Repräsentative Umfrage belegt: Auch ‚jung, ledig, ohne Kind‘ sucht Vereinbarkeit

Frankfurt (ots) – Vereinbarkeitsbedarfe sind unabhängig von Alter, Familienstand und Elternschaft hoch. Dies belegt die von der berufundfamilie Service GmbH initiierte repräsentative Umfrage unter 2.500 Erwerbstätigen zur Zertifizierung von Arbeitgebern für die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben. Die vom Meinungsforschungsunternehmen Civey im September 2019 durchgeführte Online-Befragung zeigt zudem: Für die Vereinbarkeit zertifizierte Arbeitgeber sind für Erwerbstätige – egal mit welcher Berufsbildung – attraktiv. Und: Erwerbstätige lassen sich unabhängig von Geschlecht, Alter, Schul- und Berufsbildung von einem objektiven und optimierenden Vereinbarkeitszertifikat überzeugen.

Nach der Veröffentlichung der Umfrageresultate zu den Zielgruppen „Beschäftigte gesamt, Personaler*innen und Entscheider*innen“, informiert die berufundfamilie Service GmbH jetzt über die Highlights der Detailergebnisse zu den Kategorien „Erwerbstätige gesamt nach Alter, nach Geschlecht, nach Familienstand, mit/ ohne Kinder im Haushalt, nach beruflicher Stellung und nach Schulbildung“.

Vereinbarkeit ist definitiv ein Entscheidungskriterium bei der Arbeitgeberwahl

Mehr Frauen (81 %) als Männer (72,2 %) sagen, dass ihnen die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben bei der Wahl eines Arbeitgebers wichtig ist. Zudem zeigt sich, dass die Vereinbarkeitsbedarfe bei den Beschäftigten unabhängig von ihrem Familienstand stark ausgeprägt sind: Zwar sind es bei den Verheirateten und Verwitweten die meisten (78,3 %), denen die Vereinbarkeit bei der Arbeitgeberwahl wichtig ist. Dahinter folgen aber direkt die Ledigen (73,7 %) und dann die Geschiedenen (70,2 %).

83,5 % der Erwerbstätigen, bei denen Kinder im eigenen Haushalt leben, finden die Vereinbarkeit bei der Arbeitgeberwahl essenziell. Bei den Beschäftigten ohne Kinder im Haushalt sind es rund 10 Prozentpunkte weniger: 73 %. Dennoch wird deutlich, dass Kinder nicht alleinig eine Rolle dabei spielen, ob für Beschäftigte Vereinbarkeit ein Entscheidungskriterium für einen Arbeitgeber ist.

Betrachtet man die Berufsbildung der befragten Erwerbstätigen zeigen sich kaum Unterschiede bei der Beantwortung der Frage, wie wichtig die Vereinbarkeit bei der Arbeitgeberwahl ist: Bei den Beschäftigten mit Berufsausbildung geben 78,1 % an, dass ihnen die Vereinbarkeit wichtig ist, bei den sich noch in Ausbildung befindlichen sind es 77,9 %, bei den Beschäftigten mit Studium oder einem höheren Abschluss 73,8 % und bei den Beschäftigten ohne Abschluss 71,4 %.

Absage an nicht-familienbewusste Arbeitgeber

Bei der Frage „Wäre die schlechte Vereinbarkeit für Sie ein Grund den Job zu wechseln?“ zeigt sich ein Trend: Je jünger desto handlungsentschlossener. Je jünger Erwerbstätige sind, desto mehr von ihnen würden den Job wechseln, wenn sich die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben für sie als schlecht erweist: Bei den 18- bis 29-Jährigen bekunden 77 % ihren Wechselwillen und bei den 30- bis 39-Jährigen 76 %. Immerhin knapp sieben von zehn (68 %) 40- bis 49-Jährige würden aufgrund schlechter Vereinbarkeit kündigen. Bei den Beschäftigten im Alter zwischen 50 und 64 Jahren sind es 57,5 % und bei den mindestens 65-Jährigen immerhin noch jeder Zweite (51,7 %).

