, Dauerthema Bodyshaming

Außerdem zum 70. Geburtstag von Pedro Almodóvar: Doku „CineKino – Spanien“ sowie ORF-Premiere „Julieta“

Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 16. September 2019, um 22.30 Uhr in ORF 2 widmet sich zunächst der gestern (12.9.) mit der Premiere von Ulrich Rasches „Die Bakchen“ eröffneten neuen Burgtheater-Ära unter der Intendanz von Martin Kušej. Dazu ist der neue Direktor live zu Gast im Studio. Weiters befasst sich die Sendung u. a mit Italiens Kulturpolitik sowie mit dem Thema Bodyshaming, das in Zeiten von Social Media auch vor der Kulturwelt nicht Halt macht. Anschließend an das Magazin steht anlässlich des 70. Geburtstags von Filmemacher Pedro Almodóvar eine weitere Folge der zehnteiligen Dokureihe „CineKino“ über das Filmland „Spanien“ (23.20 Uhr) auf dem Programm. Weiters ist die ORF-Premiere von Almodóvars Drama „Julieta“ (23.50 Uhr) aus dem Jahr 2016 zu sehen.

Frischer Wind am Wiener Burgtheater: Der neue Direktor Martin Kušej live im Studio

Er ist ein Theaterberserker, ein risikofreudiger Provokateur und ein politischer Denker – der Kärntner Regisseur Martin Kusej ist seit Anfang September neuer Direktor des Wiener Burgtheaters und feierte am 12. September mit Ulrich Rasches spektakulärer dreieinhalbstündiger Inszenierung von Euripides‘ Meisterwerk „Die Bakchen“ die erste Premiere seiner Intendanz. Für das Akademietheater hat Kušej den kanadisch-libanesischen Autor, Schauspieler und Regisseur Wajdi Mouawad verpflichtet. Dieser zeigt mit dem viersprachigen Generationendrama „Vögel“, in dem er komplexe Familienverhältnisse mit dem Nahost-Konflikt verknüpft, eine Katastrophe antiken Ausmaßes. Inszenieren wird der junge israelische Regisseur und Schauspieler Itay Tiran. Nach den beiden ersten Premieren zeigt der Hausherr seine eigene Handschrift und liefert mit Edward Albees Zimmerschlacht „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“, einer Übernahme aus dem Münchner Residenztheater, einen ersten Eindruck. Über den neuen Kurs des Burgtheaters und seiner Nebenbühnen spricht Martin Kušej live im Studio.

Prima l‘Italia?: Kunst und Kultur als Spielball der Politik

Was verbindet die international renommierten Uffizien in Florenz, den eindrucksvollen Palazzo Ducale im lombardischen Mantua oder die Galleria Nazionale delle Marche in Urbino? Alle Institutionen werden von Deutschen oder Österreichern geleitet. Doch das ist bald Vergangenheit – sie alle wurden mehr oder weniger dazu gezwungen – trotz atemberaubender Programmierungen und vorbildlichen Bilanzen – ihre Positionen in „Bella Italia“ aufzugeben. Denn eine bedenkliche Entwicklung durchzieht die italienische Kulturpolitik:
nationalistische Tendenzen machen auch vor Kunst und Kultur nicht Halt. Ausländer seien nicht mehr erwünscht, erklärte der Tiroler Peter Assmann, der noch den Herzogspalast in Mantua leitet und bald das Tiroler Landesmuseum übernehmen wird, jüngst im „Spiegel“. Er will in der wachsenden Skepsis gegenüber „fremden Eindringlingen“ eindeutige Parallelen zum Faschismus erkennen. „Quo vadis, Italia? oder: Radikale Rechtswende in Italien?“ fragt der ehemalige Auslandskorrespondent Lorenz Gallmetzer in seinem neuen Buch „Von Mussolini zu Salvini“. Wie sind die populistischen Kräfte in Italien und ganz Europa einzuordnen, zu benennen: totalitär, präfaschistisch, autokratisch, illiberal, souveränistisch oder einfach nur populistisch? Gallmetzer zeigt auf, welche historischen Faktoren die derzeitige Entwicklung möglich machten und welche zweifelhafte „Vorreiterrolle“ Italien stets einnahm. Und wie sieht der neue Kulturminister Dario Franceschini, der schon das Ressort unter der Regierung Matteo Renzi geleitet hat, die kulturpolitischen Entwicklungen im Land?

Zu dick, zu dünn, zu hässlich: Dauerthema Bodyshaming

Tagtäglich werden Frauen wegen ihres Aussehens diskriminiert, beleidigt und gedemütigt. In den Medien macht sich ein gefährlicher Trend, sich einem zweifelhaften Schönheitsideal zu unterwerfen, breit. Bodyshaming ist in Zeiten von Social Media ein Dauerthema und macht auch vor der Kulturwelt nicht Halt, wie u. a. die amerikanische Sopranistin Kathryn Lewek jüngst erleben musste. Als ein deutscher Kritiker die bei den diesjährigen Salzburger Festspielen als Eurydike in Offenbachs „Orphée“ umjubelte Künstlerin als „dick“ bezeichnete, löste dies einen regelrechten Shitstorm aus. Auch Schauspielerin Stefanie Reinsperger musste sich als „Buhlschaft“ im „Jedermann“ so einiges gefallen lassen. Kathryn Lewek, die erst vor kurzem ein Baby bekommen hat, reicht es. Sie kündigt an, gegen Kritiker/innen, die sie wegen ihres Aussehens schmähen, juristisch vorzugehen. Auch das Kulturfestival WIENWOCHE 2019 behandelt unter dem Motto „Bitches & Witches“ dieses brisante gesellschaftliche Thema. Was steckt hinter dieser Abwertung von Frauen? Wie verschärft sich der Blick auf den weiblichen Körper durch soziale Medien? Was kann der zunehmenden Normierung und Problematisierung des weiblichen Körpers entgegengehalten werden? Die „Bodyneutrality“-Bewegung sagt der Fixierung auf Äußerlichkeiten den Kampf an. Der „kulturMontag“ bittet Expertinnen wie Elisabeth Lechner, Fotografin Elfie Semotan, Performance-Künstlerin Julischka Stengele und Autorin Anuschka Rees zum Interview.

Neue Dokumentation „CineKino – Spanien“ (23.20 Uhr)

Europäisches Kino, das sind mehr als 120 Jahre Filmgeschichte und mehr als 1.000 neue Produktionen jährlich: Die Doku-Reihe „CineKino“ präsentiert Höhepunkte, Schlüsselszenen und filmische Kostbarkeiten aus zehn Ländern. Zahlreiche Filmausschnitte, Interviews mit Filmschaffenden über ihre Favoriten und Archivmaterial verschaffen einen lebendigen Eindruck der Besonderheiten des jeweiligen Filmlandes. Die nächste Folge widmet sich in zehn Schlaglichtern dem spanischen Filmschaffen und würdigt Ikonen der Filmszene. So u. a. den vielfach preisgekrönten spanischen Regiemeister, Drehbuchautor und Produzenten Pedro Almodóvar, der am 25. September 70 wird und bei den diesjährigen Filmfestspielen in Venedig für sein Lebenswerk mit dem Goldenen Ehrenlöwen ausgezeichnet wurde. Die Dokumentation beleuchtet aber auch das Werk von Luis Buñuel und schildert, wie während der Zeit der Franco-Diktatur eine neue, subversiv-satirische Filmsprache im Untergrund entwickelt wurde. Regie: Matthias Luthhardt und Laurent Heynemann.

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