Rotes Kreuz: 20 Jahre Krisenintervention in Österreich

Was nach den Katastrophen in Lassing und Galtür begann, ist einzigartig in Europa. Die Einsatzzahlen sind stark gestiegen.

Wien (OTS) – Wo waren Sie, als beim Grubenunglück von Lassing der Boden nachgab oder das Tiroler Dorf Galtür unter einer Monsterlawine begraben wurde? Hoffentlich weit weg – denn traumatische Ereignisse wie diese 1998 und 1999 können so belastend und verstörend sein, dass die psychische Gesundheit Schaden nimmt. „Damals wurde klar, dass es nach solchen Katastrophen eine Betreuung für die Angehörigen braucht“, sagt Prof. Barbara Juen, fachliche Leiterin der Psychosozialen Betreuung im Roten Kreuz. „Es war sinnvoll, diese Betreuung im Roten Kreuz anzusiedeln, das österreichweit den Rettungsdienst betreibt. Dadurch stehen die freiwilligen Teams auch bei täglichen Notfällen zur Verfügung – was einzigartig in Europa ist.“ Die Professorin für Klinische und Gesundheitspsychologie an der Universität Innsbruck ist sozusagen die Erfinderin der Krisenintervention. Vor 20 Jahren im Herbst begann die systematische Ausbildung für die Betreuung in Ausnahmesituationen und der Aufbau der Strukturen in Österreich.

Einsätze gestiegen – Freiwillige gesucht

018 wurden 19.881 Personen betreut – das ist fast eine Verdoppelung im Vergleich zu 2008. Im selben Zeitraum ist die Zahl der Einsätze pro Jahr von 2.662 auf 3.754 gestiegen und die Mitarbeiterzahl hat sich von 959 auf 1.676 erhöht. Das Service ist bekannter, wird besser angenommen und es sei auch nicht mehr verpönt, sich helfen zu lassen, erklärt Juen den Anstieg.

Allerdings gibt es Probleme, Einsätze während der Arbeitszeiten abzudecken. Das Rote Kreuz sucht daher neue Freiwillige, die älter als 25 sind. Voraussetzung ist Erfahrung bei einer Einsatzorganisation oder Vorbildung beziehungsweise Berufserfahrung im psychosozialen Bereich (z.B. Psychologie, Psychotherapie, Pädagogik, Sozialarbeit, Pflege). Die theoretische Ausbildung dauert 72 Stunden und umfasst ein Volontariat.

Halt in der Hilflosigkeit geben

Die Kriseninterventionsteams werden von den Einsatzkräften alarmiert, wenn Bedarf besteht. Es gehe aber nicht um psychologische oder psychotherapeutische Beratung, erklärt Juen: „Wir nehmen uns Zeit und hören zu, aber allein mit dem Ziel, die Betroffenen in einer Zeit der Hilflosigkeit wieder handlungsfähig zu machen. Wir helfen, die Akutsituation nach einem traumatischen Ereignis zu überbrücken, soziale Netzwerke zu aktivieren und geben, wenn gewünscht, Hinweise zu weiterführender Nachbetreuung.“

Juen hat im Einsatz selbst schon viel erlebt – zuletzt nach dem Fünffachmord in Kitzbühel. Im Rückblick habe sie vor allem Respekt vor der menschlichen Widerstandskraft: „In 20 Jahren habe ich immer wieder gestaunt, wie viel Menschen aushalten können und wie groß die Hilfsbereitschaft im Angesicht von Katastrophen ist.“

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