Leben Kinder mit im Haushalt, scheint der Entschluss für einen Jobwechsel bei schlechter Vereinbarkeit eher gegeben. Aber auch die Kinderlosen bekundigen Handlungswillen: 74,1 % der Beschäftigten mit Kinder im eigenen Haushalt sehen in der schlechten Vereinbarkeit einen Grund, den Job zu wechseln. Bei den Erwerbstätigen ohne Kinder im Haushalt sind es 61,7 %.

Vereinbarkeitszertifikat überzeugt

50,1 % der männlichen Erwerbstätigen würden sich bei gleichen Bedingungen eher für einen Arbeitgeber entscheiden, der für die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben zertifiziert ist. Bei den Frauen sind es sogar über fünf Prozent mehr: 55,5 %. Nur 7,2 % der weiblichen und 8,7 % der männlichen Erwerbstätigen würden sich auf keinen Fall für einen zertifizierten Arbeitgeber entscheiden.

Unterschiede im Familienstand scheinen keinen großen Einfluss darauf zu haben, ob Erwerbstätige einen Arbeitgeber attraktiver finden, wenn dieser ein unabhängiges Vereinbarkeitszertifikat trägt. Interessanterweise sind es – wenn auch mit einem geringen Vorsprung – bei den Ledigen die meisten, für die ein solches Siegel die Arbeitgeberattraktivität steigert: 54,6 %. Bei den Verheirateten bzw. Verwitweten sind es 51,3 % und bei den Geschiedenen 51,1 %.

Insbesondere die Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen, die auch Teile der Generation Z einschließt, findet einen Arbeitgeber attraktiver, wenn dieser für die Vereinbarkeit unabhängig zertifiziert ist: Für sechs von zehn Personen dieser Altersgruppe (63,7 %) steigt die Arbeitgeberattraktivität mit einem unabhängigen Zertifikat für die Vereinbarkeit. Im Altersdurchschnitt sind es 52 %.

Zertifizierte Arbeitgeber sind beim Recruiting im Vorteil

Unabhängig vom Familienstand würde sich die Hälfte der Beschäftigten bei der Wahl des Arbeitgebers unter gleichen Bedingungen für die Organisation entscheiden, die für die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben zertifiziert ist: 54,9 % der unverheirateten Erwerbstätigen würden sich bei gleichen Bedingungen für einen Arbeitgeber mit Zertifizierung für die Vereinbarkeit entscheiden. Bei den Verheirateten bzw. Verwitweten sind es mit 52,1 % geringfügig weniger. Bei den Geschiedenen sind es noch leicht weniger, allerdings immer noch jeder Zweite: 50,8 %.

Sind Kinder im Haus, tendieren Beschäftigte eher zu einem für die Vereinbarkeit zertifizierten Arbeitgeber: Sechs von zehn (61,6 %) Beschäftigte, bei denen Kinder im Haushalt leben, würden sich bei gleichen Bedingungen für einen Arbeitgeber entscheiden, der ein Vereinbarkeitszertifikat trägt. Bei den Erwerbstätigen ohne Kinder im eigenen Haushalt sind es 49,6 %.

Zertifizierte Arbeitgeber locken Erwerbstätige – egal mit welcher Berufsbildung: Sechs von zehn (58,4 %) Erwerbstätige, die sich noch in der Ausbildung befinden, würden sich bei gleichen Bedingungen eher für einen Arbeitgeber entscheiden, der für die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben zertifiziert ist. Bei den Beschäftigten mit Berufsausbildung sind es 54,2 %, und bei den Erwerbstätigen ohne Abschluss 53,4 %. Am wenigsten, aber immer noch über die Hälfte (51,5 %) sind es bei den Erwerbstätigen mit Studium oder einem höheren akademischen Abschluss.

