Der natürliche Weihnachtsbaum: Seit 500 Jahren Tradition und ein deutscher Exportschlager
Frankfurt am Main (ots) – Zum Weihnachtsfest kommen überall Familien zusammen, um gemeinsam zu feiern. Dabei hat jede Familie ihre eigenen kleinen Traditionen. Einige Weihnachtsbräuche sind aber rund um den Globus verbreitet, zum Beispiel der festlich geschmückte Tannenbaum. Wie ist diese Tradition entstanden? Eine deutsche Erfolgsgeschichte.
Vorchristliche Ursprünge des Winterschmucks
Schon in der ägyptischen und griechischen Antike haben Menschen ihre Häuser im Winter gerne mit grünen Zweigen oder Bäumen geschmückt. Dazu verwendete man je nach Region zum Beispiel Palmen, Lorbeer, Fichten oder Tannen. Solche immergrünen Pflanzen galten als Symbole für Fruchtbarkeit und Lebenskraft – und drückten besonders im Winter die Sehnsucht und Hoffnung nach dem nächsten Frühjahr aus. Noch heute lieben wir im Winter das natürliche Grün und den feinen Duft des Tannenbaums in unseren Wohnzimmern.
Für die heidnischen Germanen war die Wintersonnenwende rund um den 21. Dezember einer ihrer wichtigsten Festtage. Dieser besondere Tag kennzeichnete den Beginn des neuen Jahres. Dazu schmückten die Germanen ihre Versammlungsorte und Häuser bereits mit Tannenzweigen. Diese ursprünglichen Traditionen wurden nach und nach mit christlichen Bräuchen und Feiertagen vermischt. Im Mittelalter wurden zu Weihnachten Paradiesspiele aufgeführt, denn der 24. Dezember war der liturgische Gedenktag Adam und Evas. Dazu wurden sogenannte Paradiesbäume aufgestellt und mit Äpfeln und Gebäck geschmückt.
Seit über 500 Jahren gibt es Weihnachtsbäume
Auf das 15. und 16. Jahrhundert gehen die Wurzeln unserer heutigen Weihnachtsbäume zurück. Aus dieser Zeit gibt es die ersten Berichte über geschmückte Weihnachtsbäume auf öffentlichen Plätzen. Ab dem 17. Jahrhundert verbreitet sich der Weihnachtsbaum durch deutsche Seeleute und Auswanderer nach und nach auf der ganzen Welt.
Eine Chronik der Weihnachtsbäume im Überblick:
– 1419 stiftet die Freiburger Bäckerzunft einen Tannenbaum, der
mit Lebkuchen, Äpfeln, Früchten und Nüssen geschmückt ist. Die
Beziehung zum Weihnachtsfest ist dabei noch nicht klar.
– 1441 wird in Tallin ein Baum für ein winterliches Tanzritual
aufgestellt. Der Baum wird bei dem Fest angezündet, ähnlich wie
bei dem süddeutschen Brauch der Funkenfeuer.
– 1510 wird der erste Weihnachtsbaum in Riga aufgestellt. Es
handelt sich dabei um eine Holzpyramide, die mit getrockneten
Blumen, Früchten, Gemüsen und Spielzeugen geschmückt ist.
– 1521 wird in Schlettstadt ein Weihnachtsbaum aufgestellt. Das
elsässische Städtchen nimmt für sich in Anspruch, dass dies die
erste urkundliche Erwähnung eines Weihnachtsbaumes sei.
– 1597 stellt die Bremer Handwerkszunft einen dekorierten
Tannenbaum auf.
– 1605 wird aus Straßburg berichtet, dass hier wohlhabende Beamte
und Bürger auch in ihren Wohnstuben geschmückte Tannenbäume
aufgestellt haben. Dieser neue Brauch verbreitet sich bald in
ganz Deutschland.
– 1611 schmückt Herzogin Dorothea Sibylle von Schlesien den ersten
Weihnachtsbaum mit Kerzen.
– 1748 stellen deutsche Siedler in Pennsylvanien den ersten
Weihnachtsbaum in Amerika auf. 1832 führt ein deutschstämmiger
Havard-Professor den Brauch auch in gehobenen Kreisen ein.
– 1814 steht der erste Weihnachtsbaum in Wien, später auch in
Paris (1840) und London (1872). Inzwischen sind Christbäume so
beliebt, dass erstmals gezielt entsprechende Kulturen angelegt
werden, um die steigende Nachfrage zu bedienen.
– 1882 wird zum ersten Mal ein Weihnachtsbaum in den USA mit
elektrischen Kerzen geschmückt.
