Kinderseelen stärken! / SOS-Kinderdorf hält Parlamentarischen Abend zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ab
Berlin (ots) – Bei der politischen Abendveranstaltung in der SOS-Botschaft für Kinder diskutierten gestern Politikerinnen, FachexpertInnen und Jugendliche aus SOS-Einrichtungen zur zentralen Frage: Wie können Politik und Gesellschaft die psychische Entwicklung junger Menschen fördern? Das politische Grußwort sprach Sabine Weiss, Parl. Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, SOS-ExpertInnen gaben im Laufe des Abends Praxiseinblicke in den pädagogischen Alltag der Einrichtungen.
Der 20. November ist anlässlich der Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention 1989 der internationale Tag der Kinderrechte, an dem die vielfältigen Belange von Kindern in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden. Hierzu zählt das Kinderrecht auf das „erreichbare Höchstmaß an Gesundheit“, das neben einer angemessenen Gesundheitsvorsorge auch Prävention und Aufklärung umfasst. Es schließt sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ein. Trotz der Erkenntnis, dass beinahe alle psychischen Erkrankungen vor dem 25. Lebensjahr erstmals auftreten, werden auch nach Ansicht des Kinderdorfvereins seelische Belastungen von jungen Menschen im politischen Raum immer noch unzureichend adressiert.
Sabine Weiss, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, betonte in Berlin: „Nicht alle Kinder haben das Glück, unter sorgenfreien, optimalen Bedingungen aufzuwachsen. Daher müssen wir sie und ihre Eltern bei der Bewältigung des Alltags unterstützen. Wir wollen das Selbstvertrauen der Kinder und ihr Selbstwertgefühl stärken, außerdem ihre Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit fördern. Und wir müssen die Kinder-, Jugend- und Familienhilfe enger mit der Gesundheitsversorgung verzahnen. Dazu zählt, dass Ärztinnen und Ärzte bei den Gesundheitsuntersuchungen für Kinder und Jugendliche individuelle Risiken und psychosoziale Belastungen in den Blick nehmen und auf Unterstützungsangebote hinweisen.“
Die Begleitung einer gesunden psychischen Entwicklung ist wichtiger Bestandteil des Engagements von SOS-Kinderdorf, um die Lebensbedingungen benachteiligter junger Menschen und ihrer Familien zu verbessern – insbesondere durch die tägliche pädagogische Arbeit in den Einrichtungen. So erklärte Dr. Birgit Lambertz, stellv. Vorstandsvorsitzende des deutschen Kinderdorfvereins: „Durch unsere präventive Arbeit in Familienzentren und Beratungsstellen können wir Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenslagen früh erreichen und sie und ihre Familien zuverlässig unterstützen, damit Belastungen nicht zu Gesundheitsbeeinträchtigungen werden. Unser pädagogisches Konzept in den Einrichtungen stärkt durch aktive Beteiligung die Resilienz junger Mensch, damit sie auch herausfordernde Lebenssituationen unbeschadet bewältigen können. Brauchen Kinder oder Eltern therapeutische Hilfe aufgrund einer psychischen Erkrankung, bauen wir Brücken zu geeigneten Angeboten im Umfeld.“
Obwohl eine Frühbehandlung seelischer Belastungen das Risiko von chronischen Beeinträchtigungen reduzieren kann, nehmen viele junge Betroffene keine oder nur sehr spät Hilfe in Anspruch. Bei vielen klärungs- und behandlungsbedürftigen Fällen findet letztlich keine Behandlung statt. Grund dafür ist auch eine nicht immer bedarfsgerechte und in Deutschland regional sehr unterschiedlich ausgeprägte Versorgungsstruktur mit Therapieplätzen.
Hinzu kommt, dass Eltern, BetreuerInnen oder andere Vertrauenspersonen von Kindern und Jugendlichen oft nicht ausreichend für die psychischen Herausforderungen sensibilisiert sind, mit denen junge Menschen heute konfrontiert sind. „Mein Wunsch an die Politik wäre, dass Kinder und Jugendliche besser informiert und in der Problematik ernster genommen werden. Viele Krankenkassen, Therapeuten, Eltern sowie Betreuer haben Probleme damit, Kinder und Jugendliche zu unterstützen, wenn diese eine Therapie anfangen oder den Therapeuten wechseln möchten,“ erklärte die 17-jährige Lea Stellmacher, Vorsitzende des Kinder- und Jugendrats von SOS-Kinderdorf, gestern Abend auf der Veranstaltung. Weiter bekräftigte sie: „Jedes Kind und jeder Jugendliche sollte das Recht haben, auch ohne Zustimmung der Eltern oder Vormünder eine Therapie anzufangen.“
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion sprachen die Grünen-Bundestagsabgeordnete Kirsten Kappert-Gonther, SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr, Prof. Dr. Raimund Geene, Professor für Gesundheitsförderung und Prävention an der Alice Salomon-Hochschule Berlin, Dr. Vincent Richardt, Leiter des Ressorts Pädagogik bei SOS-Kinderdorf, und der Dokumentarfilmer Luca Zug.
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