Das ideale Vereinbarkeitszertifikat: Objektiv und optimierend

Gefragt nach den Kriterien, die sie bei einem Zertifikat für die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben ansetzen, stimmen Frauen und Männer überein: Knapp vier von zehn Frauen (36,9 %) und Männern (36,7 %) ist bei einem Vereinbarkeitszertifikat wichtig, dass eine externe und unabhängige Begutachtung stattfindet. An zweiter Stelle folgt in der Rangliste bei beiden Geschlechtern (Frauen: 31,3 %: Männer: 32,1 %) der Nachweis kontinuierlicher Verbesserung als Kriterium. Platz 3 nimmt die Bewertung des aktuellen Stands ein (Frauen: 28 %; Männer: 28,8 %).

Auf den Rängen 4 und 5 folgen als Kriterien die langjährige Bekanntheit des Vereinbarkeitszertifikats und dessen überregionale Anerkennung. Allerdings finden 5 bis 6 % mehr Frauen diese Kriterien wichtig als ihre männlichen Geschlechtsgenossen (langjährige Bekanntheit – Frauen: 15,3 %; Männer: 9,2 %; überregionale Anerkennung – Frauen: 14,1 %; Männer: 8,4 %).

Welches Kriterium Erwerbstätigen bei einem Zertifikat für die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben wichtig ist, ist somit nicht vom Geschlecht abhängig, allerdings scheinbar (u.a.) von ihrem Alter. Während sich die meisten der 18- bis 29-Jährigen (43,8 %) für die Bewertung des aktuellen Stands aussprechen, legen die meisten der 30- bis 39-Jährigen (41,1 %) Wert auf eine externe und unabhängige Begutachtung. Jedoch folgt für diese Altersgruppe kurz dahinter (39 %) der Nachweis kontinuierlicher Verbesserungen der Vereinbarkeit. Die 40- bis 49-Jährigen (39,2 %) und die 50- bis 64-Jährigen (34.2 %) nennen ebenfalls am häufigsten die externe und unabhängige Begutachtung als wichtiges Kriterium für ein Vereinbarkeitszertifikat. In der Altersgruppe der ab 65-Jährigen sprachen sich die meisten (34,2 %) hingegen für die überregionale Anerkennung des Zertifikats aus.

Und auch bei der Betrachtung der Schulbildung der Erwerbstätigen zeigen sich bezüglich der am häufigsten genannten Kriterien, die ihnen bei einem Vereinbarkeitszertifikat wichtig sind, Unterschiede. Die Beschäftigten mit Abitur (40,6 %) nennen am meisten die externe und unabhängige Begutachtung als relevantes Kriterium. Bei den Erwerbstätigen mit mittlerer Reife und bei den Beschäftigten mit Hauptschulabschluss bzw. ohne Abschluss liegt das Kriterium Nachweis kontinuierlicher Verbesserung (28,6 % bzw. 33,6 %) ganz vorne.

Insgesamt belegen die externe und unabhängige Begutachtung sowie der Nachweis kontinuierlicher Verbesserungen damit die Top-Ränge der Kriterienskala. Objektivität und die Optimierung der betrieblichen Vereinbarkeitspolitik liegen damit im Fokus der Beschäftigten.

Einigkeit über Altersgruppen und Berufsbildung hinweg: Anbieter von Vereinbarkeitszertifikaten sollen unabhängig sein und durch fachliche Kompetenz überzeugen

Dass Neutralität erheblich zur Glaubwürdigkeit eines Vereinbarkeitszertifikats beiträgt, zeigen auch die Antworten auf die Frage, welche Kriterien bei einem Anbieter von Zertifizierungen zur Vereinbarkeit wichtig ist. So wird in allen Altersgruppen die Unabhängigkeit am häufigsten genannt: Sechs von zehn (57,9 %) der 18- bis 29-Jährigen finden diesen Aspekt essenziell, 42,2 % der 30- bis 39-Jährigen, 47 % der 40- bis 49-Jährigen, 40,6 % der 50- bis 65-Jährigen und 42,1 % der ab 65-Jährigen.

