Theologe Seewald: „Synodaler Weg“ der katholischen Kirche in Teilen hinfällig Münsteraner Dogmatik-Professor beklagt „alte Masche“ von Schein-Mitwirkung

Köln (ots) – Köln. Der katholische Theologe Michael Seewald hält den „Synodalen Weg“, einen Reformprozess der deutschen katholischen Kirche, in wesentlichen Teilen für hinfällig. Mit dem Papstschreiben „Querida Amazonia“ seien zwei der vier Foren des Synodalen Weges „bereits erledigt, bevor sie ihre Arbeit begonnen haben“, sagte der Münsteraner Dogmatik-Professor dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Dienstag-Ausgabe). Nach dem Schreiben von Papst Franziskus sei klar: „Für Frauen wird sich in der Kirche nichts zum Besseren wenden, und Veränderungen an der ehelosen Lebensform der Priester wird es auf absehbare Zeit nicht geben.“

Den künftigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, der am 2. März als Nachfolger des Münchner Kardinals Reinhard Marx gewählt wird, sieht der 32 Jahre alte Seewald „von zwei Seiten in die Zange genommen: von einer kleinen, aber lauten Minderheit deutscher Bischöfe, die keinerlei Veränderung will, und von der römischen Kurie, die diesen Bischöfen Schützenhilfe leistet.“ Er halte es für unwahrscheinlich, „dass Deutschland 2022 etwas bekommt, das Amazonien 2020 verweigert wurde“.

Es bleibe also „bei der alten Masche: Man versucht, die Menschen tatkräftig an Zukunftsvisionen mitarbeiten zu lassen, damit sie das Gefühl bekommen, etwas bewirken zu können. Bis sie merken, dass das eine Illusion war und nichts passiert ist, sind wieder ein paar Jahre ins Land gegangen. Irgendwann ist dieses Spiel von Ankündigung, Hoffnung, Enttäuschung und neuer Ankündigung aber ausgespielt.“ Der neue Vorsitzende könnte sowohl Totengräber als auch „tragischer Held des Synodalen Wegs werden, wenn er sich für dessen Beschlüsse engagiert und in Rom scheitert“, so Seewald weiter.

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