Meilenstein im Naturschutz: Salzburger Sulzbachtäler offiziell als Wildnisgebiet ausgezeichnet

WWF Österreich erinnert Politik an Naturschutz-Versprechen: Österreich braucht neue Nationalparks und Wildnisgebiete, um Klimakrise und Artensterben besser einzudämmen

Mittersill / Wien, am 29. Oktober 2019. (OTS) – Mit der gestrigen Urkundenüberreichung der Weltnaturschutz-Organisation IUCN an den Nationalpark Hohe Tauern wurden die Sulzbachtäler offiziell als Wildnisgebiet ausgezeichnet. Als Schutzgebiet höchster Güte bleiben mehr als 67 Quadratkilometer unberührt von jagdlicher und sonstiger Nutzung in ihrer Ursprünglichkeit für die Nachwelt erhalten. Die Naturschutzorganisation WWF Österreich hat den Prozess von Anfang an unterstützt und gratuliert dem Nationalpark Hohe Tauern zu diesem Meilenstein. „Wir freuen uns sehr, dass unsere langjährigen Bemühungen, angefangen mit einer gemeinsamen Machbarkeitsstudie mit dem Nationalpark im Jahr 2014, nun einen erfolgreichen Abschluss gefunden haben“, sagt WWF-Wildnisexperte Bernhard Kohler beim Festakt am 28. Oktober in Mittersill. „Zugleich hoffen wir, das gewonnene Know-how zur Errichtung eines solchen Schutzgebietes künftig auch in anderen Regionen anzuwenden. Österreich braucht dringend neue Nationalparks und Wildnisgebiete.“ Aktuell hat die Natur nur auf 1,2 Prozent der Staatsfläche absoluten Vorrang – konkret in den sechs bestehenden Nationalparks und zwei Wildnisgebieten.

„Räume, in denen die Natur ihre eigene, autonome Antwort auf die Klimakrise und deren Folgen finden kann, werden immer wichtiger. Denn der Druck auf die Natur steigt überall: Dürre, Wetterextreme, neuartige Krankheitserreger erfordern eine evolutive Anpassung von Arten und Lebensräumen – und das gelingt am besten in Gebieten, die frei sind von zusätzlichen Belastungen“, sagt Wildnisexperte Bernhard Kohler und erinnert die Politik an ihre Versprechen im Vorfeld der Nationalratswahl: im Rahmen des WWF-Parteienchecks sprachen sich sämtliche Parteien für neue Nationalparks und Wildnisgebiete aus. Mehr Tempo ist auch dringend notwendig: Geht es nach der Österreichischen Biodiversitäts-Strategie 2020+ sollte künftig auf zwei Prozent der Staatsfläche eine natürliche – das heißt vom Menschen weitgehend unbeeinflusste – Entwicklung erfolgen können. Ein Ziel, das nur mit Hilfe von hochrangigen Schutzgebieten wie Nationalparks und Wildnisgebieten wirksam zu erreichen ist. Auf die anvisierten zwei Prozent fehlen allerdings noch 67.000 Hektar.

Ausreichendes Potenzial für zusätzliche Schutzgebiete ist jedenfalls vorhanden: Konkret schlägt der WWF Österreich die Einbeziehung der March-Thaya Auen in den Nationalpark Donau-Auen und die längst überfällige Erweiterung des Nationalparks Kalkalpen vor. Als besonders reizvolles Nationalparkprojekt würde sich die imposante Wildflusslandschaft am Tiroler Lech eignen. Großes Potenzial speziell für Wildnisgebiete sieht der WWF nach eigenen Analysen in den Ötztaler Alpen, im Karwendel, im Toten Gebirge und im Hochschwab-Gebiet.

„Voraussetzung für die Ausweisung zusätzlicher Gebiete sind entsprechende Finanzmittel. Denn Großschutzgebiete werden in Österreich vernünftigerweise nur auf Basis von Vertragsnaturschutz-Lösungen errichtet und somit unter angemessener Entschädigung von Grundbesitzern und Nutzungsberechtigten. Die gesamtgesellschaftlichen Vorteile einer solchen Investition sind aber riesengroß“, so WWF-Experte Kohler. „Denn strenge Schutzgebiete sind auch einmalige Freizeit- und Erholungsräume. Wo sonst kann man heutzutage noch Stille, Abgeschiedenheit und eine weitgehende technik- und infrastrukturfreie Landschaft erleben, wenn nicht in Nationalpark- und Wildnis-Kernzonen?“

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