Und auch der Wunsch nach der Weiterentwicklung der betrieblich gestützten Vereinbarkeit bestätigt sich bei dieser Frage. Auf dem zweiten Rang der Kriterien für einen Zertifizierungsanbieter liegt bei allen Altersgruppen die fachliche Kompetenz in der Begleitung. Wieder ist der Anteil derer, die sich für dieses Kriterium aussprechen, bei den 18- bis 29-Jährigen am größten: 44,5 %. Bei den 30- bis 39-Jährigen sind es 35,9 %, bei den 40- bis 49-Jährigen 39,1 %, bei den 50- bis 65-Jährigen 35,7 % und bei den mindestens 65-Jährigen 33,8 %.

Beim Blick auf die Berufsbildung der Erwerbstätigen bestätigt sich ebenfalls das Ranking der Kriterien, die bei einem Zertifizierungsanbieter für die Vereinbarkeit für wichtig erachtet werden: Auf Platz 1 sowohl bei den Beschäftigten ohne Abschluss (67,7 %), bei den in Ausbildung befindlichen Beschäftigten (53,5 %), als auch bei den Beschäftigten mit Studium oder mit einem höheren akademischen Abschluss (47,3 %) und den Beschäftigten mit Berufsausbildung (37,8 %) die Unabhängigkeit des Zertifizierungsanbieters.

Die fachliche Kompetenz in der Begleitung durch einen Zertifizierungsanbieter finden 37,7 % der Akademiker wichtig. 36,9 % der Erwerbstätigen ohne Abschluss schließen sich dieser Meinung an. Bei den Beschäftigten mit Berufsausbildung finden 36,5 % die fachliche Kompetenz in der Begleitung wichtig und bei den noch in Ausbildung befindlichen Beschäftigten knapp jeder Vierte (24,4 %).

Hintergrundinformation

Das Meinungsforschungsunternehmen Civey führte im September 2019 im Auftrag der berufundfamilie Service GmbH eine Umfrage durch und erhielt von 2.500 Personen Antworten. Die Ergebnisse sind repräsentativ für Erwerbstätige in Deutschland ab 18 Jahren. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei 3,5 Prozent. Zusätzlich gefilterte Befragtengruppen sind Fachkräfte im Personalwesen/ Human Resources und Entscheider*innen.

Die berufundfamilie Service GmbH ist Dienstleisterin und der Think Tank im Themengebiet Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben. Ihr zentrales Angebot ist das audit berufundfamilie/ audit familiengerechte hochschule, das von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung initiiert wurde. Einsetzbar in allen Branchen und unterschiedlichen Betriebsgrößen, erfasst das audit den Status quo der bereits angebotenen familien- und lebensphasenbewussten Maßnahmen, entwickelt systematisch das betriebsindividuelle Potenzial und sorgt mit verbindlichen Zielvereinbarungen dafür, dass Familienbewusstsein in der Unternehmenskultur verankert wird. Nach erfolgreichem Abschluss dieses Prozesses entscheidet ein unabhängiges, prominent mit Vertreter*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verbänden besetztes Kuratorium über die Erteilung des Zertifikats zum audit. Die praktische Umsetzung wird von der berufundfamilie Service GmbH jährlich überprüft. Nach jeweils drei Jahren können zweimal im Rahmen von Re-Auditierungen weiterführende personalpolitische Ziele vereinbart werden. Daran (erstmalig nach neun Jahren) schließt sich das Dialogverfahren an. Nur bei erfolgreicher Durchführung des Dialogverfahrens darf der Arbeitgeber das Zertifikat weiterführen. Seit 1998 wurden rund 1.800 Arbeitgeber mit dem Zertifikat zum audit ausgezeichnet. Die berufundfamilie Service GmbH besitzt die europaweite Lizenz für das audit. Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey trägt die Schirmherrschaft für das audit, das von den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft – BDA, BDI, DIHK und ZDH – empfohlen wird. www.berufundfamilie.de (http://www.berufundfamilie.de)

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Silke Güttler
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