Deutschland noch immer geteilt? Richard David Precht spricht im ZDF mit Schriftsteller Ingo Schulze
Mainz (ots) – 30 Jahre nach dem Mauerfall ist Deutschland in vielerlei Hinsicht noch immer ein geteiltes Land. Lebensgefühl und Weltsicht scheinen sich in Ost und West nach wie vor zu unterscheiden. Woran das liegt, darüber spricht Richard David Precht in seiner Sendung am Sonntag, 24. November 2019, 23.55 Uhr, mit dem in Dresden geborenen Schriftsteller Ingo Schulze.
Die Wiedervereinigung habe er als Beitritt und nicht als Begegnung ebenbürtiger Partner empfunden, so Ingo Schulze, der wie kaum ein anderer Schriftsteller die Wendezeit zum Thema seiner Romane gemacht hat. Die Selbstbefreiung des Ostens sei als Sieg des Westens gefeiert worden, was das Selbstverständnis der Ostdeutschen nachhaltig negativ geprägt habe. Schulze beklagt zudem die zunehmende Ökonomisierung in allen Lebensbereichen: Gerade die öffentliche Hand könne einen wichtigen Beitrag zum Zusammenhalt einer Gesellschaft leisten. Statt einer marktkonformen Demokratie, wie es Angela Merkel einst formuliert habe, fordert Schulze demokratiekonforme Märkte.
Hätte die Wiedervereinigung denn anders verlaufen können? „Vor allem im Osten haben wir es heute“, so Precht, „mit einer Misstrauenskultur gegenüber der Politik und Gesellschaft zu tun, die immer stärker anwächst.“ Welche Fehler sind damals gemacht worden? Welche Veränderungsprozesse wurden in den alten Bundesländern versäumt? Und warum fällt es vielen Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern 30 Jahre nach dem Rausch der friedlichen Revolution von 1989 so schwer, eine positive gesamtdeutsche Zukunftsvision zu entwickeln? Precht und Schulze stellen schließlich fest: Vielleicht ähnelt die Beziehung zwischen dem Westen und dem Osten der Beziehung eines Paars, das sich letztendlich nie ganz begreifen kann.
Die „Precht“-Sendung steht am Sendetag ab 8.00 Uhr in der ZDFmediathek zur Verfügung. Die Videos in der ZDFmediathek sind zum Embedding freigegeben. Weitere Informationen: https://ly.zdf.de/Lai/
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