– 1982 steht zum ersten Mal ein Weihnachtsbaum auf dem Petersplatz
in Rom. Damit gab die katholische Kirche ihre früher eher
skeptische Haltung gegenüber den heidnischen Ursprüngen des
Baumes auf. Nachdem Weihnachtsbäume über viele Jahre und Jahrzehnte wohlhabenden Beamten und Bürgern vorbehalten waren, wurden sie im 20. Jahrhundert für die breite Bevölkerung erschwinglich. Heute gehört die geschmückte Tanne für 80 Prozent aller Deutschen fest zum Weihnachtsfest. Jedes Jahr werden rund 25 Mio. natürliche Weihnachtsbäume in deutschen Wohnzimmern aufgestellt. Mit den Lichtern, Glaskugeln und den Geschenken darunter ist der Weihnachtsbaum die wichtigste traditionelle Weihnachtsdekoration.
In den letzten Jahrzehnten werden auch Plastik-Weihnachtsbäume verkauft. Doch mit der zunehmenden Ablehnung gegenüber umweltschädlichen Kunststoffen stehen die Plastikbäume vermehrt in der Kritik der Verbraucher. Ein natürlich gewachsener Weihnachtsbaum hat dagegen eine weitgehend neutrale CO2-Bilanz.
Superlativen: Die größten und beliebtesten Weihnachtsbäume
– Der größte deutsche Weihnachtsbaum steht jedes Jahr in Frankfurt
am Main. Der Baum ist in der Regel rund 34 m hoch und wiegt um
die acht Tonnen. Als Christbaumständer dient ein fest
installiertes Loch vor dem Frankfurter Rathaus „Römer“, in das
der Baum gesteckt wird. Die Tanne stammt aus wechselnden
Regionen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz.
– Noch größer ist der Weihnachtsbaum in Dortmund, der jedes Jahr
aus 1700 Fichten zusammengebaut wird. Diese einmalige
Installation ist ganze 46 m hoch.
– Der wohl älteste und größte lebende Weihnachtsbaum in
Deutschland steht in Rheinfelden-Eichsel. Dieser Mammutbaum
wurde um 1902 in den Eichseler Pfarrgarten gesetzt und hat
inzwischen 36,4 m Höhe erreicht. Im Advent wird er jedes Jahr
mit 13.000 Lichtern in einen strahlenden Weihnachtsbaum
verwandelt.
– Der berühmteste Christbaum der Welt ist wohl die riesige Fichte,
die vor dem Rockefeller Center in New York aufgestellt wird. Der
Baum und die Eisbahn davor ziehen täglich rund 500.000 Besucher
aus aller Welt an. Rauschgoldengel und Glaskugeln
In den Anfängen wurden die Tannenbäume vor allem mit roten Äpfeln geschmückt und erinnerten damit an den biblischen Baum der Erkenntnis. Später kamen Gebäck, Nüsse und Süßigkeiten für die Kinder dazu. 1774 erwähnt Goethe in seinem Roman „Die Leiden des jungen Werther“ einen „aufgeputzten Baum mit Wachslichtern, Zuckerwerk und Äpfeln“.
Früher stellten die Familien den Weihnachtsschmuck meist selbst her. Gebastelt wurden vor allem einfache Sterne und Ketten aus Papier und Stroh. Ab dem 18. Jahrhundert wurde Rauschgold oder Flittergold populär, sehr dünne, goldglänzende Messingfolien. Sie wurden in den Baum gehängt oder zur Ummantelung von Dekorationsgegenständen genutzt. Berühmteste Beispiele sind die Nürnberger Rauschgoldengel. Erst gegen 1900 wurde das Rauschgold durch industrielles Lametta abgelöst.
Im 19. Jahrhundert verändert sich der Weihnachtschmuck: Seit 1847 gibt es erstmals mundgeblasene Christbaumkugeln. Der Legende nach war es ein armer Glasbläser aus Thüringen, der die Kugeln erfand, weil er sich Nüsse und Äpfel nicht leisten konnte. Für rund 100 Jahre waren Glasdekorationen die gängigsten Baumdekorationen, die von Thüringen in die ganze Welt exportiert wurden. Ab 1950 werden die teuren und zerbrechlichen Kunstwerke zunehmend gegen günstige Kunststoffkugeln ersetzt.
Kurios ist der amerikanische Brauch, eine Glasfigur in Form einer Gewürzgurke in den Baum zu hängen. Denn in den USA ist die Annahme verbreitet, dass es sich dabei um eine deutsche Tradition handelt – doch in Deutschland ist dieser Brauch fast unbekannt. Es gibt zwar Belege für frühe Glasgurken aus Thüringen, die aber nie in größeren Stückzahlen hergestellt wurden. Offenbar wurden sie in die USA exportiert und haben sich dort als vermeintlich deutsche Tradition verbreitet.
Über den Verband Natürlicher Weihnachtsbaum e.V.
Der Verband Natürlicher Weihnachtsbaum vereinigt einige der mittelständigen und führenden Weihnachtsbaumerzeuger mit dem Ziel, den natürlich gewachsenen Weihnachtsbaum zu fördern. Der Verband ist unabhängig und nicht gebunden an Baumarten oder Herkunftsregionen. Er arbeitet eng mit supranationalen, nationalen und regionalen Verbänden zusammen.
Kontakt:
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