Der WDR auf der Berlinale 2020 – Schlingensief-Doku feiert Weltpremiere – „Exil“ mit Misel Maticevic und Sandra Hüller – Event-Dreiteiler „Unsere wunderbaren Jahre“
Köln/Berlin (ots) –
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) geht in diesem Jahr mit insgesamt
vier Produktionen auf der Berlinale 2020 an den Start. Neben dem von
Visar Morina inszenierten Drama „Exil“ und dem Event-Dreiteiler
„Unsere wunderbaren Jahre“ präsentieren sich zwei hochintensive
Dokumentarfilme.
Eine Premiere der besonderen Art findet in der Reihe „Panorama –
Dokumente“ der Berlinale statt.
„Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien“ von Bettina Böhler
unternimmt nämlich als erster Film den Versuch, den Ausnahmekünstler
Christoph Schlingensief, der 2010 im Alter von nur 49 Jahren
verstarb, in seiner ganzen Bandbreite zu dokumentieren.
Im Fokus der Doku steht hier der „Familienmensch“ (Schlingensief über
Schlingensief), der in seinen Arbeiten gleichermaßen das Verhältnis
zu den Eltern in Oberhausen und die Hassliebe zu Deutschland
thematisiert hat. „In das Schweigen hineinschreien“ durchlebt die
ganze Entwicklung Schlingensiefs, vom quasi pubertierenden
Filmemacher im Kunstblutrausch, über den Bühnenrevoluzzer von Berlin
und Bayreuth, bis hin zum vermeintlichen, allseits geehrten
Staatskünstler, der kurz vor seinem Tod die Einladung erhält, den
Deutschen Pavillon in Venedig zu gestalten. Das Portrait ist eine
Koproduktion von Filmgalerie 451 mit RBB und WDR, unterstützt durch
die Film- und Medienstiftung NRW.
WDR-Redaktion: Jutta Krug
Mit „Die Insel der hungrigen Geister“ bringt der WDR einen weiteren
Dokumentarfilm ein. Der inzwischen mit etlichen Preisen
ausgezeichnete Film (u.a. „Best Documentary Feature“ @ Tribeca Film
Festival 2018) führt die rigide menschenverachtende Asylpolitik
Australiens anhand eines Internierungslagers für Geflüchtete auf
einer entlegenen Insel im Indischen Ozean vor Augen. Er hat es jetzt
in die Vorauswahl für den Deutschen Filmpreis 2020 geschafft und
läuft in der LOLA-Reihe der Berlinale.
Inhaltlich zeigt die Produktion ein in den Tiefen des mystischen
Dschungels verborgen gelegenes Gefangenenlager, in dem tausende
Asylsuchende auf unbestimmte Zeit festgehalten werden. Ihre einzige
Verbindung zur Außenwelt ist die Trauma-Therapeutin Poh-Lin Lee. Die
Regisseurin Gabrielle Brady begleitet Poh-Lin zu Therapie-Gesprächen.
Sie hat einen außergewöhnlichen Zugang zu den sehr persönlichen
Geschichten und Gefühlszuständen der Menschen. Die atmosphärischen,
fast traumartigen Bild- und Tonsequenzen der Insel untermalen die
Stimmung und Beklommenheit die Poh-Lin aus den Therapiesitzungen nach
Hause begleiten und immer schwerer auf ihr lasten.
Die Doku ist eine Chromosom Film Produktion in Koproduktion mit Third
Films, Various Films, Echotango, dem BFI und dem WDR. Gefördert von
der Film- und Medienstiftung NRW, dem Medienboard Berlin-Brandenburg,
Screen Territory Australia, Proteus, dem Get Up Fund, der Bertha
Foundation und GNS Ceramics. Der Weltvertrieb läuft über Autlook
Filmsales.
WDR-Redaktion: Jutta Krug
„Exil“ mit Misel Maticevic und Sandra Hüller
Der im Kosovo geborene und in Deutschland lebende Chemieingenieur
Xhafer (gespielt von Misel Maticevic fühlt sich aufgrund seiner
ethnischen Herkunft am Arbeitsplatz diskriminiert und schikaniert.
Als eines Tages eine tote Ratte an seinem Gartenzaun hängt, ist für
ihn sofort klar, dass seine rassistischen Kollegen dahinterstecken
müssen. In jedem Ereignis, jeder Äußerung, jeder Geste sieht er einen
Beweis dafür. Xhafer fühlt sich von Tag zu Tag unwohler. Seine
deutsche Frau Nora (verkörpert von Sandra Hüller / „Toni Erdmann“)
ist zunehmend müde, dass er alle und alles ständig des Rassismus
verdächtigt. Als Xhafer schließlich seinen Job, seine Frau und seine
Familie verliert, findet er sich in einem Drahtseilakt wieder, hin-
und hergerissen zwischen seinem Leben als integrierter
Mittelschicht-Familienmensch und Fremder in seiner Wahlheimat.
Das aufrüttelnde Drama, welches in der Sektion „Panorama-Programm“
der Berlinale aufgeführt werden soll, ist eine 121-minütige Chronik
einer schleichend wachsenden, womöglich aber auch nur eingebildeten
Bedrohung. In weiteren Rollen des Films sind unter anderem Rainer
Bock, Thomas Mraz und Flonja Kodheli zu sehen.
Der Thriller vom vielfach ausgezeichneten Regisseur Visar Morina
(„Babai“ & „Von Hunden und Tapeten“) über die Themen Paranoia und
Identität ist eine Komplizen Film Produktion in Koproduktion mit
Frakas Productions, Ikonë Studio, WDR, Arte, VOO und BeTV, gefördert
von Film- und Medienstiftung NRW, Die Beauftragte der Bundesregierung
für Kultur und Medien, Deutscher Filmförderfonds, Tax Shelter of the
Belgian Federal Government, Casa Kafka Pictures Movie Tax Shelter
Empowered by Belfius, Medienboard Berlin-Brandenburg, Eurimages,
Kosovo Cinematography Center, Filmförderungsanstalt.
WDR-Redaktion: Andrea Hanke
Beim Berlinale Series Market des European Filmmarket präsentiert der
WDR die Event-Serie „Unsere wunderbaren Jahre“ von Elmar Fischer mit
Katja Riemann, Thomas Sarbacher, Elisa Schlott, Vanessa Loibl, Anna
Maria Mühe, Ludwig Trepte, Franz Hartwig, David Schütter und
Hans-Jochen Wagner in den Hauptrollen. Ein mitreißendes
Gesellschaftspanorama des Wirtschaftswunder-Deutschlands der 40er und
50er Jahre, das am 20. Juni 1948 mit der Ausgabe von 40 druckfrischen
D-Mark beginnt. Die Einführung der neuen Währung bedeutet die Chance
für einen Neuanfang und den Aufbruch in eine neue Zeit.
„Unsere wunderbaren Jahre“ basierend auf dem Roman von Peter Prange
ist eine Produktion der UFA Fiction in Koproduktion mit MIA Film im
Auftrag des WDR und der ARD Degeto für Das Erste, gefördert von der
Film- und Medienstiftung NRW. (Das Erste, 18., 21. und 25. März 2020,
jeweils 20.15 Uhr).
WDR-Redaktion: Caren Toennissen
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